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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Kreuz → die drei Wege.

Mir fällt da eine Erzählung ein, von einem Klassiker des spanischen Goldenen Jahrhunderts, die einige von euch wahrscheinlich schon bei anderen Betrachtungen gehört haben. Der Autor schildert einen Traum, den er hatte: Vor ihm öffnen sich zwei Wege; der eine ist breit und leicht begehbar, mit zahlreichen Wirtshäusern und einladenden Raststätten. Menschen zu Pferde oder in Kutschen ziehen auf ihm dahin, musizierend und lachend, albern lärmend. Es sind viele, sehr viele. Alle scheinen wie trunken von einem Rausch des Wohlgefühls, einem Rausch, der trügt und rasch verfliegt - denn jene Straße führt zu einem tiefen Abgrund. Das ist der Weg des verweltlichten Menschen, des unverbesserlichen Spießers. Diese Leute tragen eine Freude zur Schau, die sie gar nicht besitzen; unersättlich suchen sie neue Annehmlichkeiten und Vergnügungen. Schmerz, Verzicht und Opfer ängstigen sie. Vom Kreuz Christi wollen sie nichts wissen; das sei etwas für Verrückte. Aber die wirklichen Toren sind sie: Sklaven des Neids, der Schwelgerei, der Sinnlichkeit; am Ende kommen sie mit sich selbst nicht mehr zurecht und merken - wenn auch spät -, daß sie ihr irdisches und ihr ewiges Glück wegen ein paar fader Lappalien verscherzt haben. Der Herr mahnt uns: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert? (Mt 16,25-26)

Unser Träumer in der Novelle erblickt noch einen anderen Weg. Der geht in die entgegengesetzte Richtung und ist so schmal und steil, daß man auf ihm nicht reiten kann; zu Fuß klimmen die Wanderer langsam empor; mit heiterer Miene klettern sie über Felsengeröll und überqueren Stellen voller Disteln; hier und dort bleiben Kleidungsfetzen an den Dornen hängen, die manchmal sogar Wunden ins Fleisch reißen. Aber am Ende der Wanderung erwartet sie ein herrlicher Garten, das ewige Glück, der Himmel. Das ist der Weg der heiligmäßigen Menschen, die bereit sind, sich aus Liebe zu Christus zu demütigen und sich für die anderen zu opfern. Hier kennen die Wanderer keine Angst vor dem mühsamen Anstieg; sie tragen in Liebe ihr Kreuz, mag es auch schwer sein, weil sie wissen, daß sie trotz der drückenden Last aufrecht werden weitergehen können, denn ihre Stärke ist Christus.

Was macht es aus, daß wir stolpern, wenn wir zugleich mit dem Schmerz unseres Sturzes die Kraft finden, wieder aufzustehen und mit frischem Schwung weiterzugehen? Prägen wir es uns ein: Heilig ist nicht, wer niemals fällt, sondern wer - demütig und mit heiliger Hartnäckigkeit - immer wieder aufsteht. Im Buch der Sprüche heißt es, daß der Gerechte siebenmal am Tage fällt (Vgl. Spr 24,16): deshalb werden wir, du und ich, arme Geschöpfe, angesichts unserer eigenen Kläglichkeiten und unseres Stolperns weder verwundert noch entmutigt sein; denn wir können ja weitergehen, wenn wir uns die Kraft bei dem holen, der uns verheißen hat: Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken (Mt 11,28). Dank Dir, Herr, quia tu es, Deus, fortitudo mea (Ps 42,2), weil Du, Gott, meine Stärke bist: Du, immer nur Du, mein Gott, bist mir Kraft, Zuflucht, Halt.

Willst du im inneren Leben wirklich voranschreiten, dann sei demütig. Suche beharrlich und vertrauensvoll die Hilfe des Herrn und seiner heiligen Mutter, die auch deine Mutter ist. In Frieden und ganz ruhig, mag auch die frische Wunde nach dem letzten Sturz noch so sehr schmerzen, umarme von neuem das Kreuz und sage: Herr, mit Deiner Hilfe will ich kämpfen, daß ich nicht stehen bleibe; ich will auf Deine Aufforderungen treu antworten, weder steile Wege noch die scheinbare Eintönigkeit meiner alltäglichen Arbeit, noch Disteln, noch Stolpersteine sollen mir Angst machen. Ich weiß um Deine Barmherzigkeit, und auch, daß ich am Ende meines Weges das ewige Glück, die Freude und die unendliche Liebe finden werde.

Aber noch einen dritten Weg gibt es in jener Traum-Erzählung: auch er ist schmal, rauh und von Gestrüpp bewachsen wie der zweite; auf ihm kämpfen sich einige Menschen durch die vielen Hindernisse hindurch, mit stolzem Pathos und mit theatralischer Miene; doch auch dieser Weg mündet in denselben grauenvollen Abgrund wie der erste. Es ist der Pfad, den die Heuchler gehen, die, von unlauterer Absicht und unredlichem Eifer getrieben, die Arbeit für Gott entwürdigen, indem sie sie in den Dienst irdischer, egoistischer Pläne stellen. Es ist töricht, ein mühsames Werk anzupacken, um bewundert zu werden, und mit mühseliger Anstrengung die Gebote Gottes zu beobachten, nur um einen irdischen Lohn einstreichen zu können. Wer durch die Übung der Tugenden auf Erden Gewinn machen will, ist wie einer, der einen kostbaren Wertgegenstand fürein paar Pfennige verramscht; er könnte den Himmel erobern, gibt sich aber mit vergänglichem Beifall zufrieden () Deshalb heißt es, daß die Hoffnungen der Heuchler wie Spinnweben sind: mit so viel Mühe gesponnen, und amEnde vom Windhauch des Todes fortgeweht (Gregor der Große, Moralia, 2, 8, 43-44 (PL 75, 844-845]).

Wie das Schlagen des Herzens

Ich weiß, daß ihr, während ich zu euch spreche, bemüht seid, in der Gegenwart Gottes euer Leben zu überprüfen. Stimmt es nicht, daß so manches Unbehagen und so manche friedlosen Augenblicke in deiner Seele daher rühren, daß du den göttlichen Einladungen nicht entsprochen hast? Oder gingst du vielleicht auf dem Weg der Heuchler, weil du dich selbst suchtest? Nach außen unselig bemüht, den Schein einer christlichen Haltung zu wahren, weigertest du dich im Innern, den Verzicht anzunehmen, deine dunklen Leidenschaften abzutöten und dich selbstlos und ohne Einschränkungen hinzugeben wie Jesus Christus.

Versteht, in dieser Zeit des Gebetes vor dem Tabernakel dürft ihr euch nicht darauf beschränken, allein die Worte zu hören, mit denen der Priester das persönliche Gebet eines jeden einzelnen von euch zu konkretisieren sucht. Ich gebe dir Anregungen und bestimmte Hinweise, damit du sie aufgreifst und selbst betrachtest. Sie sollen zum Stoff eines ganz persönlichen und stillen Gespräches zwischen Gott und dir werden, damit du sie auf deine gegenwärtige Situation anwenden kannst. So wirst du im Lichte Gottes klar sehen können, was in deinem Verhalten richtig ist und was sich in eine falsche Richtung entwickelt; und dies wirst du dann mit Hilfe der Gnade zu korrigieren imstande sein.

Danke Gott für das viele Gute, das du uneigennützig getan hast. Auch du darfst wie der Psalmist beten: Erzog mich heraus aus der Todesgrube, aus Schlamm und Morast.Er stellte meine Füße auf Felsengrund, sicher machte Er meine Schritte (Ps 39,3). Bitte auch um Vergebung für deine Unterlassungen und für deine Fehltritte, denn bisweilen hast du dich im öden Labyrinth der Heuchelei verirrt, wenn du von der "Ehre Gottes" und dem "Wohl des Nächsten" sprachst und dabei eigentlich nur deinen eigenen Lorbeer suchtest… Sei mutig, sei großzügig, lege all das von dir ab und sage dem Herrn, daß du Ihn und die Menschen nicht mehr enttäuschen willst.