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Es gibt 5 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Jesus Christus  → Beispiel der Demut und des Dienens.

Dieses Geheimnis läßt den heiligen Paulus ein freudiges Loblied anstimmen, das wir heute Wort für Wort bedenken können: Habt die gleiche Gesinnung in euch, die in Christus Jesus war. Er, der in Gottesgestalt war, erachtete sein gottgleiches Sein nicht für ein Gut, das Er mit Gewalt festhalten sollte, denn es war Ihm ja wesenhaft. Vielmehr entäußerte Er sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Er erschien im Äußeren als Mensch, erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,5-8).

Der Herr stellt uns oft in seiner Verkündigung das Beispiel der eigenen Demut vor Augen: Lernet von mir,dennich bin sanftmütig und demütig von Herzen (Mt 11,29). Dir und mir muß also aufgehen, daß das der einzige Weg ist, denn nur die aufrichtige Einsicht in die eigene Nichtigkeit vermag die göttliche Gnade auf uns herabzuziehen. Für uns kam Jesus, um Hunger zu leiden und um zu sättigen; Er kam, um Durst zu fühlen und um zu trinken zu geben; Er kam, um sich mit unserer Sterblichkeit zu bekleiden und um mit Unsterblichkeit zu kleiden; Er kam arm, um reich zu machen (Augustinus, Enarrationes in Psalmos, 49, 19 (PL 36, 577]).

Noch vor Beginn seines Leidensweges will Jesus seine königliche Würde anschaulich machen: Er zieht in Jerusalem ein, umjubelt, auf einem Esel sitzend, stand doch geschrieben, daß der Messias ein König in Demut sein werde: Sagt der Tochter Sion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig auf einer Eselin reitend und auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttieres (Mt 21,5; Zach 9,9).

Beim Letzten Abendmahl schließlich, während die Jünger erneut darüber streiten, wer wohl aus ihrem Kreis der Größte sei, schickt sich der Herr an, Abschied zu nehmen. Jesus erhob sich vom Mahle, legte sein Obergewand ab, nahm ein Linnentuch und umgürtete sich damit. Dann goß Er Wasser in ein Becken und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Linnentuch abzutrocknen, mit dem Er umgürtet war (Joh 13,4-5).

Wieder einmal hat Er durch das Beispiel, durch die Tat gepredigt. Jesus kniet sich vor seine Jünger hin, aus deren Unterhaltung Hochmut und Eitelkeit sprechen, und verrichtet freudig den Dienst eines Knechtes. Dann, wieder beim Mahl, sagt Er ihnen: Versteht ihr, was ich an euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr, und ihr habt recht; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen (Joh 13,12-14). Mich bewegt die feinfühlige Art unseres Herrn. Er sagt ja nicht: Wenn ich schon dies tue, wieviel mehr solltet ihr es tun. Nein, Er stellt sich auf die gleiche Ebene wie sie, Er zwingt sie nicht, sondern Er tadelt liebevoll ihren Mangel an Großmut.

Auch uns, wie den ersten Zwölf, will der Herr dies zu verstehen geben: Exemplum dedi vobis (Joh 13,15), ich habe euch ein Beispiel gegeben, ein Beispiel der Demut. Ja, Er führt es uns ständig vor Augen: Ich bin zum Knecht geworden, damit ihr versteht, von Herzen sanftmütig und demütig allen Menschen zu dienen.

Hast du dich niemals, in gleichsam ehrfürchtiger Neugier, gefragt, wie Jesus seiner überfließenden Liebe Ausdruck gab? Wiederum antwortet uns der heilige Paulus: Er,der in Gottesgestalt war (…) entäußerte sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Er erschien im Äußeren als Mensch (Phil 2,6-7). Meine Kinder, wir können nur in staunender Dankbarkeit vor diesem Geheimnis stehen, das uns lehrt: Die ganze Macht, die ganze Majestät, die unendliche Schönheit und Harmonie Gottes, die unermeßliche Tiefe seines Reichtums, ja Gott selbst bleibt in der Menschheit Jesu Christi verborgen, um uns zu dienen. Der Allmächtige erscheint unter uns, Er verdunkelt eine Zeitlang seine Herrlichkeit, um die erlösende Begegnung mit seinen Geschöpfen zu erleichtern.

Niemand hat Gott je gesehen, schreibt Johannes in seinem Evangelium. Der Eingeborene, der Gott ist, der da ruht am Herzen des Vaters, Er hat Kunde gebracht (Joh 1,18), indem Er sich den fassungslosen Blicken der Menschen stellte. Zuerst in Bethlehem als ein Neugeborenes und später als ein Kind unter vielen anderen; dann im Tempel als ein verständiger, aufgeweckter Jugendlicher; und schließlich als der liebenswerte, gewinnende Lehrer, der die Herzen der begeisterten Volksmassen bewegt.

Wenige Züge dieser menschgewordenen Liebe Gottes genügen schon, und die Großzügigkeit Christi trifft uns in die Seele, sie entzündet uns und drängt uns sanft zu Reue und Zerknirschung, weil unser eigenes Verhalten oft so egoistisch, so kleinlich ist. Der Herr scheut sich nicht, sich zu erniedrigen, um uns aus dem Elend zur Würde der Gotteskindschaft zu erheben und uns zu seinen Brüdern zu machen. Du und ich dagegen genießen oft mit törichtem Stolz die empfangenen Gaben und Fähigkeiten und benutzen sie als ein Podest, auf dem wir über den anderen stehen, so als ob unsere doch nur relativ zu nehmenden Leistungen ausschließlich unser Verdienst wären: Was hast du, das dunicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? (1 Kor 4,7)

Möge jeder auf sich selbst beziehen, was ich jetzt zu euch allen sage: Angesichts der Hingabe und der Selbsterniedrigung Gottes erscheinen die Ehrsucht und der Dünkel des Hochmütigen als schreckliche Sünde, weil sie ihn in extremen Gegensatz stellen zu dem Vorbild, das Jesus uns gegeben hat. Macht euch klar, was das heißt: Er ist Gott und erniedrigt sich. Und der Mensch, von seinem eigenen Ich besessen, will sich unbedingt erheben und erkennt nicht, daß er doch nur Lehm, nur billige Töpferware ist.

Die Liebe, die einem verschwenderischen Überfließen der Gerechtigkeit gleicht, verlangt zuerst die Erfüllung der Pflicht: Man beginnt mit dem, was gerecht ist, dann geht es weiter mit dem, was der Billigkeit entspricht… Aber bis hin zur Liebe ist noch viel mehr erforderlich: an Zartgefühl, an feinem Gespür, an Einfühlungsvermögen, an Freundlichkeit, mit einem Wort, an Beherzigung jenes Ratschlags des Apostels: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen (Gal 6,2). Erst dann, dann endlich leben wir ganz die Liebe und verwirklichen das Gebot Jesu.

Für mich gibt es kein besseres Beispiel für solch reale Verbindung von Gerechtigkeit und Liebe als das Verhalten einer Mutter. Mit der gleichen Liebe liebt sie alle ihre Kinder, und gerade dies drängt sie zu einer unterschiedlichen Behandlung, zu einer ungleichen Gerechtigkeit, weil eben die Kinder untereinander verschieden sind. Auch gegenüber unseren Mitmenschen wird die Gerechtigkeit von der Liebe vervollkommnet und ergänzt, die uns ein ungleiches Verhalten gegenüber ungleichen Menschen nahelegt; je nach der konkreten Situation können wir dem Betrübten Freude, dem Unwissenden Wissen, dem Einsamen Wärme bringen… Die Gerechtigkeit fordert, daß jedem das Seine gegeben wird, was nicht heißt: jedem dasselbe. Aus utopischer Gleichmacherei entsteht schwere Ungerechtigkeit.

Wenn wir immer wie eine gute Mutter handeln wollen, ist es nötig, uns selbst zu vergessen und uns nach keiner anderen Herrschaft zu sehnen als nach der, den anderen zu dienen, wie Jesus Christus es gelebt und gepredigt hat: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mt 20,28). Dazu bedarf es der inneren Stärke, die den eigenen Willen dem göttlichen Vorbild unterwirft, die sich für alle einsetzt und den Kampf um die ewige Seligkeit und das Wohl der Menschen sucht. Ich kenne keinen besseren Weg, um gerecht zu sein, als den Weg eines Lebens der Hingabe und des Dienstes.