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Es gibt 3 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Nächstenliebe → neues Gebot .

Einen Christen daran erinnern, daß sein Leben keinen anderen Sinn hat, als den Willen Gottes zu erfüllen, heißt nicht, ihn von den übrigen Menschen absondern. Im Gegenteil, Christi Gebot, einander zu lieben, wie Er uns geliebt hat (Vgl. Joh 13,34-35), bedeutet für viele Menschen, an der Seite ihrer Mitmenschen und wie sie leben, Gott in der Welt dienen, um so allen Menschen die Liebe Gottes besser kundzutun und ihnen zuzurufen, daß sich die Wege Gottes auf Erden aufgetan haben.

Der Herr hat sich nicht darauf beschränkt, uns zu sagen, daß Er uns liebt - Er hat es uns durch Taten bewiesen. Vergessen wir nicht, daß Christus Mensch wurde, um uns zu lehren, was wir jetzt lernen sollen: wie man als Kind Gottes lebt. Erinnert euch an das Vorwort, das Lukas der Apostelgeschichte voranstellt: Primum quidem sermonem feci de omnibus, o Theophile, quae coepit Iesus facere et docere (Apg 1,1), ich habe über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat. Er kam, um uns zu belehren: als Meister durch sein Tun und durch das Beispiel seines Lebens.

Vor dem Kind in der Krippe wollen wir jetzt unsere persönliche Gewissenserforschung fortsetzen und uns fragen: Sind wir bereit, unser Leben Vorbild und Lehre für die anderen sein zu lassen? Sind wir entschlossen, ein anderer Christus zu sein? Ein Lippenbekenntnis genügt nicht. Ich frage einen jeden von euch und ich frage mich selbst: Du, als Christ berufen, ein anderer Christus zu sein, kann man von dir sagen, daß du dich nach diesem facere et docere, tun und lehren, richtest? Daß du in allem als Kind Gottes aufmerksam dem Willen des Vaters gegenüber handelst? Daß du dich bemühst, alle Menschen zu bewegen, an den guten, noblen, göttlichen und menschlichen Dingen der Erlösung teilzunehmen? Lebst du in deinem Alltag in der Welt das Leben Christi?

Die Werke Gottes tun ist keine Floskel, nein, es ist eine Einladung, sich aus Liebe zu verbrauchen. Man muß sich selber sterben, um zu neuem Leben wiedergeboren zu werden. Denn so gehorchte Jesus, gehorsam bis zum Tode am Kreuze, mortem autem crucis. Propter quod et Deus exaltavit illum (Phil 2,8-9), und deshalb hat Gott Ihn erhöht. Wenn wir dem göttlichen Willen gehorchen, wird auch für uns das Kreuz Auferstehung sein und Erhöhung. So wird sich in uns Schritt für Schritt das Leben Christi erfüllen, und unser eigenes Leben wird das Bemühen guter Kinder Gottes sein, die trotz ihrer vielen Schwächen und Fehler wie Christus umherzogen und Gutes taten.

Wenn der Tod kommt, und er wird unerbittlich kommen, werden wir ihn freudig erwarten, wie ich es viele Menschen, die heilig ihren Alltag gelebt haben, habe tun sehen. Mit Freude, denn wenn wir Christus nachgefolgt sind im Guten, im Gehorsam und im Kreuztragen, werden auch wir wie Christus auferstehen, surrexit Dominus vere! (Lk 24,34) - denn Er ist wahrhaft auferstanden.

Seht doch: Jesus, der ein Kind wurde, besiegte den Tod. Durch seine Erniedrigung, sein einfaches Leben, seinen Gehorsam: durch die Vergöttlichung des gewöhnlichen, alltäglichen Lebens der Menschen siegte der Sohn Gottes.

Dies ist der Triumph Christi. Er hat uns emporgehoben auf seine Ebene, zur Ebene der Gotteskindschaft, indem Er herabstieg auf die Erde, zur Ebene der Menschenkinder.

Der Christ weiß sich durch die Taufe Christus einverleibt und durch die Firmung befähigt, für Christus zu kämpfen; er weiß sich berufen, durch seine Teilhabe am königlichen, prophetischen und priesterlichen Amt Christi in der Welt zu wirken; er weiß sich eins mit Christus durch die Eucharistie, das Sakrament der Einheit und der Liebe. Darum muß er wie Christus mitten unter den Menschen leben und alle und jeden einzelnen von ihnen, ja die ganze Menschheit lieben.

Der Glaube führt uns dazu, in Christus Gott zu erkennen, in Ihm unseren Heiland zu sehen, uns mit Ihm zu vereinigen, indem wir so handeln, wie Er handelte. Nachdem der Auferstandene dem Apostel Thomas seine Zweifel genommen und ihm die Wunden gezeigt hatte, rief Er aus: Selig die nicht sehen und doch glauben (Joh 20,29). Gregor der Große bemerkt dazu: Hier ist von uns in besonderer Weise die Rede, denn wir besitzen geistlich denjenigen, den wir körperlich nicht gesehen haben. Es ist von uns die Rede, doch unter der Bedingung, daß unsere Handlungen unserem Glauben entsprechen. Nur derjenige glaubt wirklich, der durch sein Wirken das in die Tat umsetzt, was er glaubt. Darum sagt der heilige Paulus von denen, deren Glauben nur in leeren Worten besteht; Sie geben zwar vor, Gott zu kennen, verleugnen Ihn aber durch ihre Werke (Gregor der Große, In Evangelia homiliae, 26, 9 [PL 76, 1202]).

Man kann das Gott-Mensch-Sein Christi von seinem Werk als Erlöser nicht trennen. Das Wort wurde Fleisch und kam in die Welt, ut omnes homines salvi fiant (Vgl. 1 Tim 2,4), um alle Menschen zu retten. Trotz unserer Armseligkeiten und persönlichen Schwächen sind wir ein anderer Christus, sind wir Christus selbst; denn auch wir sind dazu berufen, allen Menschen zu dienen.

Immer wieder muß jenes Gebot Christi ertönen, das durch alle Jahrhunderte seine Kraft behalten wird. Wir lesen beim heiligen Johannes: Geliebte, damit schreibe ich euch kein neues Gebot. Es ist das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt. Und doch schreibe ich euch auch wieder ein neues Gebot, das in Ihm und in euch zur Wahrheit geworden ist. Die Finsternis ist im Schwinden, und es leuchtet bereits das wahre Licht. Wer sagt, er sei im Licht, haßt aber dabei seinen Bruder, der ist noch immer in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht und nimmt keinen Anstoß. (1 Joh 2,7-10)

Der Herr kam, um allen Menschen den Frieden, die Frohbotschaft und das Leben zu bringen. Nicht allein den Reichen und nicht allein den Armen. Nicht nur den Gelehrten und nicht nur den Einfältigen, nein, allen. Allen Brüdern, denn wir sind Brüder als Kinder desselben Vaters, als Kinder Gottes. Es gibt nurmehr ein Volk: das Volk der Kinder Gottes. Es gibt nur noch eine Hautfarbe: die Hautfarbe der Kinder Gottes. Und es gibt nur noch eine Sprache: eine Sprache, die zum Herzen und zum Verstand spricht, ohne Worte, aber so, daß sie uns Gott erkennen läßt und uns anhält, einander zu lieben.

Wie verständlich sind die Ungeduld, die Beklemmung und die ungestümen Wünsche jener, die mit einer natürlich christlichen Seele (VgI. Tertulian, Apologeticus, 17 [PL 1, 375]) nicht resignieren wollen angesichts der persönlichen und sozialen Ungerechtigkeit, die das menschliche Herz hervorbringen kann. So viele Jahrhunderte schon leben die Menschen zusammen, und noch immer gibt es so viel Haß, so viel Zerstörung, so viel Fanatismus in Augen, die nicht sehen, und in Herzen, die nicht lieben wollen.

Die Reichtümer der Erde verteilt unter einige wenige, die Bildungsgüter einem kleinen Kreis vorbehalten und draußen Hunger nach Brot und Wissen. Draußen menschliches Leben, das heilig ist, weil es von Gott kommt, und das behandelt wird wie eine Sache, wie Zahlen in einer Statistik. Ich verstehe und teile diese Ungeduld, eine Ungeduld, die mich drängt, auf Christus zu schauen, der uns ständig auffordert, jenes neue Gebot der Liebe zu verwirklichen.

Alle Situationen unseres Lebens bergen eine göttliche Botschaft in sich und fordern von uns eine Antwort der Liebe und Hingabe an die anderen. Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit Ihm, dann wird Er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Alle Völker werden vor Ihm versammelt werden. Er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird Er zu seiner Rechten stellen, die Böcke zu seiner Linken.

Alsdann wird der König zu denen auf der Rechten sprechen: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmt in Besitz das Reich, das seit der Weltschöpfung für euch bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt, nackt, und ihr habt mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt mich besucht, gefangen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden die Gerechten Ihn fragen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt? Oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen? Der König wird ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25, 31-40).

In unseren Brüdern, den Menschen, müssen wir Christus sehen, der uns in ihnen begegnet. Kein menschliches Leben ist isoliert, sondern jedes ist mit allen anderen verflochten. Keiner ist wie ein bezugloser Vers, alle sind wir Teil ein und derselben göttlichen Dichtung, die Gott unter Mitwirkung unserer Freiheit verfaßt.