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Es gibt 2 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Natürliche Tugenden, menschliche Tugenden  → Beharrlichkeit.

Aber ein mächtiger Feind lauert uns auf, der sich unserem Streben widersetzt, die Lehre Christi voll zu leben: der Stolz. Er wächst, wenn wir es nach einer Niederlage oder einer Schlappe unterlassen, die helfende Hand des Herrn zu suchen. Dann erfüllen Zwielicht und Dunkel die Seele; sie glaubt sich verloren. Die Einbildung erfindet Hindernisse, die in Wirklichkeit gar keine sind und die verschwinden würden, wenn nur ein wenig Demut uns den Blick freihielte. In ihrem Stolz und ihrer Einbildung schafft sich die Seele manchmal ein qualvolles GoIgotha. Dort findet sie aber nicht Christus, denn wo der Herr ist, herrschen Frieden und Freude, auch wenn die Seele eine einzige Wunde ist und sich von Finsternis umgeben sieht.

Und mit einem weiteren verlogenen Feind unserer Heiligung müssen wir rechnen: mit dem Gedanken, in diesem inneren Kampf hätten wir es mit außergewöhnlichen Hindernissen, mit feuerspeienden Drachen zu tun. Hier zeigt sich der Stolz in anderem Kleid. Wir sind bereit zu kämpfen, aber nur mit Pauken und Trompeten und mit fliegenden Fahnen.

Vergessen wir nicht: weder die Spitzhacke noch die Axt, noch die Schläge sonst eines Werkzeugs, so scharf es auch sein mag, sind die gefährlichsten Feinde des Gesteins, sondern das Wasser, das tropfenweise in die Ritzen des Felsen sickert, bis es das Gefüge sprengt. Hier liegt für den Christen die große Gefahr: die täglichen Scharmützel zu vernachlässigen, was nach und nach seine Spuren in der Seele hinterläßt, so daß sie schließlich schlaff und spröde wird, gleichgültig und unempfänglich für die Stimme Gottes.

Hören wir, was der Herr uns sagt: Wer im Kleinsten treu ist, der ist auch im Großen treu; wer im Kleinsten untreu ist, der ist auch im Großen untreu (Lk 16,10). Es ist, als sagte Er uns: Kämpfe unentwegt in diesen scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten, denn sie sind groß in meinen Augen; sei pünktlich in der Erfüllung deiner Pflichten; hab ein Lächeln für den, der es braucht, auch wenn dir der Sinn nicht danach steht; feilsche nicht mit der Zeit, die du dem Gebet widmest; geh dem entgegen, der deine Hilfe sucht; übe Gerechtigkeit und geh über sie hinaus mit dem Gnadengeschenk der Liebe.

Solche und ähnliche Anregungen spüren wir täglich in unserem Innern wie eine stille Aufforderung zum Training in diesem übernatürlichen Sport der Selbstüberwindung. Das Licht Gottes möge uns erleuchten, damit wir seine Anregungen besser wahrnehmen; der Herr möge uns im Kampf helfen und im Sieg zur Seite stehen; Er möge bei uns bleiben in der Stunde der Niederlage, damit wir so immer wieder aufstehen und weiter kämpfen können.

Wir dürfen nicht stehen bleiben. Der Herr verlangt von uns, den Kampf immer zügiger, gründlicher und an immer mehr Fronten zu führen. Wir sind verpflichtet, uns immer weiter zu steigern, denn das einzige Ziel in diesem Wettkampf ist die himmlische Herrlichkeit. Wenn wir den Himmel nicht erreichen, war alles umsonst.

Nur ein Weg: persönliche Heiligkeit

Der beste Weg, um die apostolische Kühnheit und den Drang, allen Menschen zu dienen, niemals zu verlieren, ist die Fülle eines Lebens aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe; mit einem Wort: die Heiligkeit. Ich finde kein anderes Rezept als dieses: persönliche Heiligkeit.

Heute feiern wir in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche den Triumph der Mutter, Tochter und Braut Gottes. Und so wie wir uns am dritten Tage nach dem Tod des Herrn über seine Auferstehung freuten, so freuen wir uns jetzt darüber, daß Maria, nachdem sie Jesus von Bethlehem bis unter das Kreuz begleitet hat, ganz bei Ihm ist, mit Leib und Seele, und die Freude der ewigen Herrlichkeit genießt. Dies ist der geheimnisvolle Heilsplan Gottes: Unsere Liebe Frau, die zur vollen Teilhabe am Werk unserer Erlösung bestimmt wurde, sollte ihrem Sohn immer ganz nahe folgen: in der Armut von Bethlehem, im verborgenen Leben gewöhnlicher Arbeit in Nazareth, im Offenbarwerden der Göttlichkeit zu Kana in Galiläa, in der Schmach des Leidens und im göttlichen Opfer am Kreuz, in der ewigen Seligkeit des Himmels.

Dies alles geht uns unmittelbar an, denn dieser übernatürliche Weg muß auch unser Weg sein. Maria zeigt uns, daß dies ein gangbarer, ein sicherer Pfad ist. Sie ist uns vorausgegangen auf den Spuren der Nachfolge Christi, und die Verherrlichung unserer Mutter ist die feste Hoffnung auf unser eigenes Heil; darum nennen wir sie spes nostra und causa nostrae laetitiae, unsere Hoffnung und Ursache unserer Freude.

Wir dürfen niemals die Zuversicht verlieren, daß wir einmal heilig werden, daß wir der Einladung Gottes folgen und beharrlich sind bis ans Ende. Gott, der in uns das Werk der Heiligung begonnen hat, wird es auch vollenden (Vgl. Phil 1,6). Denn wenn der Herr für uns ist, wer ist gegen uns? Der seines eigenen Sohnes nicht schonte, sondern für uns alle Ihn hingab, wie sollte Er mit Ihm uns nicht auch alles schenken? (Röm 8,31-32)

An diesem Fest lädt alles zur Freude ein. Die sichere Hoffnung auf unsere persönliche Heiligung ist eine Gabe Gottes; aber der Mensch darf nicht untätig bleiben. Erinnert euch an die Worte Christi: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich, und so folge er mir (Lk 9,23). Seht ihr? Täglich das Kreuz. Nulla dies sine cruce! Kein Tag ohne Kreuz; kein Tag, an dem wir nicht das Kreuz des Herrn tragen, an dem wir nicht sein Joch auf uns nehmen. Aus diesem Grunde möchte ich es nicht unterlassen, euch daran zu erinnern, daß die Freude der Auferstehung dem Leid des Kreuzes entspringt.

Habt nun aber keine Furcht, denn der Herr selbst hat uns gesagt: Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Bürde leicht (Mt 11,28-30). Kommt, - so schreibt der heilige Johannes Chrysostomus - nicht um Rechenschaft abzulegen, sondern um von euren Sünden befreit zu werden; kommt, denn ich habe eure Ehre, die ihr mir erweisen könnt, nicht nötig: eure Rettung habe ich nötig… Fürchtet euch nicht, wenn ihr von Joch hört, denn es ist sanft; fürchtet euch nicht, wenn ich von Bürde spreche, denn sie ist leicht (Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae, 37,2 [PG 57,414]).

Der Weg unserer persönlichen Heiligung führt Tag für Tag über das Kreuz. Doch trostlos ist dieser Weg nicht, denn Christus selbst hilft uns, und bei Ihm kann es keine Traurigkeit geben. In laetitia, nulla dies sine cruce! pflege ich oft zu sagen: die Seele von Freude durchdrungen, keinen Tag ohne Kreuz.