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Es gibt 5 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Jesus Christus  → sein Herrschen und Freiheit.

Erlaubt mir in diesem Zusammenhang ein paar Randbemerkungen, die mir hier passend erscheinen. Niemals habe ich jemanden, der zu mir kommt, gefragt, wie er politisch denkt: das interessiert mich überhaupt nicht! Mit meiner Zurückhaltung möchte ich etwas deutlich machen, was wesentlich zum Opus Dei gehört, dem ich mich dank der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes im Dienst an der heiligen Kirche ganz gewidmet habe. Dieses Thema der Politik interessiert mich nicht, weil ihr als Christen im politischen, kulturellen und im gesellschaftlichen Leben vollkommene Freiheit mit der entsprechenden persönlichen Verantwortlichkeit besitzt. Nur das Lehramt der Kirche kann da Grenzen ziehen. Und nur dann, wenn ihr diese Grenzen überschrittet, wäre ich besorgt, und zwar um das Wohl eurer Seele; erst dann müßte ich euch auf den Widerspruch zwischen dem Glauben, den ihr bekennt, und den Werken, die ihr tut, mahnend hinweisen. Manche Leute können solch eine Hochachtung für eure eigenständige Urteilsbildung, wenn sie euch dem Gesetz Gottes nicht entfremdet, nicht verstehen; sie verkennen den wahren Begriff der Freiheit, die Christus für uns am Kreuz errungen hat, qua libertate Christus nos liberavit (Gal 4,31), der Freiheit, mit der uns Christus befreit hat. Ihr sektiererisches Denken treibt sie in zwei verschiedene Richtungen: die einen maßen sich an, ihre Meinungen in weltlichen Angelegenheiten als Glaubenssätze hinzustellen, und die anderen entwürdigen den Menschen, indem sie den Glauben den verwegensten Fehlinterpretationen ausliefern, als ob er irgendetwas Beliebiges wäre.

Im Boot Christi

Unser Herr Jesus Christus sprach oft und gern von Booten und Netzen, und auch ich tue das gern, damit wir gerade aus diesen Szenen des Evangeliums feste und klare Vorsätze entnehmen können. Lukas erzählt von einigen Fischern, die am Ufer des Sees Genezareth ihre Netze waschen und ausbessern. Jesus geht auf die Boote zu, die am Ufer liegen, und steigt in den Kahn des Simon. Wie selbstverständlich steigt der Herr in dein, in mein Boot ein! Und manche Leute stöhnen dann: Er macht unser Leben so kompliziert… Euch und mir ist Er auf dem Weg begegnet, Er hat unser Leben komplizierter gemacht durch seine einnehmende Liebe.

Nachdem Jesus vom Boot des Petrus aus gepredigt hat, sagt Er zu den Fischern: Duc in altum, et laxate retia vestra in capturam (Lk 5,4), fahrt hinaus, werft die Netze zum Fang aus! Sie verlassen sich auf sein Wort, sie gehorchen und erleben einen wunderbaren Fischfang. Und der Herr sagt zu Petrus, der, wie Jakobus und Johannes, staunend dasteht: "Fürchte dich nicht, von nun an sollst du Menschenfischer sein". Da zogen sie die Boote ans Land, ließen alles zurück und folgten Ihm nach (Lk 5,10-11).

Dein Boot: deine Fähigkeiten, deine Pläne, deine Erfolge - all das zu nichts nutze, es sei denn, du stellst es Christus zur Verfügung, du läßt Ihn ungehindert einsteigen; du verzichtest darauf, aus deinem Nachen einen Götzen zu machen. Du allein, du mit deinem Boot und ohne den Meister, eilst dem sicheren Schiffbruch entgegen. Nur wenn du die Nähe des Herrn suchst und Ihm das Steuer überläßt, wirst du die Stürme und Klippen des Lebens heil bestehen. Gib alles in die Hände Gottes: Laß deine Gedanken, deine schönen Phantasieflüge, deine edlen menschlichen Bestrebungen, die reinen Sehnsüchte deiner Liebe durch das Herz Jesu hindurchgehen. Denn sonst wird all dies - früher oder später - mit deinem Egoismus zugrunde gehen.

Läßt du aber Gott über dein Boot bestimmen, nimmst du Ihn als den Schiffspatron an - welche Sicherheit gewinnst du dann!… auch wenn Er einmal abwesend zu sein oder zu schlafen scheint, oder wenn es so aussieht, als zöge mitten in der finsteren Nacht ein Unwetter auf, und Er sei fern. Markus berichtet, wie die Apostel sich einmal in einer ähnlichen Lage befanden: wie sie beim Rudern sich abmühten, weil sie Gegenwind hatten. Auf einmal - es war um die vierte Nachtwache - kam Jesus, auf dem See wandelnd, auf sie zu (…) Da redete Er sie an: "Habt Vertrauen! Ich bin es, fürchtet euch nicht." Er stieg zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich (Mk 6, 48;50-51).

Meine Kinder, was geschieht nicht alles auf der Welt…! Ich könnte euch so vieles erzählen: von Menschen, die leiden, die betrübt sind, die mißhandelt oder gemartert - ja, wirklich gemartert - werden. Ich könnte euch von der heroischen Stärke vieler Seelen erzählen. Vor unseren Augen und in unserem Verstand entsteht manchmal der Eindruck, als schliefe Jesus und hörte uns nicht; aber Lukas erzählt, wie der Herr an den Seinigen handelt: Die Jünger stießen vom Lande ab. Während sie dahinfuhren, schlief Er ein. Da erhob sich ein Sturm auf dem See. Die Wogen brachen über sie herein, und sie schwebten in Gefahr. Da traten sie an Ihn heran, weckten Ihn und riefen: "Meister, Meister, wir gehen unter!" Er erhob sich und gebot dem Wind und dem tobenden Meer; sie legten sich, und es trat Stille ein. Darum sagte Er zu Ihnen: "Wo ist euer Glaube?" (Lk 8,23-25)

Wenn wir uns hingeben, dann gibt Er sich uns hin. Wir müssen unser ganzes Vertrauen auf Ihn setzen, uns rückhaltlos auf Ihn verlassen und in unserem Tun zeigen, daß Ihm das Boot gehört und daß wir uns Ihm zu eigen geben.

lch schließe damit, daß wir der Fürsprache unserer Mutter Maria folgende Vorsätze anvertrauen: aus dem Glauben zu leben; beharrlich zu sein in der Hoffnung; uns ganz nah an Christus zu halten; Ihn wirklich und wahrhaftig und ganz zu lieben; und dieses Liebesabenteuer als in Gott verliebte Herzen mit Begeisterung und Wonne zu bestehen. Bitten wir unsere Mutter, daß sie uns helfe, Christus in unser armseliges Boot einsteigen zu lassen, damit Er, unser Eigentümer und Herr, von unserer Seele Besitz ergreife. Sie möge uns Mut machen, dem Herrn aufrichtig zu sagen, daß wir versuchen wollen, Tag und Nacht in seiner Gegenwart zu leben, weil Er uns zum Glauben gerufen hat: Ecce ego quia vocasti me! (1 Sam 3,9) Hier bin ich, weil Du mich gerufen hast. Und so werden wir endlich, vom Ruf des Guten Hirten angezogen und in der Gewißheit, allein bei Ihm das wahre Glück, das irdische wie das ewige, zu finden, in seine Hürde eingehen.

Betrachten wir nun den erhabenen Augenblick, da der Erzengel Gabriel Unserer Lieben Frau den göttlichen Ratschluß verkündet. Unsere Mutter hört und fragt dann, um ganz zu verstehen, was der Herr von ihr will. Gleich darauf dann die entschiedene Antwort: fiat! (Lk 1,38) - Mir geschehe nach deinem Wort! - als die Frucht der höchsten Freiheit: der Freiheit, sich für Gott zu entscheiden.

In allen Geheimnissen unseres katholischen Glaubens schwingt dieses Loblied auf die Freiheit mit. Im freien Überfließen der Liebe bringt die Allerheiligste Dreifaltigkeit die Welt und den Menschen aus dem Nichts hervor. Das Ewige Wort steigt vom Himmel herab und nimmt Fleisch an, geprägt mit dem wunderbaren Siegel der Freiheit, sich zu unterwerfen: Siehe, ich komme, um Deinen Willen zu erfüllen, o Gott, wie in der Buchrolle geschrieben steht (Hebr 10,7). Zu der von Gott bestimmten Stunde, in der die Menschheit von der Knechtschaft der Sünde erlöst werden soll, bejaht Jesus in Gethsemani - unter Leiden, das seinen Schweiß in Blut (Vgl. Lk 22,44) verwandelt -, freiwillig sich hingebend, das Opfer, das der Vater will: wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird und das vor seinen Scherern verstummt (Jes 53,7). So hatte Er es den Seinen in einem jener Gespräche angekündigt, in denen Er sein Herz ausschüttete, damit alle, die Ihn lieben, erkennen, daß Er allein der Weg ist, der zum Vater führt: Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Ich habe Macht, es hinzugeben, und habe Macht, es wieder zu nehmen (Joh 10,17-18).

Fragen wir uns in der Gegenwart Gottes von neuem: Herr, wozu hast Du uns dieses Gut geschenkt? Warum hast Du uns mit dieser Fähigkeit begabt, Dich zu erwählen oder Dich abzuweisen? Du wünschst, daß wir sie richtig einsetzen. Herr, was willst Du, das ich tun soll? (Vgl. Apg 9,6) Und die eindeutige Antwort ist: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüt (Mt 22,37).

Versteht ihr? Die Freiheit erhält ihren wirklichen Sinn erst dann, wenn sie im Dienst der erlösenden Wahrheit ausgeübt wird, wenn sie aufgeht im Verlangen nach der unendlichen Liebe Gottes, die die Fesseln jeder Knechtschaft von uns nimmt. Jeden Tag drängt es mich mehr, diesen unergründlichen Reichtum des Christen laut zu verkünden: die herrliche Freiheit der Kinder Gottes! (Röm 8,21)Darin besteht der gute Wille, der uns lehrt, das Gute zu tun, nachdem wir es vom Bösen unterschieden haben (Maximus Confessor, Capita de caritate, 2, 32 (PG 90, 995]).

Betrachtet jetzt einmal folgenden Gedanken, der grundlegend ist, weil er unsere Gewissensverantwortung betrifft: Niemand kann für uns, an unserer Statt wählen; denn das ist der höchste Grad der Würde des Menschen, daß er aus sich selbst und nicht durch andere sich dem Guten zuwendet (Thomas von Aquin, Super Epistolas S. Pauli lectura. Ad Romanos, cap. 2, lect. 3, 217, Marietti, Turin 1953). Viele von uns haben den katholischen Glauben von ihren Eltern ererbt, und durch Gottes Gnade begann gleich nach der Geburt mit der Taufe das übernatürliche Leben in ihnen. Aber der Entschluß, Gott über alles zu lieben, muß im Laufe unseres Lebens, ja im Laufe eines jeden Tages, immer wieder erneuert werden. Christ, das heißt wahrer Christ, ist derjenige, der sich der Herrschaft des Wortes Gottes unterwirft (Origines, Contra Celsum, 8, 36 (PG 11, 1571]), der also, der diese seine Unterwerfung vorbehaltlos annimmt und bereit ist, den Versuchungen des Teufels in der Haltung Christi zu widerstehen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und Ihm allein dienen (Mt 4,10).