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Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Hochmut, Stolz .

*Homilie, gehalten am 6. April 1965

Wir wollen die Texte der heiligen Messe von diesem Dienstag in der ersten Passionswoche kurz betrachten, damit wir es verstehen, die gute Vergöttlichung von der schlechten Vergöttlichung zu unterscheiden. Wir werden über die Demut sprechen, denn sie ist die Tugend, die uns gleichzeitig zur Erkenntnis der eigenen Armseligkeit wie der eigenen Größe verhilft.

Unsere Armseligkeit ist offenkundig genug. Ich denke jetzt nicht an unsere natürlichen Grenzen und an die großartigen Träume, die der Mensch nie wird verwirklichen können, nicht zuletzt deshalb, weil eines Menschen Zeit so kurz bemessen ist. Ich denke an unser verkehrtes Tun, an die Stürze und Irrtümer, die wir vermeiden könnten und doch nicht vermeiden. Immer wieder spüren wir unsere eigene Unzulänglichkeit, aber es gibt Zeiten, in denen diese vielfältigen Erfahrungen wie gebündelt vor unserem Blick erscheinen, und dann erkennen wir ganz deutlich, wie bedürftig wir sind. Was sollen wir tun?

Expecta Dominum (Ps 26,14 (Introitus der heiligen Messe]), sagt uns die Kirche, hoffe auf den Herrn, lebe aus der Hoffnung, liebend und glaubend. Viriliter age (Ebd.), sei stark. Was macht es aus, daß wir Geschöpfe aus Lehm sind, wenn wir unsere Hoffnung auf Gott gesetzt haben? Auch wenn die Seele einmal einen Sturz tut, einen Rückfall erfährt - unausweichlich ist dies aber nicht -, können wir wie im Alltagsleben reagieren, wenn es um die körperliche Gesundheit geht: wir wenden ein Heilmittel an und beginnen von neuem.

Den Hochmütigen widersteht Gott, aber den Demütigen gibt Er Gnade (1 Petr 5,5), lehrt uns der heilige Petrus. In jeder Epoche der Geschichte, in jeder Situation eines Menschen ist der Weg der Demut der allein mögliche Weg, um ein Leben aus Gott zu leben. Etwa weil Gott Freude an unserer Erniedrigung fände? Nein, denn was gäbe sie Ihm, dem Schöpfer der Welten, der alles im Dasein erhält und alles lenkt? Gott wünscht unsere Demut als die Befreiung von den Fesseln des eigenen Ich einzig und allein deshalb, damit Er uns ganz erfüllen kann; Er will, daß wir keine Hindernisse aufrichten, sondern in unseren armen Herzen - sagen wir es mit einem Bild - seiner Gnade mehr Raum lassen. Denn der Gott, der uns demütig möchte, ist derselbe Gott, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der Er sich alles unterwerfen kann (Phil 3,21). Der Herr bemächtigt sich unser, Er vergöttlicht uns mit einer guten Vergöttlichung.

Demut und Freude

Von allem Bösen und Frevelhaften im Menschen befreie mich (Vgl. Ps 42,1 (Graduale der heiligen Messe]). Wieder weist uns dieser Text der heiligen Messe auf die gute Vergöttlichung hin; er führt uns vor Augen, daß Schlechtigkeit und böse Neigungen uns prägen, aber dann läßt er uns bitten: Emitte lucem tuam (Ps 42,3 (Graduale der heiligen Messe]), sende Dein Licht und Deine Wahrheit, die mich geleitet und auf Deinen heiligen Berg geführt haben. Ich will euch offen sagen, daß ich sehr bewegt war, als ich diese Worte aus dem Graduale der heutigen heiligen Messe betete.

Was sollen wir tun, um diese gute Vergöttlichung zu erlangen? Im Evangelium lesen wir, daß Jesus nicht mehr in Judäa umherziehen wollte, weil die Juden Ihm nach dem Leben trachteten (Joh 7,1). Er, der durch einen einfachen Willensakt seine Widersacher hätte wegfegen können, reagiert mit menschlichen Mitteln. Er, der als Gott mit einem Wort die Verhältnisse hätte ändern können, will uns eine einprägsame Belehrung geben: Er geht nicht nach Judäa. Seine Verwandten sagten zu Ihm: "Geh weg von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst" (Joh 7,3). Sie wollten, daß Er Aufsehen errege. Seht ihr, wie dies eine Lektion über die gute und die schlechte Vergöttlichung ist?

Gute Vergöttlichung: Wer Deinen Namen kennt - so heißt es im Offertorium - vertraut auf Dich; denn Du verläßt jene nicht, Herr, die Dich suchen (Ps 9,11). Wir, geklammerte Tonscherben, die wir sind, jubeln, weil Gott den Klageruf der Armen nicht abweist (Ps 9,13)und den Ruf der Demütigen erhört.

Wenige Züge dieser menschgewordenen Liebe Gottes genügen schon, und die Großzügigkeit Christi trifft uns in die Seele, sie entzündet uns und drängt uns sanft zu Reue und Zerknirschung, weil unser eigenes Verhalten oft so egoistisch, so kleinlich ist. Der Herr scheut sich nicht, sich zu erniedrigen, um uns aus dem Elend zur Würde der Gotteskindschaft zu erheben und uns zu seinen Brüdern zu machen. Du und ich dagegen genießen oft mit törichtem Stolz die empfangenen Gaben und Fähigkeiten und benutzen sie als ein Podest, auf dem wir über den anderen stehen, so als ob unsere doch nur relativ zu nehmenden Leistungen ausschließlich unser Verdienst wären: Was hast du, das dunicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? (1 Kor 4,7)

Möge jeder auf sich selbst beziehen, was ich jetzt zu euch allen sage: Angesichts der Hingabe und der Selbsterniedrigung Gottes erscheinen die Ehrsucht und der Dünkel des Hochmütigen als schreckliche Sünde, weil sie ihn in extremen Gegensatz stellen zu dem Vorbild, das Jesus uns gegeben hat. Macht euch klar, was das heißt: Er ist Gott und erniedrigt sich. Und der Mensch, von seinem eigenen Ich besessen, will sich unbedingt erheben und erkennt nicht, daß er doch nur Lehm, nur billige Töpferware ist.