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Wir dürfen nicht vergessen, meine Kinder, dass der Herr gesagt hat, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist9, denn als Er zuließ, dass der Mensch seine Freiheit missbrauchte, hat Er in Kauf genommen, dass bis zum Tag der Ernte das Unkraut und der gute Weizen gleichzeitig wachsen.10 Und das Böse ist aufgeblüht! Schon seit der Wiege der Kirche, noch zu Lebzeiten der Apostel, treten Irrlehren und Spaltungen auf. Verfolgungen durch die Heiden, in den ersten Zeiten des Christentums, der Islam, der Protestantismus,[1] und der Kommunismus heute. Auf dem Feld, das Gott auf Erden angelegt hat und das Christi Erbe ist, gedeiht Unkraut. Nicht nur Unkraut, Unkraut in Fülle!

Bevor nicht vom Himmel die Heilige Stadt, das neue Jerusalem – ein neuer Himmel und eine neue Erde11 – herabsteigt, wird es keine Waffenruhe in der Schlacht geben, welche der Herr der Herren, der König der Könige, und mit Ihm die Berufenen, Auserwählten und Treuen12 führen gegen die Diener des Tieres und den Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, erhebt, um sich sogar in den Tempel Gottes zu setzen und sich als Gott auszugeben13.

[1] „der Islam, der Protestantismus“: In den bisher veröffentlichten Schriften des heiligen Josefmaria findet sich keine vergleichbare Aufzählung. Auszuschließen ist, dass er einzelne Religionen verunglimpfen wollte – er greift hier den Islam und den Protestantismus beispielhaft heraus –, sondern es ging ihm um eines: die Trennung der Religionen als Widerspruch zum Wunsch Christi nach Einheit und daher als Übel – und Werk des Bösen – zu beklagen. Escrivá hielt die Einheit als eines der vier Wesensmerkmale der Kirche hoch und war auch persönlich darum bemüht, in vielen Feinheiten eine bedingungslose Einheit mit der Kirche und dem Papst zu leben. Zugleich war ihm wichtig, alle mit offenen Armen zu empfangen und verfügte, dass alle korporativen Werke des Opus Dei für jedermann, unabhängig nicht nur von Stand und Ethnie, sondern auch von Religion, offen sein müssen, denn letztlich sind alle Kinder Gottes. Ein Zitat aus der Homilie „Loyal zur Kirche“ (1972) illustriert seine Haltung: „Ich schätze alle aufrichtig: Katholiken und Nichtkatholiken, jene, die an etwas glauben, und jene, die nichts glauben und die mich traurig stimmen. Aber Christus hat eine einzige Kirche gegründet, Christus hat eine einzige Braut.“ (Anm. d. Übers.)

Anmerkungen
9

Vgl. Joh 18,36.

10

Vgl. Mt 13,24-30.

11

Vgl. Offb 21,1-2.

12

Offb 17,14.

13

2 Thess 2,3-4; vgl. Offb 13,1-17.

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