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Dienstgesinnung

Das Opus Dei, operatio Dei, Arbeit Gottes, verlangt von allen seinen Mitgliedern, dass sie arbeiten, denn die Arbeit ist Mittel der Heiligung und des Apostolats. Aus diesem Grund bewundern, lieben und unterstützen auf der ganzen Welt tausende Menschen, Katholiken und Nichtkatholiken, Christen und Nichtchristen, liebevoll unser Werk. Und dafür danken wir dem Herrn.

Es gibt unter euch auch einige, die – weil sie sich gut vorbereitet fühlen, um aktiv die öffentlichen Probleme ihres Heimatlandes zu lösen – in völliger Freiheit und in persönlicher Verantwortung in der Politik arbeiten. Ihr seid wenige: der übliche Prozentsatz in der Zivilgesellschaft. Und wie alle anderen Mitglieder des Werkes in ihren zeitlichen Beschäftigungen handelt ihr in diesem Bereich, ohne euch auf euren katholischen Glauben oder eure Zugehörigkeit zum Opus Dei zu berufen und ohne euch der Kirche oder des Werkes zu bedienen, denn ihr wisst, dass ihr weder die Kirche Gottes noch das Werk in weltliche Belange hineinziehen dürft. Bei eurer Arbeit im öffentlichen Leben dürft ihr nicht vergessen, dass wir Katholiken eine Gesellschaft freier Menschen anstreben – alle mit denselben Rechten und denselben Pflichten gegenüber dem Staat –, aber vereint in einer einvernehmlichen und wirksamen Arbeit zugunsten des Gemeinwohls, unter Anwendung der Prinzipien des Evangeliums, die die ständige Quelle der Lehre der Kirche sind.

Ihr habt das volle Recht, diese Berufung zum Politiker zu leben. Wenn irgendein Staat euch Schwierigkeiten macht, müsste er diese auch den Mitgliedern der anderen Vereinigungen von Gläubigen bereiten. Ja, man müsste in richtiger Logik aus demselben Grund – dem Gehorsam, den die Gläubigen den kirchlichen Autoritäten schulden – für alle praktizierenden Katholiken die gleichen Hindernisse aufstellen und ihnen die Fülle ihrer Rechte und Pflichten in der zeitlichen Gesellschaft absprechen. Es ist ungerecht, die praktizierenden Katholiken als Bürger minderer Qualität zu behandeln. Allerdings fehlt es nicht an Beispielen von Diskriminierungen dieser Art in der jüngeren Geschichte.

Wenn ihr euch zum politischen Leben berufen fühlt, dann arbeitet ohne Angst und bedenkt, dass ihr euch einer Unterlassungssünde schuldig macht, wenn ihr es nicht tut. Setzt euch ein mit professioneller Seriosität, indem ihr euch an die technischen Anforderungen dieser Arbeit hält, mit dem Blick auf den christlichen Dienst an allen Menschen eures Landes und im Gedanken an die Eintracht aller Nationen.

Es zeugt von klerikaler Denkweise, wenn in den liturgischen Lobreden auf Regenten, die zur Ehre der Altäre gelangt sind – sie wurden von Personen verfasst, die außerhalb dieser Welt lebten –, diese dafür gepriesen werden, dass sie ihre Reiche mehr durch ihre Frömmigkeit als durch die Ausübung der königlichen Gewalt regiert haben: pietate magis quam imperio, mehr mit Wohlwollen als mit gerechter Herrschaft.

Wenn ihr eure Sendung erfüllt, dann tut es mit Lauterkeit – ohne die übernatürliche Sicht zu verlieren –, aber vermischt nicht das Göttliche mit dem Menschlichen. Tut die Dinge so, wie Menschen sie tun müssen, ohne aus den Augen zu verlieren, dass die Ordnungen der Schöpfung ihre eigenen Prinzipien und Gesetze haben, die man nicht mit engelhaften Posen sprengen darf. Das schlimmste Lob für einen meiner Söhne wäre zu sagen, dass er wie ein Engel ist. Wir sind keine Engel, wir sind Menschen.

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