Nur diese Aphorismen anzeigen

Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Berufung des Christen, christliche Berufung  → dem Kreuz Christi begegnen .

Der Weg des Christen

Wie durchsichtig ist doch die Lehre Jesu Christi! Wir wollen unserer Gewohnheit folgen und das Neue Testament aufschlagen, diesmal das elfte Kapitel des Matthäus-Evangeliums: Lernet von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen (Mt 11,29). Begreifst du? Wir müssen von Ihm, von Jesus, lernen. Er ist das einzige Vorbild. Wenn du ohne zu stolpern und ohne vom Pfade abzuirren voranschreiten willst, genügt es, daß du den Weg gehst, den Er ging, daß du deine Füße in seine Fußstapfen setzt, dich in sein demütiges, geduldiges Herz hineintraust, daß du aus der Quelle seiner Gebote und seiner anziehenden Worte trinkst. Kurz, du mußt dich darum bemühen, mit Christus gleichförmig zu werden und unter den Menschen, deinen Brüdern, selbst ein anderer Christus zu sein.

Damit niemand sich etwas vormacht, wollen wir eine andere Stelle aus dem Matthäus-Evangelium betrachten: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und so folge er mir (Mt 16,24). Der Weg Gottes ist ein Weg des Verzichtes, der Abtötung, der Hingabe, nicht aber ein Weg der Traurigkeit oder der Verzagtheit.

Blicke auf das Beispiel Christi, das Er uns gegeben hat, von der Krippe im Stall zu Bethlehem bis hin zu seinem Thron auf Golgotha. Sieh, wie selbstlos Er Entbehrungen auf sich nimmt: Hunger, Durst, Erschöpfung, Hitze, Müdigkeit, Mißhandlungen, Unverständnis, Tränen… (Vgl. Mt 4,1-11; Mt 8,20; Mt 8,24; Mt 12,1; Mt 21,18-19; Lk 2,6-7; Lk 4,15-30; Lk 11,53-54; Joh 4,6; Joh 11,33-35) - doch auch die Freude ist da, weil Er allen Menschen das Heil bringt. Ich wünschte sehr, du prägtest dir in Verstand und Herz die Aufforderung des heiligen Paulus an die Epheser ein, unverzagt den Schritten Christi zu folgen; ich möchte, daß du das oft betrachtest, um praktische Konsequenzen daraus zu ziehen. Paulus schreibt: Nehmt Gott zum Vorbild als seine geliebten Kinder. Wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich für uns als Opfergabe hingegeben hat, Gott zum lieblichen Wohlgeruch (Eph 5,1-2).

Jesus hat sich selbst hingegeben, Er wurde zu einem Sühnopfer aus Liebe. Und du, sein Jünger; du, zu einem Sohn Gottes auserwählt; du, um den Preis des Kreuzes erkauft - auch du mußt bereit sein, dich zu opfern. Deshalb darf unser Verhalten, einerlei in welcher konkreten Situation, niemals egoistisch, lahm, spießbürgerlich, leichtsinnig… oder blöde - entschuldige die etwas derbe Aufrichtigkeit - sein. Wenn du nur die Wertschätzung der Menschen erstrebst und nur den Wunsch hast, beliebt und angesehen zu sein, dann bist du vom Wege abgekommen ()Allein, die den rauhen, steilen und schmalen Weg der Drangsale gehen, werden in die Stadt der Heiligen eintreten und sich dort ausruhen und mit dem König in alle Ewigkeit herrschen (Pseudo-Makarius, Homiliae, 12, 5 (PG 34, 559]).

Du mußt dich aus freien Stücken für das Tragen des Kreuzes entscheiden. Sonst legst du nur ein Lippenbekenntnis zu Christus ab, das du mit deinen Taten Lügen strafst; so wirst du niemals mit dem Meister zu einem vertrauten Umgang voll wahrer Liebe gelangen. Wir Christen sollten uns ein für allemal vor Augen halten: wir sind Christus nicht nah, wenn wir es nicht fertigbringen, auf dieses ganze Knäuel unserer Launen, unserer Eitelkeit, unseres Wohlergehens, unserer Interessen spontan zu verzichten. Kein einziger Tag darf vergehen, den wir nicht mit der Gnade und dem Salz der Abtötung gewürzt hätten. Doch gib nicht der Vorstellung in dir Raum, du wärest dann zu einem glücklosen Dasein verurteilt; denn dein Glück wird recht armselig sein, wenn du nicht Selbstüberwindung lernst und dich von deinen Leidenschaften und Launen tyrannisieren läßt, statt aufrecht das Kreuz zu tragen.

Das Ziel im Blick haben

Ich stelle diese Wahrheiten so hart vor euch hin, damit ihr gewissenhaft prüft, welches die Beweggründe eures Handelns sind. Dabei werdet ihr manches geradebiegen und neu auf den Dienst an Gott und an euren Brüdern, den Menschen, ausrichten können. Seht doch, wie nah der Herr an unserer Seite geht. Liebend hat Er uns angeschaut und den heiligen Ruf an uns ergehen lassen, nicht auf Grund unserer Werke, sondern nach seinem Ratschluß und seiner Gnade. Diese wurde uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt (2 Tim 1,9).

Läutert die Absicht, tut alles aus Liebe zu Gott, umarmt freudig das tägliche Kreuz. Tausendmal habe ich das gesagt, denn ich bin davon überzeugt, daß gerade diese Einsichten in die Herzen aller Christen gleichsam eingemeißelt sein müssen. Wenn wir die Widerwärtigkeiten und den physischen oder seelischen Schmerz nicht bloß erdulden, sondern lieben und als Sühne für unsere eigenen Sünden und für die Sünden aller Menschen Gott darbringen, dann - ich versichere es euch - bedrücken uns die Schmerzen nicht mehr.

Dann trägt man nicht mehr irgendein Kreuz: man erkennt das Kreuz Christi und findet Trost in dem Gedanken, daß es der Erlöser ist, der das Gewicht dieses Kreuzes hält. Wir werden zu Mitträgern wie Simon von Cyrene, der vom Felde kam und sich nach der verdienten Ruhe sehnte, als er gezwungen wurde, seine Schulter hinzuhalten, um Jesus zu helfen (Vgl. Mk 15,21). Freiwillig das zu sein, was Simon von Cyrene war, dem zerschundenen Leib des Schmerzensmannes nahe - das ist für eine Seele, die liebt, kein Unglück, denn das gibt uns die Gewißheit, daß Gott nahe ist und uns mit dieser Auserwählung segnet.

Viele Menschen haben mir gegenüber oft staunend erwähnt, daß meine Kinder im Opus Dei - Gott sei Dank - immer froh sind und mit ihrer Freude anstecken. Ich halte das für selbstverständlich und antworte darauf immer mit derselben Erklärung, weil ich keine andere kenne: Das Fundament ihrer Freude liegt darin, daß sie keine Angst vor dem Leben und keine Angst vor dem Tod haben, daß sie sich von Widerwärtigkeiten nicht übermannen lassen und daß sie bemüht sind, jeden Tag mit Opfergeist zu leben, bereit - allen Schwächen und Armseligkeiten zum Trotz -, ihr Ich zurückzustellen, damit für ihre Mitmenschen der Weg des Christen angenehmer, liebenswerter werde.

Aber vergeßt eines nicht: bei Jesus sein heißt auch mit Sicherheit seinem Kreuz begegnen. Wenn wir uns in die Hand Gottes geben, läßt Er es häufig zu, daß wir den Schmerz spüren, Einsamkeit, Widerwärtigkeiten, Verleumdungen, üble Nachrede, Spott, von innen und von außen; denn Er möchte uns nach seinem Bild und Gleichnis gestalten, und so erlaubt Er auch, daß man uns für verrückt hält und Narren nennt.

Das ist die Stunde der passiven Abtötung, die manchmal versteckt, bisweilen auch offen und sogar herausfordernd auf uns zukommt, gerade wenn wir es nicht erwarten. Man verletzt die Schafe mit Steinwürfen, die eigentlich den Wölfen gelten sollten: Wer Christus nachfolgt, wird am eigenen Leibe zu spüren bekommen, daß die, die ihn eigentlich lieben sollten, ihm mißtrauen, sich feindselig, argwöhnisch oder haßerfüllt gegen ihn verhalten. Sie schauen ihn skeptisch an, wie einen Lügner, weil sie einfach nicht glauben, daß es eine persönliche Beziehung zu Gott, ein inneres Leben geben kann; im Umgang mit Atheisten und Gleichgültigen aber geben sie sich liebenswürdig und verständnisvoll, auch wenn diese sich oft aggressiv und arrogant zeigen.

Vielleicht läßt es der Herr zu, daß sein Jünger sich Attacken gegenübersieht, die dem Angreifer wahrlich nicht zur Ehre gereichen; dazu gehören persönliche Beschimpfungen oder die Verbreitung von tendenziösen und übelwollenden Gerüchten, die einer massiven, lügenhaften Propaganda entstammen. Guter Geschmack und Wohlerzogenheit sind nun einmal nicht jedermanns Sache.

So kann es denn nicht verwundern, daß diejenigen, die eine fragwürdige Theologie und eine lockere, schrankenlose Moral vertreten oder die eine zweifelhafte Liturgie, nach persönlichen Einfällen, mit Hippie-Grundsätzen und ohne verantwortliche Leitung, praktizieren -, daß die also gegen Menschen, welche nur von Jesus Christus sprechen, Neidgefühle, Verdächtigungen, falsche Beschuldigungen, Beleidigungen, Mißhandlungen, Demütigungen, Gerede und Belästigungen aller Art mobilisieren.

Doch gerade dadurch formt Jesus die Seelen der Seinen und schenkt ihnen dabei innere Gelassenheit und Freude, weil sie sehr gut wissen, daß der Teufel auch aus hundert Lügen zusammen noch keine einzige Wahrheit machen kann; und der Herr prägt ihnen die tiefe Erkenntnis ein, daß sie es im Leben nur dann leicht haben werden, wenn sie sich dazu entschließen, es sich nicht leicht zu machen.