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Es gibt 2 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Asketischer Kampf, Kampf im inneren Leben → froh und sportlich.

Manchmal ist mir aufgefallen, wie die Augen eines Sportlers leuchten, wenn er vor dem Hindernis steht, das er überwinden muß. Und er schafft es! Seht nur, wie er mit den Schwierigkeiten fertig wird! So schaut Gott, unser Herr, auf uns. Er liebt unseren Kampf: Wir werden immer Sieger bleiben, denn nie entzieht Er uns die Allmacht seiner Gnade. Und da Er uns nicht im Stich läßt, macht es nichts aus, daß wir kämpfen müssen.

Es ist Kampf, aber kein Verzicht. Wir antworten mit einem frohen Ja, mit einer freien und freudigen Hingabe. Dein Verhalten darf sich nicht darauf beschränken, dem Sturz nur auszuweichen, nur die Gelegenheit zu meiden; es darf keinesfalls bloß ein kaltes, berechnendes Nein sein. Hast du dich davon überzeugt, daß die Keuschheit eine Tugend ist und daß sie folglich wachsen und sich vervollkommnen muß? Ich sage es noch einmal: Es genügt nicht, daß wir, unserem Stand gemäß, enthaltsam sind. Wir müssen keusch leben, mit heroischer Haltung. Es geht also um eine positive Einstellung, in der wir bereitwillig der göttlichen Forderung entsprechen: Praebe, fili mi, cor tuum mihiet oculi tui vias meas custodiant (Spr 23,26), schenke mir, mein Sohn, dein Herz, und laß deinen Blick schweifen über die Felder meines Friedens.

Und jetzt frage ich dich: Wie rüstest du dich für diesen Kampf? Du weißt sehr gut, daß er schon gewonnen ist, wenn du ihn nur von Anfang an aufnimmst. Fliehe sofort die Gefahr, wenn du die ersten Funken der Leidenschaft spürst, ja noch früher. Sprich außerdem sofort mit deinem geistlichen Leiter. Besser noch vorher, denn nur wenn ihr das Herz ganz öffnet, werdet ihr keine Niederlage erleiden. Die stete Wiederholung ähnlicher Handlungen läßt eine Gewohnheit entstehen, eine Neigung, der man mit Leichtigkeit folgt. Also ist Kampf nötig, um die Neigung zur Tugend zu erlangen, die Neigung zur Abtötung, um die höchste Liebe nicht von sich zu stoßen.

Bedenkt den Rat, den der heilige Paulus Timotheus gibt: Te ipsum castum custodi (1 Tim 5,22), bewahre dich rein, damit auch wir immer wachsam und entschlossen den Schatz behüten, den Gott uns anvertraut hat. Wie viele Menschen habe ich in meinem Leben klagen hören: Ach, hätte ich doch nur den Anfängen gewehrt! Und sie sagten es bedrückt und voll Scham.

Wenn wir unglücklicherweise zu Fall kommen, müssen wir sofort wieder aufstehen. Mit der Gnade Gottes, die uns - wenn wir die genannten Mittel anwenden - nicht fehlen wird, müssen wir sofort die Reue, die demütige Aufrichtigkeit und die Sühne suchen, damit sich die Niederlage eines Augenblicks in einen großen Sieg Jesu Christi verwandelt.

Gewöhnt euch daran, den Kampf schon weit vor den Mauern der Festung aufzunehmen. Gleichgewichtskünste am Rande des Abgrunds sind schlecht. Wir müssen in uns entschlossen bereits den Willen zur bloß möglichen Ursache des Bösen bekämpfen, müssen selbst eine kleine Lieblosigkeit vermeiden; ferner müssen wir den Wunsch nach einem beharrlichen und fruchtbaren christlichen Apostolat haben, das die heilige Reinheit als Fundament braucht und überdies eine ihrer charakteristischen Früchte sein wird. Schließlich ist es notwendig, die Zeit immer gut auszunützen, indem wir intensiv und verantwortungsbewußt arbeiten und dabei die Gegenwart Gottes suchen, denn wir dürfen niemals vergessen, daß wir um einen hohen Preis erkauft und Tempel des Heiligen Geistes sind.

Welche anderen Ratschläge könnte ich euch noch geben? Nun, daß ihr all das tut, was die Christen immer getan haben, die wirklich Christus nachfolgen wollten, angefangen bei jenen ersten, die Jesu unmittelbare Nähe erfuhren: häufiger Umgang mit dem Herrn in der Eucharistie, kindliche Anrufung der allerseligsten Jungfrau, Demut, Mäßigkeit, Abtötung der Sinne - man soll nicht anschauen, was man nicht begehren darf, hat der heilige Gregor der Große gesagt (Gregor der Große, Moralia, 21, 2, 4 (PL 76, 190]) - und die Buße.

Ihr werdet mir sagen, das alles sei wie eine Zusammenfassung des ganzen christlichen Lebens. Tatsächlich kann man die Reinheit - die ja Liebe ist - nicht vom Kern unseres Glaubens trennen: von der Liebe, vom immer wieder neu Sich-in-Gott-Verlieben, in Gott, der uns geschaffen und erlöst hat, der ständig unsere Hand ergreift, auch wenn wir uns dessen vielfach gar nicht bewußt werden. Er kann uns nicht im Stich lassen: Sion sprach: Der Herr hat mich verlassen und mein vergessen. Kann denn ein Weib ihr Kind vergessen, daß sie kein Mitleid träge mit dem Sohne ihres Schoßes? Und wenn sie seiner vergessen könnte, so werde doch ich nie deiner vergessen (Jes 49,14-15). Erfüllen euch diese Worte nicht mit Freude?

Verzeichnis der Schriftstellen