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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Heiligkeit → Gebet.

*Homilie, gehalten am 4. April 1955

Immer wenn wir im Herzen den Wunsch verspüren, besser zu werden und dem Herrn großzügiger zu dienen, und wenn wir dann einen Wegweiser, einen Leitstern für unser christliches Dasein suchen, ruft uns der Heilige Geist die Worte des Evangeliums in Erinnerung, daß man allezeit beten müsse und nicht nachlassen dürfe (Lk 18,1). Das Gebet ist das Fundament jedes auf Gott ausgerichteten Tuns; mit dem Gebet sind wir allmächtig, und ohne das Gebet erreichen wir nichts.

Ich möchte, daß wir uns heute, in dieser Betrachtung, ein für allemal von der Notwendigkeit überzeugen, kontemplative Seelen zu werden; ob auf der Straße oder bei der Arbeit - unser Gespräch mit Gott soll immerfort andauern und niemals im Laufe des Tages abreißen. Das ist der einzige Weg, um treu den Schritten des Meisters folgen zu können.

Mit Gott sprechen

Ihr ruft mich, und ich werde euch erhören (Jer 29,12). Wir rufen Ihn, wir unterhalten uns mit Ihm, wir wenden uns an Ihn. Deswegen müssen wir die Mahnung des Apostels in die Tat umsetzen, der sagt: Sine intermissione orate (1 Thess 5,17), betet immer, was auch geschehen mag. Nicht nur von Herzen, sondern mit ganzem Herzen (Ambrosius, Expositio in Psalmum 118, 19, 12 (PL 15, 1471]).

Ihr denkt vielleicht, daß das Leben nicht immer so leicht erträglich ist, daß es an Unannehmlichkeiten, Mühen und Kummer wahrhaftig nicht fehlt. Ich werde euch wieder mit dem heiligen Paulus antworten: Weder Tod nochLeben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte, weder Höhe noch Tiefe, noch sonst etwas Geschaffenes vermag uns zu trennen von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm 8,38-39). Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen, von der Liebe schlechthin, von der beständigen Verbindung mit unserem Vater.

Aber bedeutet die Empfehlung, beständig die Vereinigung mit Gott zu suchen, nicht, ein derart erhabenes Ideal hinzustellen, daß es für die meisten Christen unerreichbar bleibt? Das Ziel ist wirklich hoch, doch nicht unerreichbar. Der Weg zur Heiligkeit ist ein Weg des Gebetes; und das Gebet muß nach und nach in der Seele Wurzeln schlagen, so wie ein kleines Samenkorn, das sich später in einen dichtbelaubten Baum verwandelt.

Wir beginnen mit mündlichen Gebeten, die viele von uns als Kinder immer wieder gesprochen haben: es sind von Herzen kommende und sehr einfache Worte, an Gott und an seine Mutter, die auch unsere Mutter ist, gerichtet. Heute noch erneuere ich morgens und abends - und nicht nur gelegentlich, sondern täglich - das Aufopferungsgebet, das mich meine Eltern gelehrt haben: O meine Herrin, o meine Mutter! Dir gebe ich mich ganz hin. Und als Erweis meiner kindlichen Liebe weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meine Zunge, mein Herz… Ist das nicht irgendwie ein Anfang der Kontemplation und ein echter Beweis des vertrauenden Sich-Überlassens? Was erzählen sich Liebende, wenn sie sich treffen? Wie verhalten sie sich? Sie opfern alles, was sie sind und haben, für den Menschen, den sie lieben.

Zuerst ein Stoßgebet, und dann noch eins, und noch eins…, bis einem das ungenügend erscheint, weil Worte unzureichend sind…: und man läßt der Vertrautheit mit Gott freien Lauf, ist bei Ihm, schaut auf Ihn, beständig und mühelos. Wir leben dann wie Gefangene, gleichsam in Ketten. Während wir, bei all unseren Fehlern und Unzulänglichkeiten, so vollkommen wie möglich die Aufgaben und Pflichten unseres Standes erfüllen, sehnt sich die Seele nach Befreiung. Sie drängt zu Gott hin, angezogen von Ihm wie das Eisen vom Magneten. Wir beginnen Jesus auf eindringlichere Weise zu lieben, in seliger Bestürzung.

Verzeichnis der Schriftstellen
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