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Es gibt 5 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Dienst.

Er erfüllte den Willen des Vaters

Ich bin sicher: Jesus sucht auch heute Wohnung in unseren Herzen. Bitten wir Ihn um Vergebung für unsere persönliche Blindheit und Undankbarkeit. Und bitten wir Ihn um die Gnade, Ihm niemals mehr unser Herz zu verschließen.

Der Herr läßt uns nicht im unklaren darüber, daß ein in den göttlichen Willen ergebener Gehorsam Verzicht und Hingabe verlangt, denn die Liebe pocht nicht auf Rechte: sie will dienen. Er ist als erster diesen Weg gegangen. Und wie hast Du den Gehorsam gelebt, Jesus? Usque ad mortem, mortem autem crucis (Phil 2,8), bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuz. Man muß von sich selbst loskommen, bereit sein, sich aus seiner Ruhe bringen zu lassen, sein Leben zu verlieren aus Liebe zu Gott und den Menschen. Da wolltest du nun leben und wolltest nicht, daß dir etwas widerfährt, aber Gott hat es anders gewollt, Es gibt einen zweifachen Willen: der deine muß korrigiert werden, um mit dem Willen Gottes eins zu werden: nicht hat sich der Wille Gottes dem deinen anzupassen (Augustinus, Enarrationes in psalmos, 31, 2, 26 [PL 36, 274]).

Ich habe voll Freude gesehen, wie so viele Menschen ihr Leben weggegeben haben, um den Willen Gottes zu erfüllen - wie Du, Herr: usque ad mortem, Ihre Kraft und ihre berufliche Arbeit haben sie dem Dienst an der Kirche gewidmet, zum Wohle aller Menschen.

Wir wollen lernen zu gehorchen, lernen zu dienen. Es gibt keine höhere Würde als die der freiwilligen Hingabe zum Wohl der anderen. Wenn der Stolz in uns brodelt und der Hochmut uns glauben machen will, wir seien Übermenschen, dann ist der Augenblick gekommen, nein zu sagen und zu bekräftigen, daß unser Triumphieren allein in der Demut liegt. Auf diese Weise werden wir eins mit Christus am Kreuz, aber nicht verdrossen, geängstigt oder widerwillig, sondern freudigen Herzens, denn diese Freude, die im Selbstvergessen liegt, ist der beste Beweis unserer Liebe.

Dienen

Um den Beruf zu heiligen, ist es vor allem nötig, gut zu arbeiten und diese Arbeit menschlich und übernatürlich ernst zu nehmen. Hören wir als Kontrast dazu - eine Stelle aus einem apokryphen Evangelium: Der Vater Jesu, der Zimmermann war, so heißt es da, machte Pflüge und Joche. Eines Tages wurde bei ihm ein Bett für eine angesehene Person bestellt. Als man am Ende feststellte, daß das eine Seitenbrett kürzer als das andere geworden war, wußte Josef sich nicht zu helfen. Darauf sagte das Jesuskind zu seinem Vater: Lege die zwei Bretter so auf die Erde, daß sie an einem Ende in gleicher Höhe abschließen. Josef tat so. Dann nahm Jesus das Ende des kürzeren Brettes und zog daran, bis es genau so lang war wie das andere. Josef, der Vater, staunte über das Wunder, küßte und umarmte das Kind und sagte: Welch ein Glück, daß mir Gott dieses Kind geschenkt hat (Kindheitsevangelium, fälschlich dem Apostel Thomas zugeschrieben, Nr. 13).

Nein, Josef würde nicht deswegen Gott gedankt haben, er hat sicherlich nicht so gearbeitet. Der heilige Josef ist nicht der wundergierige Bestauner solch einfältiger Lösungen, sondern ein Mann der Ausdauer, der Anstrengung und, wenn nötig, des Einfallsreichtums. Der Christ weiß, daß Gott Wunder wirkt: Er wirkte sie vor Jahrhunderten, Er hat sie gestern gewirkt, und auch heute wirkt Er sie noch, denn non est abbreviata manus Domini (Jes 59,1), Gottes Macht ist nicht geringer geworden.

Die Wunder sind eine Äußerung der heilbringenden Allmacht Gottes, nicht aber ein Ausweg für unsere eigene Unfähigkeit oder eine Ermunterung zur Bequemlichkeit. Das Wunder, das der Herr von euch erwartet, ist die Beharrlichkeit in eurer gottgewollten christlichen Berufung, die Heiligung der täglichen Arbeit: Er erwartet von euch das Wunder, daß ihr durch die Liebe, mit der ihr eure gewohnte Arbeit erfüllt, die Prosa des Alltags in epische Dichtung verwandelt. Hier erwartet euch Gott, Er will, daß ihr Menschen seid, die ihre Verantwortung spüren, die im Apostolat und beruflich kompetent sind.

Als Motto für eure Arbeit schlage ich euch vor: Para servir, servir. (Unübersetzbares Wortspiel, da der Ausdruck "servir" im Spanischen die doppelte Bedeutung von "dienen" und "taugen" hat, die eine doppelte Übersetzung erlaubt: "Um zu dienen, muß man taugen", oder auch umgekehrt: "um zu taugen, muß man dienen".) Denn um ein Vorhaben zu verwirklichen, muß man an erster Stelle lernen, die Arbeit zu Ende zu führen. Ich glaube nicht an die gute Absicht eines Menschen, der sich nicht bemüht, das notwendige Fachkönnen zu erlangen, um gute Arbeit zu leisten. Gutes tun zu wollen genügt nicht, man muß auch lernen, wie man es tut. Und wenn wir es wirklich wollen, dann wird sich dieser Wunsch in unserem Bemühen äußern, die notwendigen Mittel einzusetzen, damit unsere Arbeit vollendet, damit sie menschlich vollkommen ist.

Aber diese Tauglichkeit und diese berufliche Kompetenz in der eigenen Arbeit müssen ihrerseits vom Geist des Dienens getragen sein, von dem Wunsch, durch die eigene Arbeit zum Wohl der anderen Menschen beizutragen. Dies ist ein wesentlicher Zug in der Arbeit des heiligen Josef, und er sollte ebenso wesentlich in der Arbeit jedes Christen sein. Der heilige Josef war in seiner Arbeit nicht auf Selbstbestätigung aus, obwohl sein arbeitsreiches Leben aus ihm eine reife, profilierte Persönlichkeit gemacht hat. Josef arbeitete vielmehr im Bewußtsein, daß er den Willen Gottes erfüllte, und er hatte das Wohl der ihm Anvertrauten - Jesus und Maria - und aller Bewohner des kleinen Nazareth vor Augen.

Josef mag einer von den wenigen Handwerkern gewesen sein, die es in Nazareth gab, vielleicht sogar der einzige. Er war wohl als Zimmermann tätig. Wie es aber in einem Dorf üblich ist, wird er auch die Fertigkeiten für viele andere Arbeiten besessen haben: eine ausgefallene Mühle wieder in Gang zu setzen oder kurz vor dem Winter die Schäden an einem Dach auszubessern. Sicherlich hat Josef vielen Menschen mit seiner soliden Arbeit aus einer Verlegenheit geholfen. Seine berufliche Arbeit war auf Dienst ausgerichtet, um den anderen im Dorf das Leben angenehm zu machen, und er konnte mit einem Lächeln, einem freundlichen Wort oder einer beiläufigen Bemerkung demjenigen den Glauben und die Hoffnung wiedergeben, der sie schon verloren hatte.

Das Brot und die Ernte: Kommunion mit allen Menschen

Jesus ist, sagte ich euch zu Beginn, der Sämann. Und durch die Christen setzt Er seine göttliche Aussaat fort. Christus drückt den Weizen in seinen wunden Händen, Er durchtränkt ihn mit seinem Blut, reinigt ihn und wirft ihn auf den Acker, der die Welt ist. Er streut die Körner einzeln aus, damit jeder Christ dort, wo er lebt, Zeugnis von der Fruchtbarkeit des Todes und der Auferstehung des Herrn gibt.

In den Händen Christi müssen wir uns von seinem Blut durchtränken lassen und bereit sein, in den Wind geworfen zu werden: Wir müssen unser Leben so annehmen, wie es von Gott gewollt ist. Und wir müssen uns davon überzeugen, daß der Samen, um fruchtbar zu sein, in die Erde gesenkt werden und sterben muß (Vgl. Joh 12,24-25). Der Halm wird aufschießen und die Ähre sprießen. Und die Ähre wird zu Brot, das Gott in den Leib Christi verwandelt. Und so vereinigen wir uns wieder mit Jesus, der der Sämann ist. Weil es ein Brot ist, so bilden wir viele einen Leib. Wir nehmen ja alle an dem einen Brote teil (1 Kor 10,17).

Vergessen wir niemals, daß es ohne Aussaat keine Frucht gibt. Wir müssen also Gottes Wort in weitem Wurf ausstreuen, damit die Menschen Christus kennenlernen und, wenn sie Ihn kennen, nach Ihm hungern. Dieses Fronleichnamsfest - das Fest des Leibes Christi, das Fest des Lebensbrotes - ist ein willkommener Anlaß, über diesen Hunger nachzudenken, den man überall unter den Menschen spürt: Hunger nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit, nach Einheit und nach Frieden. Angesichts des Hungers nach Frieden müssen wir mit dem heiligen Paulus ausrufen: Christus ist unser Frieden, pax nostra (Eph 2,14). Das Streben nach Wahrheit soll uns daran erinnern, daß Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Vgl. Joh 14,6). Diejenigen, die sich nach Einheit sehnen, müssen wir vor Christus führen, der betet, daß wir consummati in unum, vollkommen eins seien (Joh 17,23). Der Hunger nach Gerechtigkeit soll uns zum Ursprung der Eintracht unter den Menschen führen: zur Gotteskindschaft, die uns zu Brüdern macht.

Frieden, Wahrheit, Einheit, Gerechtigkeit. Wie schwierig scheint es manchmal, die Hindernisse zu überwinden, die das menschliche Zusammenleben erschweren. Und doch: wir Christen sind dazu berufen, dieses Wunder der Brüderlichkeit zu verwirklichen, mit der Gnade Gottes zu erreichen, daß die Menschen sich christlich begegnen. Einer trage des anderen Last (GaI 6,2), ein jeder lebe das Gebot der Liebe, die das Band der Vollkommenheit und die Erfüllung des Gesetzes ist (VgI. KoI 3,14 und Röm 13,10).

Vergessen wir nicht, daß es noch sehr viel zu tun gibt. Eines Tages, vielleicht beim Anblick der reifen, wogenden Ähren, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende (Mt 9,38). Wie damals fehlen auch heute Arbeiter, die bereit sind, die Last und Hitze des Tages zu tragen (Mt 20,12). Und wenn wir, die wir arbeiten, nicht treu sind, wird sich das Wort des Propheten Joel erfüllen: Das Feld vernichtet, der Acker in Trauer, verdorben das Korn, versiegt der Most, vertrocknet das Öl! Bauern stehet beschämt, Winzer heult laut um Weizen und Gerste, die Ernte des Feldes ist hin! (Joël 1,10-11)

Es gibt keine Ernte ohne die Bereitschaft, großmütig eine oft lange und mühevolle Arbeit auf sich zu nehmen: das Feld zu pflügen, zu bestellen und zu versorgen, später zu mähen und zu dreschen. Das Reich Gottes verwirklicht sich in der Geschichte, in der Zeit. Der Herr hat uns allen, ohne Ausnahme, diese Aufgabe anvertraut. Jetzt, während wir Christus in der Eucharistie anbeten und betrachten, wollen wir daran denken, daß die Zeit des Ausruhens noch nicht gekommen ist, daß der Tag noch nicht zu Ende ist.

Im Buch der Sprüche lesen wir: Wer seinen Acker bebaut, hat Brot in Fülle (Spr 12,11). Versuchen wir, dieses Wort geistlich auf uns anzuwenden: Wer den Acker Gottes nicht bearbeitet, wer dem göttlichen Auftrag nicht treu ist, sich den anderen hinzugeben und, ihnen zu helfen, Christus kennenzulernen, wird schwerlich verstehen, was das eucharistische Brot ist. Niemand schätzt, was keine Mühe macht. Um die heilige Eucharistie zu schätzen und zu lieben, muß man den Weg Jesu gehen: Weizen sein, sterben, voll Kraft wiedererstehen und reiche Frucht bringen: das Hundertfache! (Vgl. Mk 4,8)

Dieser Weg läßt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Lieben. Lieben heißt, ein großes Herz haben, die Sorgen unserer Mitmenschen teilen, verzeihen können und verstehen können: sich mit Jesus Christus für alle Seelen aufopfern. Wenn wir mit dem Herzen Christi lieben, werden wir lernen zu dienen, und wir werden die Wahrheit klar und in Liebe verteidigen. Um so zu lieben, muß jeder aus seinem eigenen Leben alles das ausmerzen, was das Leben Christi in uns beeinträchtigt: der starke Hang zur Bequemlichkeit, die Versuchungen des Egoismus, die Neigung, uns selbst ins Licht zu stellen. Nur wenn wir in uns dieses Leben Christi nachbilden, werden wir es an die anderen weitergeben können; nur wenn wir das Sterben des Weizenkorns in uns erfahren, werden wir gegenwärtig sein in den Aufgaben der Welt, werden wir die Welt von innen her umgestalten, sie fruchtbar machen.