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Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Welt → Hoffnung und Ewigkeit.

Bemühen wir uns um mehr Demut! Denn nur ein Glaube, der demütig ist, öffnet uns die übernatürliche Sicht der Dinge. Hier auf Erden gibt es - ohne eine weitere Alternative - nur zwei Möglichkeiten: entweder ein übernatürliches oder ein animalisches Leben zu leben. Für uns darf es nur das erstere geben, das Leben ausgerichtet auf Gott. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert? (Mt 16,26)Alles, was die Erde trägt, alles, was Verstand und Wille erstreben - was nützt es dem Menschen? Was ist es denn wert, wenn alles vergeht, alles versinkt, wenn alle irdischen Schätze nur Attrappe sind? Was nützt es, wenn dann die Ewigkeit anbricht, für immer - immer - immer?

Dieses kleine Wort - immer - hat Theresia von Avila groß gemacht. Als sie noch ein kleines Mädchen war, verließ sie durch die Puerta del Adaja die ummauerte Stadt zusammen mit ihrem Bruder Rodrigo; sie wollte zu den Heiden gehen und für Christus gemartert werden; und unterwegs flüsterte sie ihrem ermüdeten Bruder ins Ohr: für immer, für immer, für immer (Vgl. Theresia von Avila, Buch ihres Lebens, 1, 3).

Die Menschen lügen, wenn sie in irdischen Dingen für immer sagen. Nur im Angesicht Gottes ist das für immer Wahrheit, wesenhafte Wahrheit. Und so mußt du leben, mit einem Glauben, der dich bei dem Gedanken an die Ewigkeit, die ja wirklich für immer ist, schon hier einen seligen Vorgeschmack des Himmels erfahren läßt.

Nachdem die Jünger den verdorrten Feigenbaum gesehen hatten, fragten sie voll Verwunderung: "Wie konnte der Feigenbaum auf der Stelle verdorren?" (Mt 21,20) Jene ersten Zwölf, die so viele Wunder erlebt haben, staunen von neuem; ihnen fehlt noch der Glaube, der alles entzündet. Deshalb versichert der Herr: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht nur das tun, was mit dem Feigenbaum geschah, sondern wenn ihr zu diesem Berg sagt: Heb dich hinweg und stürze dich ins Meer, so wird es geschehen (Mt 21,21). Das ist die Bedingung, die Jesus Christus stellt: daß wir aus dem Glauben leben. Dann sind wir fähig, Berge zu versetzen. Und es gibt so viel zu versetzen… in der ganzen Welt, aber zuerst in unserem eigenen Herzen. Wieviele Hindernisse für die Gnade Gottes! Glaube also: Glaube mit Werken, Glaube mit Opfern, Glaube mit Demut. Denn der Glaube verwandelt uns in allmächtige Geschöpfe: Alles, was ihr im Gebet gläubig erbittet, werdet ihr erhalten (Mt 21,22).

Ein Mensch, der glaubt, wird das Irdische richtig einschätzen; er weiß, daß - nach einem Wort der heiligen Theresia von Avila - das Leben hier wie eine schlechte Nacht in einer schlechten Herberge ist (Vgl. Theresia von Avila, Weg der Vollkommenheit, 40, 9). Immer wieder erneuert er die Einsicht, daß unser Leben auf Erden eine Zeit der Arbeit und des Kampfes ist, uns gegeben, damit wir uns läutern und gegenüber der göttlichen Gerechtigkeit die Schuld für unsere Sünden tilgen. Der Glaubende weiß auch, daß die irdischen Güter nichts weiter als Mittel sind, und als solche setzt er sie ein, großzügig und heroisch.

Irdische Hoffnungen und christliche Hoffnung

Mit monotoner Beharrlichkeit wiederholen viele den schon sattsam bekannten Spruch, die Hoffnung sei das letzte, was man verliere; so als könnte man sich auf die Hoffnung herausreden, um, Probleme und Gewissen verdrängend, den gewohnten Trott fortzusetzen, oder als wäre sie ein Freibrief, um die notwendige Korrektur des eigenen Verhaltens auf unbestimmte Zeit aufzuschieben und den Kampf um höhere Ziele, vor allem aber um das höchste Ziel, die Vereinigung mit Gott, auf später zu vertagen.

Hier scheint mir eine Verwechslung der Hoffnung mit der Bequemlichkeit vorzuliegen. Denn im Grunde besteht dabei nicht der geringste Wunsch, ein wirkliches Gut zu erobern, weder ein geistiges noch ein legitimes materielles Gut. Das höchste Verlangen mancher Menschen richtet sich nur darauf, alles zu umgehen, was die scheinbare Ruhe einer mittelmäßigen Existenz stören könnte. Ängstlich, kleinlaut und faul, ist die Seele bis zum Rande ausgefüllt von mehr oder minder feingesponnenen egoistischen Regungen; sie gibt sich damit zufrieden, daß die Tage sine spe nec metu - ohne Hoffnung und Furcht - verrinnen, ohne Ideale, die Anstrengung kosten, und ohne die Lästigkeit des Kampfes. Nur eins zählt: das Risiko der Blamage und der Tränen zu vermeiden. Wie aussichtslos ist es, etwas zu erlangen, wenn man, aus Angst vor den Mühen des dazu notwendigen Kampfes, den Wunsch, es zu besitzen, schon aufgegeben hat!

Man kann auch auf die oberflächliche Haltung derer stoßen, die - oft mit affektiertem Kultur- oder Wissenschaftsgetue - in der Hoffnung lediglich ein dankbares poetisches Thema sehen. Sie sind unfähig, sich aufrichtig mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich für das Gute zu entscheiden; daher verkürzen sie die Hoffnung auf eine Illusion, auf einen utopischen Traum, auf einen bloßen Trost in der Trübsal und Härte des Lebens. Die Hoffnung - eine falsche Hoffnung! - wird für sie zu einer gehaltlosen Laune, die zu nichts führt.

Dieser Kampf eines Kindes Gottes ist nicht von traurigem Verzicht, von trüber Resignation oder von Freudlosigkeit geprägt: er ist vielmehr der Kampf eines Liebenden, der bei der Arbeit und beim Ausruhen, in der Freude und im Leid immer den geliebten Menschen vor Augen hat und sich um dieses Menschen willen gern allen Schwierigkeiten stellt. Bei uns ist es außerdem so - ich möchte das wiederholen -, daß Gott keine Schlachten verliert, mit Ihm im Bunde dürfen wir uns immer Sieger nennen. Das ist meine Erfahrung: Wenn ich treu seinen Bitten folge, dann läßt Er mich lagern auf grünen Auen, zum Ruheplatz am Wasser führt Er mich. Er labt meine Seele. Er leitet mich auf rechten Pfaden in der Kraft seines Namens. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir. Dein Stock und Dein Stab, die sind es, die mich trösten (Ps 22,2-4).

In den Kämpfen der Seele ist die Strategie vielfach eine Frage der Zeit, der geduldigen und beharrlichen Anwendung des rechten Mittels. Immer wieder Gebetsakte der Hoffnung. Denkt daran: In eurem inneren Leben werdet ihr Niederlagen erleiden, ihr werdet Schwankungen erfahren - gebe Gott, daß sie kaum bemerkbar sind -, denn niemand ist frei von solchen Anfechtungen. Aber der Herr, der allmächtig und barmherzig ist, hat uns die geeigneten Mittel gegeben, um siegen zu können. Es genügt, daß wir sie anwenden und entschlossen sind - ich sagte es schon -, wenn nötig immer wieder neu zu beginnen.

Geht wöchentlich - und immer, wenn ihr es nötig habt, aber ohne Skrupel Raum zu geben - zum heiligen Sakrament der Buße, zum Sakrament der göttlichen Vergebung. Mit der Gnade angetan, werden wir die Gebirge durchqueren (Vgl. Ps 103,10) und den steilen Weg der Erfüllung unserer christlichen Pflichten mit Beständigkeit zurücklegen. Wenn wir mit gutem Willen zu diesen Hilfen greifen und den Herrn bitten, Er möge uns Tag für Tag eine stärkere Hoffnung schenken, dann werden wir die ansteckende Freude der Kinder Gottes besitzen: Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns (Röm 8,31)? Optimismus also. In der Kraft der Hoffnung werden wir kämpfen, um den zähen Unrat zu tilgen, den die Säleute des Hasses ausstreuen. Aus einer neuen, freudigen Sicht werden wir die Welt wiederentdecken. Schön und rein ist sie aus den Händen Gottes hervorgegangen, und an uns liegt es - wenn wir zur wirklichen Reue fähig werden -, sie dem Herrn in dieser Schönheit zurückzugeben.