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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Übernatürliches Leben, Leben aus dem Glauben → Wirken des Heiligen Geistes.

Gott in unserem Leibe tragen

Die Art und Weise, wie manche Menschen - recht viele! - aus der Unreinheit ein immer wiederkehrendes Grundthema machen wollen, habe ich stets als bedrückend empfunden; oft habe ich auch feststellen müssen, daß sie dadurch das Gegenteil von dem erreichen, was sie bezwecken, denn dieses Insistieren auf einer so klebrigen Angelegenheit ist geeignet, das Gewissen durch Komplexe und Ängste zu verbilden, so als wäre die Reinheit der Seele ein schier unüberwindliches Hindernis. Das ist nicht unsere Art. Wir müssen von der heiligen Reinheit positiv und deutlich sprechen, mit Anstand und Klarheit.

Darüber nachzudenken heißt, ein Gespräch über die Liebe zu führen. Dabei hilft es mir - ich sagte es euch eben schon -, mich an die heiligste Menschheit unseres Herrn zu wenden, mich in die unaussprechliche Heilstat Gottes zu versenken, der sich bis zur Menschwerdung verdemütigt und der es aus seiner geradezu wahnsinnigen Liebe zu uns nicht als entwürdigend verschmäht, unser elendes, hinfälliges Fleisch anzunehmen, die Sünde ausgenommen. Er setzt sich durch seine Erniedrigung nicht herab, uns aber erhebt und vergöttlicht Er an Leib und Seele. Auf den Ruf seiner Liebe mit einem Ja zu antworten, sie mit einer klaren, glühenden, geordneten Liebe zu erwidern - darin besteht die Tugend der Keuschheit.

Der ganzen Welt müssen wir mit unserem Wort und mit dem Zeugnis unseres Tuns zurufen: Vergiften wir doch nicht unser Herz, als seien wir, gleich den armen Tieren, von den niedrigsten Instinkten beherrscht! Ein christlicher Schriftsteller erklärt das so: Bedenkt, daß das menschliche Herz nicht klein ist, denn es umfaßt so vieles. Meßt diese Größe nicht an seiner physischen Ausdehnung, sondern an der Kraft seiner Gedanken, die zur Erkenntnis so vieler Wahrheiten gelangen können. Es ist möglich, dem Herrnim Herzen einen Weg zu bereiten, damit das Wort und die Weisheit Gottes dort eintreten. Bereitet den Weg des Herrn durch ein ehrbares Verhalten, durch makellose Werke, ebnet den Pfad, damit das Wort Gottes in euch ohne zu straucheln wandle und euch die Erkenntnis seiner Geheimnisse und seiner Ankunft schenke (Origines, In Lucam homiliae, 21 (PG 13, 18, 56]).

Die Heilige Schrift belehrt uns, daß dieses großartige Werk der Heiligung, dieses verborgene und herrliche Wirken des Trösters, sich in der Seele und im Leibe vollzieht. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? ruft der Apostel aus. Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern einer Buhlerin machen? () Wißt ihr nicht, daß Euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Daß ihr somit nicht mehr euch selbst gehört? Ihr seid um einen teuren Preis erkauft. Darum verherrlicht Gott und tragt Ihn in eurem Leibe! (1 Kor 6,15, 19-20)

Niemals bin ich müde geworden, vom Gebet zu sprechen, und das wird mit der Gnade Gottes immer so bleiben. Als um 1930 zu mir, einem jungen Priester, Leute aus allen Kreisen - Akademiker und Arbeiter, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Priester und Laien - mit dem Verlangen kamen, näher beim Herrn zu sein, da gab ich ihnen stets den einen Rat: Betet! Und wenn einer mir antwortete, er wisse nicht einmal, wie er es anfangen sollte, dann empfahl ich ihm, sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen und Ihm seine Unruhe und seine Beklemmung mit genau dieser Klage vorzutragen: Herr, ich kann nicht! Und oft ist aus jenen bescheidenen Aussprachen eine innige Beziehung zu Christus, ein ständiger Umgang mit Ihm geworden.

Viele Jahre sind seither vergangen, und immer noch ist dies das einzige Mittel, das ich kenne. Wenn du dich nicht imstande fühlst zu beten, geh zu Christus, wie seine Jünger zu Ihm gingen: Herr, lehre uns beten! (Lk 11,1) Du wirst dann erfahren, daß der Heilige Geist uns in unserer Schwachheit beisteht. Wir wissen ja nicht, was rechtes Beten ist. Da tritt der Geist mit unaussprechlichem Seufzen und Flehen für uns ein (Röm 8,26), denn kein Wort vermag jene unauslotbare Tiefe auszudrücken.

Festigkeit soll das Wort Gottes in uns bewirken! Der Rat, den ich im Laufe meiner priesterlichen Arbeit immer wieder gegeben habe und den ich weiterhin gebe, ist keine Erfindung von mir. Er steht in der Heiligen Schrift, und von dort habe ich ihn übernommen: Herr, ich weiß nicht, wie ich mich an Dich wenden soll! Herr, lehre uns beten! Der liebende Beistand des Heiligen Geistes kommt uns dann zu Hilfe. Als Licht, als Feuer, als Sturmwind entzündet Er die Flamme und macht sie fähig, Brände der Gottesliebe zu entfachen.

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit

Am Anfang standen einfache, schöne mündliche Gebete, die wir als Kinder gelernt hatten und die wir niemals aufgeben möchten. Jetzt fließt das Gebet, das kindlich naiv begann, wie ein breiter, stiller und sicherer Strom; es folgt den Spuren der Freundschaft mit dem, der sagte: Ich bin der Weg (Joh 14,6). Wenn wir Christus so lieben, wenn wir uns mit einer heiligen Verwegenheit in die offene Wunde seiner Seite, von der Lanze einst Ihm beigebracht, flüchten, dann wird sich die Verheißung des Meisters erfüllen: Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort bewahren, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Joh 14,23).

Das Herz kann dann gar nicht mehr anders, als jede einzelne der drei göttlichen Personen zu kennen und anzubeten. Das ist für die Seele wie eine neue Entdeckung im übernatürlichen Leben, so wie ein kleines Kind nach und nach die Welt entdeckt. Die Seele hält liebende Zwiesprache mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist; sie unterwirft sich gern dem Wirken des lebenspendenden Trösters, der, ganz ohne unser Verdienst, in uns Einzug hält und uns die übernatürlichen Gnadengaben und Tugenden schenkt.