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Eure apostolische Arbeit, meine Kinder, ist keine kirchenamtliche Tätigkeit[12]. Und obwohl an sich nichts dagegenspricht, dass manche von euch Vereinigungen von Gläubigen angehören, wird dies nicht die Regel sein, denn das spezifische Apostolat, für das das Werk euch vorbereitet – das Gott von uns will – hat keinen konfessionellen Anstrich[13].

Wir leben mit dieser Diskretion eine wunderbare kollektive Demut, denn durch eure stille Arbeit lebt ihr, ohne mit Erfolgen oder Triumphen zu prahlen – zugleich aber, ich sage es nochmals, ohne Geheimnisse oder Geheimniskrämerei, die wir nicht brauchen, um Gott zu dienen – unauffällig unter den anderen katholischen Gläubigen – denn das seid ihr: katholische Gläubige –, ohne für die gute Saat, die ihr sät, Beifall zu erhalten.

Trotzdem können einige von euch, insbesondere in ländlichen Gegenden, wo ein anderes Vorgehen befremdlich wäre, in Bruderschaften und anderen apostolischen Initiativen der Pfarreien mitarbeiten und danach trachten, sie zu fördern und zu beleben, ohne jedoch in der Regel Ämter zu übernehmen. Daher werden jene, die eine Vereinigung von Gläubigen leiten und – leider – ein Monopol beanspruchen, nicht fürchten müssen, dass wir ihnen ihre Alleinherrschaft entreißen. Denn wir sind der Ansicht, dass sie das, was sie tun, ruhig weiter tun sollen. Wir müssen auf unsere eigene Weise handeln, und diese ist eine ganz andere.

Trotzdem werdet ihr als Christgläubige, die ihr seid, dem öffentlichen Kult, den die Gesellschaft als solche dem Herrn schuldet, nicht fernbleiben, solange die herrschende Stimmung oder die größere Wirksamkeit des Apostolats nicht etwas anderes raten. Ich habe sehr oft gelitten, wenn ich Zeuge von Kultakten gewesen bin, bei denen die Gemeinde fehlte, an denen die Familie, das Volk Gottes, nicht teilnahm. Ich bin sicher, dass dieser öffentliche Kult, wenn ihr treu seid, eine schlichte und würdige Realität sein wird, ohne Getue und Übertreibungen, die ihn oft in eine pittoreske Darbietung verwandeln.

[12] „ist keine kirchenamtliche Tätigkeit“: Für Escrivá ist das Apostolat Sache jedes Einzelnen, nicht Sache der Institution. Deren Aufgabe beschränkt sich im Fall des Opus Dei darauf, die Personen, die dem Opus Dei angehören oder sich ihm nähern, pastoral zu orientieren und zu betreuen. Für ihn liegt die apostolische Tat immer in der Verantwortung der Mitglieder, Mitarbeiter und Freunde und ist Frucht ihrer Initiative. Dabei hilft ihnen die Orientierung und geistliche Hilfe, die man ihnen erteilt. (Anm. d. Hrsg.)

[13] „hat keinen konfessionellen Anstrich“: Die Sendung eines Jüngers Jesu in der Welt entfaltet sich aus dem Bewusstsein der Taufe und wird ausgeübt in den persönlichen Beziehungen, die der Einzelne pflegt. Deshalb kann sie nicht offiziell katholisch oder „konfessionell“ sein, denn sie ist Ergebnis des persönlichen Glaubenslebens und findet ihren Ausdruck im Beruf oder in den weltlichen Aktivitäten. (Anm. d. Hrsg.)

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