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Es gibt 6 Nummer in «Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer» deren Stichwort lautet Heiligkeit → mittels der Arbeit.

Seit vielen Jahren sagen und schreiben Sie immer wieder , daß die Berufung des Laien durch eine Dreiheit gekennzeichnet ist, nämlich "die Arbeit zu heiligen, sich selbst in der Arbeit zu heiligen und die anderen durch die Arbeit zu heiligen". Könnten Sie uns erklären, was Sie genau darunter verstehen, wenn Sie sagen: "die Arbeit heiligen"?

Mit wenigen Worten läßt sich das schwer darlegen, denn darin sind grundlegende Aspekte der Theologie der Schöpfung eingeschlossen. Seit vierzig Jahren wiederhole ich ständig, daß ein Christ jede rechtschaffene menschliche Arbeit, ganz gleich ob sie nun intellektueller oder handwerklicher Art ist, mit der größtmöglichen Vollkommenheit verrichten sollte: mit menschlicher Vollkommenheit, das heißt mit beruflichem Sachverstand, und mit christlicher Vollkommenheit, das heißt aus Liebe zum Willen Gottes und in der Bereitschaft, den Mitmenschen zu dienen. Denn wenn sie so verrichtet wird, dann trägt diese menschliche Arbeit, mag sie auch noch so niedrig und unbedeutend erscheinen, dazu bei, die zeitlichen Gegebenheiten in christlicher Weise zu gestalten, das heißt ihre übernatürliche Dimension zu offenbaren. Die Arbeit wird so aufgenommen und einverleibt in das wunderbare Werk der Schöpfung und der Erlösung; sie wird zur übernatürlichen Ebene der Gnade emporgehoben, wird geheiligt und verwandelt sich in Werk Gottes, in operatio Dei, in opus Dei.

Wenn wir den Christen die herrlichen Worte der Genesis ins Gedächtnis rufen, daß Gott den Menschen geschaffen hat, damit er arbeite, dann haben wir dabei besonders das Beispiel Christi vor Augen, der fast sein ganzes Leben auf Erden damit verbracht hat, als Handwerker in einem kleinen Dorf zu arbeiten. Wir lieben die Arbeit, denn Christus hat sie als Lebensform erwählt, bejaht und geheiligt. Wir sehen in der Arbeit, in dem guten schöpferischen Mühen des Menschen, nicht nur einen der höchsten menschlichen Werte, ein unersetzliches Mittel für den Fortschritt der Gesellschaft und für eine gerechtere Ordnung der zwischenmenschlichen Beziehungen; wir sehen in ihr zugleich auch ein Zeichen der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen und ein Zeichen unserer Liebe zu den Mitmenschen und zu Gott: So ist sie Mittel der persönlichen Vervollkommnung und Weg der Heiligkeit.

Und daher war es von Anfang an das einzige Ziel des Opus Dei, dazu beizutragen, daß es mitten in der Welt, mitten in den irdischen, innerweltlichen Wirklichkeiten und Aufgaben Männer und Frauen aller Rassen und sozialen Schichten gibt, die sich darum bemühen, in ihrer alltäglichen Arbeit und durch sie Gott und ihre Mitmenschen zu lieben und ihnen zu dienen.

Aufgrund der Tatsache, daß Laien, die dem Opus Dei angehören, einflußreiche Stellungen in der spanischen Gesellschaft bekleiden, spricht man ab und zu von einem Einfluß des Opus Dei in Spanien. Könnten Sie uns erklären, worin dieser Einfluß besteht?

Mich stört alles, was irgendwie nach Eigenlob aussehen könnte. Andrerseits segnet der Herr so großzügig unsere Arbeit, daß ich meine, es wäre keine Demut, sondern Blindheit und Undankbarkeit ihm gegenüber, wollte man nicht anerkennen, daß das Opus Dei tatsächlich einen Einfluß in der spanischen Gesellschaft ausübt. Es ist selbstverständlich, daß das Opus Dei in den Ländern, in denen es schon seit vielen Jahren arbeitet, einen Einfluß mit sozialen Auswirkungen hat, der mit der fortschreitenden Ausbreitung der Arbeit parallel geht. Und in Spanien arbeitet das Opus Dei schon seit neununddreißig Jahren, denn es war der Wille Gottes, daß es dort entstand.

Welcher Art ist nun dieser Einfluß? Das Opus Dei ist eine Vereinigung mit rein religiöser und apostolischer Zielsetzung, und sein Einfluß kann daher - in Spanien genauso wie in allen anderen Ländern auf den fünf Kontinenten, in denen wir arbeiten - offensichtlich ebenfalls nur religiöser und apostolischer Natur sein. Ebenso wie die Kirche als Ganzes die Welt beseelt, so hat auch der Einfluß des Opus Dei auf die Gesellschaft keinen zeitlichen - etwa sozialen, politischen oder wirtschaftlichen - Charakter, wenngleich er natürlich auf die ethischen Aspekte allen menschlichen Tuns ausstrahlt. Dieser Einfluß gehört vielmehr einer anderen, höheren Ebene an, und er läßt sich am besten mit dem Wort Heiligung bezeichnen.

Und damit sind wir bei den Mitgliedern des Opus Dei, die Sie einflußreich nennen. Für eine Vereinigung mit politischer Zielsetzung sind diejenigen ihrer Mitglieder einflußreich, die einen Sitz im Parlament oder im Ministerrat einnehmen. Eine kulturelle Vereinigung wird diejenigen Mitglieder als einflußreich betrachten, die Philosophen von bedeutendem Ruf, Literaturpreisträger oder ähnliches sind. Wenn sich eine Vereinigung jedoch vornimmt, die gewöhnliche Arbeit, sei sie nun handwerklich oder intellektuell, zu heiligen - wie das beim Opus Dei der Fall ist -, dann muß sie offensichtlich alle ihre Mitglieder als einflußreich betrachten, weil alle arbeiten (im Opus Dei kommt der allgemeinen menschlichen Pflicht zur Arbeit eine besondere juristische und asketische Bedeutung zu) und weil sich alle bemühen, ihre Arbeit - welcher Art auch immer - heiligmäßig, mit christlicher Gesinnung und mit dem Streben nach Vollkommenheit, zu verrichten. Deshalb ist für mich das Zeugnis eines meiner Söhne, der Bergarbeiter ist, unter seinen Kollegen ebenso einflußreich, bedeutend und notwendig wie das Zeugnis des Rektors einer Universität unter den übrigen Professoren des akademischen Senats.

Woher stammt also der Einfluß des Opus Dei? Eine einfache soziologische Betrachtung macht das klar: Unserer Vereinigung gehören Menschen aller sozialen Schichten, Berufe, Altersstufen und Lebensstände an: Männer und Frauen, Kleriker und Laien, Alte und Junge, Ehelose und Verheiratete, Studenten, Arbeiter, Bauern, Angestellte, freiberuflich Tätige, Beamte usw. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, was für eine Ausstrahlungskraft des Christlichen von einem derart weiten und vielgestaltigen Personenkreis ausgeht, insbesondere wenn er mehrere zehntausend Menschen umfaßt, die - gleich in welchem sozialen Milieu sie sich bewegen - von demselben apostolischen Eifer beseelt sind, ihre Arbeit zu heiligen, sich in dieser Arbeit zu heiligen und andere durch die Arbeit zu heiligen?

Zu dem persönlichen Apostolat kommt die wachsende Zahl unserer apostolischen Einrichtungen hinzu: Studentenheime, Tagungshäuser, die Universität von Navarra, Bildungszentren für Arbeiter und Landwirte, technische Institute, Gymnasien, Hauswirtschaftsschulen usw. All diese Unternehmungen sind zweifellos Brennpunkte christlichen Geistes, von Laien ins Leben gerufen und geleitet. Dies ist ihre berufliche Arbeit als Staatsbürger, die ihren Berufskollegen in allem gleich sind. Solche Einrichtungen stehen Menschen aller sozialen Schichten offen und haben dazu beigetragen, daß weite Kreise der Gesellschaft sich deutlicher der Notwendigkeit bewußt werden, auf die Fragen von Arbeit und Beruf eine christliche Antwort zu geben.

All das verleiht dem Opus Dei in sozialer Hinsicht Gewicht und Bedeutung. Nicht darauf kommt es an, daß einige seiner Mitglieder menschlich gesehen einflußreiche Ämter bekleiden; dies interessiert uns nicht im geringsten und ist Sache der freien, persönlichen Entscheidung. Worauf es ankommt, ist, daß alle Mitglieder des Werkes - und dank der Güte Gottes sind es viele - sich einer Arbeit widmen, die, mag sie auch noch so bescheiden sein, in übernatürlicher Hinsicht einflußreich ist. Und das leuchtet ein, denn wer könnte etwa behaupten, daß der Einfluß der Kirche in den Vereinigten Staaten erst mit dem Tag begann, an dem der Katholik John F. Kennedy zum Präsidenten gewählt wurde?

Könnten Sie die Hauptaufgabe und die Ziele des Opus Dei umreißen? Haben Sie sich in Ihren Vorstellungen über die Vereinigung an bestimmten Vorbildern orientiert? Oder ist das Opus Dei etwas Einzigartiges und vollständig Neues innerhalb der Kirche und des Christentums? Könnte man es mit den Orden und den Säkularinstituten vergleichen oder mit katholischen Vereinigungen wie der Holy Name Society, den Columbusrittern oder der Christophorus-Bewegung?

Das Opus Dei will bei Menschen aller Gesellschaftsschichten das Verlangen nach christlicher Vollkommenheit mitten in der Welt fördern. Es will den Menschen in der Welt - dem gewöhnlichen Menschen, dem Mann auf der Straße - helfen, ein konsequent christliches Leben zu führen, ohne daß er seine normale Lebensweise oder seine gewöhnliche Arbeit oder seine Pläne und Hoffnungen ändern müßte.

Deshalb kann man sagen, wie ich vor vielen Jahren schon einmal schrieb, daß das Opus Dei so alt und so jung ist wie das Evangelium. Es will die Christen an das herrliche Wort der Genesis erinnern, daß Gott den Menschen schuf, damit er arbeite. Uns hat das Beispiel Christi ergriffen, der fast die ganze Zeit seines irdischen Lebens als Handwerker in einem kleinen Dorf gearbeitet hat. Die Arbeit ist nicht allein einer der höchsten menschlichen Werte und das Mittel menschlicher Mitwirkung am Fortschritt der Gesellschaft, sie ist auch ein Weg der Heiligung.

Mit welchen anderen Organisationen könnten wir das Opus Dei vergleichen? Die Antwort ist nicht leicht. Wenn man nämlich Organisationen geistlicher Ausrichtung untereinander vergleichen will, so läuft man Gefahr, in Äußerlichkeiten oder in juristischen Kategorien steckenzubleiben und dabei das Wichtigste zu übersehen: den Geist, der jedem Wirken erst den Daseinsgrund und das Leben gibt.

Ich möchte lediglich sagen, daß das Opus Dei, um bei den von Ihnen genannten Organisationen zu bleiben, von den Orden und Säkularinstituten weit entfernt ist, dagegen Vereinigungen wie der Holy Name Society etwas näher kommt.

Das Opus Dei ist eine internationale Laienorganisation, zu der auch Weltpriester gehören, die allerdings eine kleine Minderheit im Verhältnis zur Gesamtzahl der Mitglieder bilden. Die Mitglieder des Opus Dei sind Menschen, die mitten in der Welt leben und dort ihrem Beruf nachgehen. Sie schließen sich dem Opus Dei an, nicht weil sie diese Arbeit verlassen möchten, sondern weil sie geistlichen Rückhalt suchen, um ihre gewöhnliche Arbeit heiligen zu können und sie zugleich in ein Mittel der eigenen Heiligung und in eine Hilfe für die Heiligung anderer zu verwandeln. Ihr Stand ändert sich nicht, sie bleiben ledig oder verheiratet, verwitwet oder im Priesterstande. Sie wollen vielmehr Gott und den Mitmenschen in ihrem eigenen Stande dienen. Im Opus Dei interessieren uns weder Gelübde noch Versprechen; von seinen Mitgliedern wird erwartet, daß sie sich bemühen, trotz aller menschlichen Unzulänglichkeiten und Fehler die natürlichen und christlichen Tugenden zu leben, weil sie sich als Kinder Gottes wissen.

Will man sich schon auf Vergleiche stützen, so ist das Opus Dei am ehesten zu verstehen, wenn man sich das Leben der ersten Christen vergegenwärtigt. Sie lebten ihre christliche Berufung mit uneingeschränkter Hingabe; sie suchten ernsthaft jene Vollkommenheit, zu der sie durch die einfache und erhabene Tatsache der Taufe gerufen waren. Äußerlich unterschieden sie sich nicht von den anderen Leuten. Die Mitglieder des Opus Dei sind normale Menschen, die einer normalen Arbeit nachgehen und in der Welt als das leben, was sie sind: als christliche Staatsbürger, die den Forderungen ihres Glaubens ganz entsprechen wollen.

Welche Unterschiede bestehen zwischen der Form, in der das Opus Dei als Vereinigung seine Aufgabe erfüllt, und der Art und Weise, in der die Mitglieder des Opus Dei als einzelne arbeiten? Was spricht zum Beispiel dafür, daß bestimmte Einrichtungen (etwa eine höhere Schule oder ein Tagungszentrum) von der Vereinigung betreut, andere hingegen (beispielsweise ein Verlag oder eine Firma) von Einzelpersonen betrieben werden?

Die Haupttätigkeit des Opus Dei besteht darin, seinen Mitgliedern und allen Menschen, die es wünschen, die notwendigen geistlichen Mittel an die Hand zu geben, damit sie als gute Christen inmitten der Welt leben können. Es macht sie vertraut mit der Lehre Christi und mit der Verkündigung der Kirche und verleiht ihnen eine Geisteshaltung, die sie dazu führt, aus Liebe zu Gott und im Dienste aller Menschen gut und wirksam zu arbeiten. Mit einem Wort, es geht darum, mit dem Christsein Ernst zu machen: mit allen in Aufgeschlossenheit zusammenzuleben, die legitime Freiheit aller zu achten und mit dafür zu sorgen, daß unsere Welt gerechter wird.

Jeder im Werk verdient sich seinen Lebensunterhalt und dient der Gesellschaft in dem Beruf, den er schon hatte, bevor er zum Opus Dei kam, und den er auch ausüben würde, wenn er nicht dem Opus Dei angehörte. So sind die einen Bergarbeiter, andere lehren in Schulen oder Universitäten, wieder andere sind Kaufleute oder Hausfrauen oder Sekretärinnen oder Bauern. Es gibt keine rechtschaffene menschliche Tätigkeit, die ein Mitglied des Opus Dei nicht ausüben könnte. Wer zum Beispiel vor seiner Zugehörigkeit zum Werk in einem Verlagshaus oder in einem Handelsgeschäft arbeitete, tut das hernach genauso. Und wenn jemand im Rahmen dieser seiner Arbeit oder weil er sich einer anderen zuwenden will, eine neue Stelle sucht oder etwa beschließt, mit Berufskollegen zusammen ein Unternehmen zu gründen, so ist das eine Angelegenheit, in der er selbst frei zu entscheiden hat; und für die Folgen seiner Entscheidung und die Ergebnisse seiner Arbeit hat er selbst einzustehen und sie persönlich zu verantworten.

Für die ganze Tätigkeit der Leiter des Opus Dei ist die sorgsame Achtung der beruflichen Freiheit der Mitglieder von derartig grundlegender Bedeutung, daß die Existenz des Werkes selbst davon abhängt; für alle ist es daher eine Selbstverständlichkeit, diesem lebenswichtigen Wesenszug unseres Geistes mit absoluter Treue zu entsprechen. Jeder kann beruflich überall dort arbeiten, wo er auch arbeiten würde, wenn er nicht vom Opus Dei wäre. Mit der beruflichen Arbeit eines einzelnen Mitgliedes haben weder das Opus Dei als solches noch die anderen Mitglieder etwas zu tun. Wozu die Mitglieder des Opus Dei sich verpflichten, wenn sie sich dem Werk anschließen, ist dies: keine Anstrengung zu scheuen, um in ihrer Arbeit und durch ihre Arbeit die christliche Vollkommenheit zu suchen und sich immer deutlicher bewußt zu werden, daß das Leben eines Christen Dienst an den Menschen sein muß.

Wie bereits gesagt, besteht die Hauptaufgabe des Werkes also darin, seinen Mitgliedern und allen Menschen, die es wünschen, christliche Bildung zu vermitteln. Außerdem entwickelt das Opus Dei einige korporative Tätigkeiten und Initiativen; durch sie will es beitragen zur Lösung der anstehenden gesellschaftlichen Probleme, für die der christliche Geist so reiche Möglichkeiten anbietet. Da das Opus Dei ausschließlich geistliche Ziele verfolgt, kann es sich bei diesen korporativen Initiativen nur um solche Tätigkeiten handeln, die eindeutig und unmittelbar einen christlichen Dienst, ein Apostolat darstellen. Absurd wäre die Vorstellung, das Opus Dei als solches könne sich etwa der Kohleförderung oder irgendeiner Art von Wirtschaftsunternehmen widmen. Alle seine korporativen Tätigkeiten haben einen unmittelbar apostolischen Inhalt: so zum Beispiel Fortbildungsschulen für Landarbeiter, ärztliche Hilfsstationen in unterentwickelten Gebieten oder in Entwicklungsländern, Bildungszentren zur sozialen Förderung der Frau. Es handelt sich also um Erziehungs- oder Wohlfahrtseinrichtungen, wie sie in der ganzen Welt von Vereinigungen der verschiedenen religiösen Bekenntnisse betrieben werden. Um solche Aufgaben zu verwirklichen, rechnen wir in erster Linie mit dem persönlichen Einsatz der Mitglieder, die sich gelegentlich diesen Initiativen hauptberuflich widmen. Eine erhebliche Bedeutung kommt aber auch der großzügigen Hilfe vieler anderer, sowohl Christen als auch Nichtchristen, zu. Die einen arbeiten aus religiösen Gründen mit, andere, die vielleicht das apostolische Ziel nicht teilen, sehen ein, daß diese Initiativen, die ohne Unterschied von Rasse, Religion oder Weltanschauung allen offenstehen, dem Wohl der Gesellschaft dienen und daher unterstützungs- und förderungswürdig sind2.

Wie entwickelt sich das Opus Dei außerhalb Spaniens? Welchen Einfluß hat es in den Vereinigten Staaten, England, Italien usw.?

Dem Opus Dei gehören gegenwärtig Menschen aus achtundsechzig Ländern an. Sie arbeiten in allen amerikanischen und westeuropäischen Ländern und in einigen Ländern Afrikas, Asiens und Australiens. Der Einfluß des Opus Dei in all diesen Ländern ist geistlicher Natur .Er besteht wesentlich darin, daß wir allen, die sich bereit finden, zu helfen suchen, in ihrem Alltag tiefer den Geist des Evangeliums zu leben. Es sind Leute der verschiedensten Berufe und Milieus; angefangen bei den Bauern in abgelegenen Dörfern der Anden bis hin zu den Bankiers von der Wall Street. Ihnen allen zeigt das Opus Dei, daß ihre gewöhnliche Arbeit, sei sie nun menschlich bescheiden oder glanzvoll, einen großen Wert hat und ein sehr wirksames Mittel sein kann, um ihrer Liebe zu Gott und zu den Menschen in einem beständigen Dienst Gestalt zu geben. Es lehrt sie, alle Menschen zu lieben, ihre Freiheit zu achten, durch ihre in persönlicher Verantwortung verrichtete Arbeit Unverständnis und Intoleranz unter den Menschen überwinden zu helfen und sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Dies ist der einzige Einfluß des Opus Dei, wo immer es arbeitet.

Um noch kurz auf die sozialen und erzieherischen Initiativen einzugehen, die das Werk korporativ ins Leben ruft, ist festzuhalten, daß sie sich überall je nach den konkreten Gegebenheiten und gesellschaftlichen Notwendigkeiten richten. Über alle diese Tätigkeiten kann ich Ihnen keine Einzelheiten angeben, da unsere Organisation, wie ich schon vorher bemerkte, sehr dezentralisiert ist. Als ein Beispiel unter vielen könnte ich Midtown Sports and Cultural Center in Chicago erwähnen, das den Bewohnern des Viertels Near West Side Bildungs- und Sportprogramme bietet. Eine der Hauptaufgaben, die es sich gestellt hat, besteht darin, ein besseres gegenseitiges Verständnis und ein aufgeschlosseneres Zusammenleben der verschiedenen dort wohnenden Volksgruppen zu fördern. Interessant ist auch die Arbeit des Instituts The Heigths in Washington, wo Kurse zur Berufsorientierung, Spezialprogramme für besonders begabte Schüler und Studenten usw. durchgeführt werden.

In England könnte man die Arbeit der Studentenwohnheime hervorheben, die den Studenten nicht nur Wohnung, sondern zugleich reiche Möglichkeiten kultureller sowie menschlich-geistlicher Bildung anbieten. Seines internationalen Charakters wegen verdient Netherhall House in London besondere Beachtung. In diesem Studentenheim haben bisher Studenten aus mehr als fünfzig Ländern gewohnt. Viele von ihnen sind keine Christen, denn die Häuser des Opus Dei stehen offen für jedermann, ohne Unterschied von Rasse und Religion. Um diese Liste nicht noch zu verlängern, möchte ich nur noch das Centro Internazionale della Gioventu lavoratrice in Rom erwähnen. Dieses Berufsschulzentrum für junge Arbeiter wurde von Papst Johannes XXIII. dem Opus Dei anvertraut und vor einem knappen Jahr von Paul VI. eingeweiht.

Sie haben oft von der Arbeit gesprochen. würden Sie uns sagen, welche Stellung die Arbeit in der Spiritualität des Opus Dei einnimmt?

Die Berufung zum Opus Dei verändert oder beeinträchtigt in keiner Weise die Lebensbedingungen und den Stand des Berufenen. Da die Arbeit die Lebensbedingung des Menschen ausmacht, wird die menschliche Berufung zur Arbeit gerade durch die übernatürliche Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat im Geiste des Opus Dei bekräftigt. Die überwiegende Zahl der Mitglieder des Werkes sind Laien, gewöhnliche Christen - Menschen also, zu deren Dasein ein Beruf gehört: eine Arbeit, eine sie oft voll beanspruchende Tätigkeit, durch die sie ihren Lebensunterhalt verdienen, die Familie ernähren, zum Gemeinwohl beitragen und ihre Persönlichkeit entfalten.

Die Berufung zum Opus Dei bekräftigt all dies, so daß eines der Wesensmerkmale dieser Berufung gerade darin besteht, in der Welt zu leben und hier eine Arbeit auszuüben, und zwar vom Menschlichen wie vom Übernatürlichen her, trotz der menschlichen Unzulänglichkeit, so vollkommen wie möglich. Es soll eine Arbeit sein, die wirkungsvoll zum Aufbau des Irdischen und zur Heiligung der Welt beiträgt, weshalb sie mit fachlichem Können und im Geist des Dienens getan werden muß. Wenn es so ist, dann ist die Arbeit etwas Heiligendes und Geheiligtes.

Wer seinen Glauben vollkommen leben und ein Apostolat im Geiste des Opus Dei ausüben will, der muß sich durch seinen Beruf heiligen, seinen Beruf heiligen und die anderen durch seinen Beruf heiligen. So lebt er, ohne sich deshalb von den anderen Bürgern zu unterscheiden, genau wie sie. Während er so mit ihnen zusammen arbeitet, bemüht er sich, Christus gleichförmig zu werden und seine dreißig Jahre der Arbeit in der Werkstatt von Nazareth nachzuahmen.

Denn diese alltägliche Aufgabe ist nicht bloß der Rahmen, in dem man sich heiligen muß, sondern sie selbst ist der Stoff der Heiligkeit: in all dem Trubel des Tages entdeckt er die Hand Gottes und findet Impulse für ein Leben des Gebetes. Das berufliche Tun selbst bringt ihn in Kontakt mit anderen Menschen - Verwandten, Freunden, Kollegen - und mit den großen Problemen, die seine Gesellschaft und die ganze Welt angehen. Damit bietet sich ihm die Gelegenheit, seine Hingabe im Dienste für die anderen zu leben, und das ist wesentlich für einen Christen. So muß er sich bemühen, ein wahrhaftiges und glaubwürdiges Zeugnis für Christus abzulegen, damit alle anfangen, den Herrn kennen und lieben zu lernen und zu entdecken, daß das normale Leben in der Welt und die Arbeit des Alltags zur Begegnung mit Gott werden können.

Mit anderen Worten: Heiligkeit und Apostolat bilden im Leben der Mitglieder des Werkes eine Einheit. Deshalb ist die Arbeit der Angelpunkt ihres geistlichen Lebens. Ihre Hingabe an Gott dringt in jene Arbeit ein, die sie ausübten, bevor sie zum Werk kamen, und der sie auch weiterhin nachgehen.

Als ich in den ersten Jahren meiner priesterlichen Arbeit begann, solches zu verkünden, verstanden mich manche nicht; andere nahmen Anstoß, denn sie waren gewohnt, von der Welt immer nur in einem abwertenden Sinne sprechen zu hören. Der Herr hatte mich begreifen lassen - und ich wollte es an die anderen weitergeben -, daß die Welt gut ist, denn die Werke Gottes sind immer vollkommen; nur wir Menschen machen die Welt schlecht durch die Sünde.

Ich sagte damals und ich sage es wieder und wieder, daß wir die Welt lieben müssen, weil wir in ihr Gott begegnen. In den Vorgängen und Ereignissen der Welt zeigt und enthüllt sich uns Gott.

Das Gute und das Böse vermengen sich in der Geschichte der Menschheit. Deshalb muß der Christ eine gute Unterscheidungsfähigkeit besitzen. Diese darf ihn aber niemals dazu verführen, zu bestreiten, daß die Werke Gottes gut sind. Vielmehr muß er im Gegenteil das Göttliche erkennen, das sich im Menschlichen zeigt, sogar hinter unseren eigenen Schwächen. Ein gutes Motto für das christliche Leben könnte man in den Worten des Apostels finden: Alle Dinge sind euer, Ihr seid Christi und Christus ist Gottes (1 Kor 3,22-23). So kann man die Absichten Gottes verwirklichen, der die Welt retten will.

Verzeichnis der Schriftstellen
Verzeichnis der Schriftstellen
Anmerkungen
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Wie Msgr. Escrivá aufzeigt, entwickeln die Mitglieder des Opus Dei diese körperschaftlichen Tätigkeiten und Initiativen rein apostolischen Charakters zusammen mit anderen Personen. Die Prälatur Opus Dei ist ausschließlich für die religiöse und geistliche Betreuung verantwortlich; sie hat weder Eigentumsrechte an diesen Initiativen noch an den entsprechenden Vermögenswerten. Die Mitglieder des Opus Dei, die in diesen Einrichtungen arbeiten, tun dies in persönlicher Freiheit und Verantwortung und in Übereinstimmung mit den Gesetzen des jeweiligen Landes; sie erwerben dieselbe staatliche Anerkennung wie ähnliche Aktivitäten anderer Bürger.