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Es gibt 3 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Jesus Christus  → Christkönig.

*Homilie, gehalten am 22. November 1970, Christkönigsfest

Das liturgische Jahr geht zu Ende. In dieser heiligen Messe bringen wir von neuem Gott Vater das Opfer dar, das Christus selbst ist, Er, der König der Heiligkeit und der Gnade, der König der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens, wie wir in der Präfation beten werden (…regnum sanctitatis et gratiae, regnum iustitiae, amoris et pacis [Präfation der heiligen Messe]). Ihr alle spürt in eurer Seele eine große Freude, wenn ihr die heilige Menschheit unseres Herrn betrachtet, eines Königs, mit einem Herzen aus Fleisch wie unser Herz, der das All geschaffen hat und jedes Geschöpf. Er zwingt sich nicht als Herrscher auf, Er zeigt uns schweigend seine durchbohrten Hände und bittet um etwas Liebe.

Warum also kennen Ihn so viele Menschen nicht? Warum immer noch jenes rohe Aufbegehren? Nolumus hunc regnare super nos (Lk 19,14), wir wollen nicht, daß dieser als König über uns herrsche. Millionen Menschen auf der Erde stellen sich so Christus entgegen, besser gesagt: seinem Schattenbild, denn sie kennen Christus nicht, sie haben die Schönheit seines Antlitzes nie gesehen, die Größe seiner Lehre nie kennengelernt.

Angesichts dieses traurigen Schauspiels fühle ich mich gedrängt, dem Herrn Genugtuung zu leisten. Und wenn ich jenen unaufhörlichen Schrei der Auflehnung höre, der weniger in Worten als in schlechten Taten besteht, fühle ich mich gedrängt, laut zu rufen: Oportet illum regnare! (1 Kor 15,25) Er soll als König herrschen.

Widerstand gegen Christus

Viele ertragen es nicht, daß Christus herrscht; sie widersetzen sich Ihm auf tausenderlei Weise in ihrer Auffassung von der Welt und vom menschlichen Zusammenleben, in ihrem sittlichen Verhalten, in Wissenschaft und Kunst, ja selbst im Leben der Kirche. Ich spreche nicht von den Übeltätern, schreibt der heilige Augustinus, die Gott beleidigen, denn es sind in der Tat wenige, welche Ihn mit ihrer Zunge beleidigen, aber es sind viele, die Ihn durch ihren Lebenswandel beleidigen (Augustinus, In Ioannis Evangelium tractatus, 27,11 [PL 35, 1621]).

Manche stoßen sich sogar an der Bezeichnung Christkönig, weil sie allzu oberflächlich bei Worten stehenbleiben, als könnte man das Königtum Christi mit politischen Vorstellungen verwechseln; oder sie stören sich daran, weil das Bekenntnis zum Königtum Christi sie auch zur Anerkennung eines Gesetzes führen könnte. Und sie dulden kein Gesetz, nicht einmal das liebenswürdige Gebot der Liebe; sie wollen sich nicht der Liebe Gottes nähern, sondern nur dem eigenen Egoismus dienen.

Schon seit langem wiederhole ich in meinem Innern den Ruf: Serviam! Ich will dienen! Möge Er in uns diesen Wunsch nach Hingabe und Treue gegenüber seinem göttlichen Ruf mitten in der Welt, sozusagen auf der Straße, in aller Natürlichkeit und ohne Aufsehen, stärken. Sagen wir Ihm aus der Tiefe unseres Herzens Dank. Wenden wir uns an Ihn, beten wir zu Ihm als seine Diener, als seine Kinder! Dies wird für unsere Zunge wie Milch sein und wie Honig; süß wie Wabe wird es uns schmecken, vom Gottesreich zu sprechen, das ein Reich der Freiheit ist, jener Freiheit, die Er uns erworben hat (Vgl. Gal 4,31).

Christus, der Herr der Welt

Laßt uns jetzt betrachten, wie derselbe Christus, den wir in Bethlehem als neugeborenes, liebenswertes Kind gesehen haben, zugleich der Herr der Welt ist. Denn durch Ihn wurde alles im Himmel und auf Erden erschaffen; Er hat alles mit dem Vater versöhnt und den Frieden zwischen Himmel und Erde wiederhergestellt durch das Blut, das Er am Kreuz vergossen hat (Vgl. Kol 1,11-16). Jetzt herrscht Christus zur Rechten des Vaters. Zwei Engel in weißen Gewändern offenbaren es den Jüngern, die nach der Himmelfahrt des Herrn verwundert zu den Wolken aufblicken: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr Ihn habt zum Himmel auffahren sehen (Apg 1,11).

Durch Ihn herrschen die Könige (Spr 8,15), nur daß Könige und menschliche Autoritäten vergehen, während das Reich Christi auf immer und ewig (Ex 15,18) bleibt. Sein Reich ist ewig und währt von Geschlecht zu Geschlecht (Dtn 3,100).

Das Reich Christi: das ist mehr als eine Redewendung oder Floskel. Christus lebt, auch als Mensch, mit demselben Leib, den Er bei der Menschwerdung angenommen hat, der nach dem Tod am Kreuz auferstand, und der nun, mit der menschlichen Seele vereint, in der Person des göttlichen Wortes verherrlicht ist. Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, lebt und herrscht und ist der Herr der Welt. Nur durch Ihn wird alles Lebendige am Leben erhalten.

Warum aber erscheint Er jetzt nicht in seiner Herrlichkeit? Sein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh 18,36), obwohl es in dieser Welt ist. Jesus hatte Pilatus erwidert: Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Jeder, der aus der Wahrheit kommt, hört auf meine Stimme (Joh 18,37). Alle, die vom Messias eine sichtbare, zeitliche Macht erwarteten, haben sich geirrt: Das Reich Gottes besteht ja nicht in Speise und Trank, sondern in Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17).

Wahrheit und Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist, das ist das Reich Christi: das göttliche Handeln, das die Menschen erlöst und das sich vollenden wird am Ende der Zeiten. Dann wird der Herr, der im Paradies herrscht, wiederkommen, um endgültig die Menschen zu richten.

Christus beginnt seine Predigt auf Erden nicht mit einem politischen Programm, sondern mit der Aufforderung: Kehret um! Denn das Himmelreich ist nahe (Mt 3,2; 4,17). Er beauftragt seine Jünger, diese frohe Botschaft zu verkünden (Vgl. Lk 10,9), und Er lehrt uns, im Gebet die Ankunft des Reiches zu erbitten (Vgl. Mt 6,10). Ein heiliges Leben, das ist das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; das ist es, was wir zuerst suchen sollen (Vgl. Mt 6,33), das ist das einzig wirklich Notwendige (Vgl. Lk 10,42).

Die Erlösung, die Christus verkündet, ist eine Einladung, die Er an alle richtet: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit bereitete. Und er sandte seine Knechte aus, die Eingeladenen zur Hochzeit zu rufen (Mt 22,2-3). Deswegen offenbart uns der Herr: Das Reich Gottes ist mitten unter euch (Lk 17,21).

Keiner bleibt von der Erlösung ausgeschlossen, wenn er sich frei den liebevollen Forderungen Christi fügt: von neuem geboren zu werden (Vgl. Joh 3,5), wie die Kinder einfach im Geiste zu werden (Vgl. Mk 10,15; Mt 18,3; 5,3), aus dem Herzen alles zu verbannen, was uns von Gott trennt (Wahrlich, ich sage euch, ein Reicher wird schwer in das Himmelreich hineingelangen [Mt 19,23]). Jesus erwartet Taten, nicht nur Worte (Vgl. Mt 7,21). Er verlangt einen entschlossenen Einsatz, denn nur jene, die kämpfen, werden das ewige Erbe erlangen (Das Himmelreich leidet Gewalt, und Gewalttätige reißen es an sich [Mt 11, 12]).

Die Vollendung des Reiches, das endgültige Urteil über Rettung oder Verdammnis, geschieht nicht auf dieser Erde. Jetzt ist das Reich wie ein Samen (VgI. Mt 13,24), wie das Wachsen eines Senfkornes (Vgl. Mt 13,31-32; seine Vollendung wird wie ein Fischfang sein: das Netz wird ans Land gezogen, und die Guten wie die Bösen werden ihrer Bestimmung übergeben (Vgl. Mt 13,47-48. Solange wir aber auf Erden leben, gleicht das Reich dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis das Ganze durchsäuert war (Vgl. Mt 13,33).

Wer begreift, was das für ein Reich ist, von dem Christus spricht, der versteht auch, daß es sich lohnt, alles aufs Spiel zu setzen, um es zu erlangen; es ist die Perle, die der Kaufmann erwirbt, nachdem er seinen ganzen Besitz verkauft hat, der Schatz, der im Acker entdeckt wird (Vgl. Mt 13,44-46). Das Himmelreich ist schwer zu erobern; und keiner kann sich seiner sicher sein (Vgl. Mt 21,43; 8,12); aber das demütige Rufen eines reumütigen Menschen öffnet weit seine Tore. Einer der Schächer, die mit Christus gekreuzigt wurden, fleht Ihn an: Herr, gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein." (Lk 23,42-43)

Das Reich Gottes in der Seele

Groß bist Du, mein Herr und Gott! Du verleihst unserem Leben einen übernatürlichen Sinn und eine göttliche Wirksamkeit. Du läßt uns mit ganzer Kraft, mit Leib und Seele, aus Liebe zu Deinem Sohn ausrufen: Oportet illum regnare, Er soll als König herrschen! - auch wenn wir uns immer unserer Schwäche bewußt bleiben; Du weißt, daß wir Geschöpfe sind - und was für Geschöpfe! Nicht nur unsere Füße sind aus Lehm (Vgl. Dtn 2,33), sondern auch Herz und Haupt. Aber mit Deiner Gnade werden wir uns ausschließlich für Dich einsetzen.

Christus soll herrschen, vor allem in unserer Seele. Was würden wir antworten, wenn Er uns fragte: Willst du, daß ich in dir herrsche? Ich würde Ihm antworten, daß ich dazu die Fülle seiner Gnade brauche. Denn nur so wird sich alles verwandeln in ein Hosanna, einen Freudenruf zu Christus, meinem König: jeder Herzschlag, jeder Atemzug, selbst jeder flüchtigste Blick, jedes einfachste Wort, jede Empfindung.

Wenn wir wollen, daß Christus herrscht, dann seien wir konsequent; beginnen wir damit, daß wir Ihm unser Herz schenken. Wenn nicht, ist das Reden vom Königtum Christi ein Schlagwort ohne christlichen Inhalt, eine Äußerlichkeit ohne Glauben, ein trügerischer Gebrauch des Namens Gottes für menschliche Dinge.

Wäre die Voraussetzung für die Herrschaft Jesu in deiner und meiner Seele, daß wir Ihm eine würdige Wohnstätte in uns anbieten könnten, dann müßten wir verzweifeln. Aber fürchte dich nicht, Tochter Zion, siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen (Joh 12,15). Seht ihr? Jesus ist zufrieden mit einem armen Tier als Thron. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist; für mich ist es nicht erniedrigend, mich vor Gott als ein armer Esel zu fühlen: Wie ein Esel, so war ich vor Dir. Nun aber bleibe ich immer vor Dir, Du hast mich ergriffen mit Deiner Rechten (Ps 72,23-24), Du führst mich am Halfterstrick.

Heute sieht man dieses Lasttier nicht mehr so oft wie früher, aber denkt einmal an seine Eigenschaften. Nicht den alten, starrköpfigen, nachtragenden Esel meine ich, der sich hinterhältig mit einem Tritt rächt, sondern ein junges Tier: die Ohren steil wie Antennen, genügsam im Futter, hart in der Arbeit, entschieden und freudig im Trott. Viele Tiere sind schöner, tüchtiger - und urwüchsiger. Christus aber hat sich einen Esel ausgesucht, um als König vor dem jubelnden Volk zu erscheinen. Denn Jesus weiß nichts anzufangen mit berechnender Schläue, mit der Grausamkeit eines kalten Herzens, mit augenfälliger, aber leerer Schönheit. Unser Herr schätzt die Freude eines jungen Herzens, den einfachen Schritt, eine Stimme ohne Falsch, klare Augen, ein Ohr, das sein liebevolles Wort sucht. So herrscht Er in der Seele.