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Es gibt 3 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Armut.

Der andere Feind, von dem der heilige Johannes spricht, ist die Begierde der Augen - eine abgrundtiefe Gier, die uns nur das schätzen läßt, was man betasten kann. Es sind Augen, die am Irdischen kleben, aber auch Augen, die eben deshalb unfähig sind, das Übernatürliche zu entdecken. Wir können also das Wort der Heiligen Schrift auch auf die Gier nach materiellen Gütern beziehen und darüber hinaus auf jene verzerrte Sicht, die uns alles, was uns umgibt - die anderen Menschen, unser Leben und unsere Zeit - rein menschlich betrachten läßt.

Die Augen der Seele trüben sich, der Verstand hält sich allein für fähig, alles zu verstehen, ohne Gott in Betracht zu ziehen. Es ist eine subtile Versuchung, die sich geschickt auf die Würde der menschlichen Vernunft beruft, die Gott, unser Vater, dem Menschen gegeben hat, damit er Ihn erkenne und in Freiheit liebe. Getrieben von dieser Versuchung, hält sich die menschliche Vernunft für die Mitte des Universums; sie berauscht sich noch einmal an dem ihr werdet wie Götter sein (Gen 3,5), und indem sie sich in sich selbst verliebt, wendet sie sich von der Liebe zu Gott ab.

Auf diesem Weg können wir in die Hände des dritten Feindes, der superbia vitae, geraten. Dabei handelt es sich nicht nur um vorübergehende Gedanken der Eitelkeit oder der Selbstliebe: Es ist eine umfassende Aufgeblasenheit. Täuschen wir uns nicht: Dies ist das schlimmste Übel und der Ursprung aller Irrwege. Der Kampf gegen den Hochmut muß beharrlich sein. Nicht von ungefähr hat man treffend gesagt, diese Leidenschaft sterbe erst einen Tag nach dem Tod des Menschen. Es ist der Übermut des Pharisäers, und es widerstrebt Gott, ihn zu rechtfertigen, da Er bei ihm auf eine Mauer der Selbstgerechtigkeit stößt. Es ist die Arroganz, die dazu führt, die anderen Menschen zu verachten, sie zu beherrschen und zu mißhandeln; denn wo Hochmut, dort Beleidigung und Entwürdigung (Spr 11,2).

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Videntes autem stellam gavisi sunt gaudio magno valde (Mt 2,10), heißt es in einer eindrucksvollen Fülle des lateinischen Textes: Als sie den Stern wieder sahen, waren sie hocherfreut. Warum eine derartige Freude? Weil jene, die nie zweifelten, vom Herrn den Beweis erhalten, daß der Stern nicht verschwunden war. Sie hatten ihn zwar nicht mehr sehen können, aber in ihrer Seele hatten sie sein Bild bewahrt. Genauso ist es mit der Berufung des Christen: Wenn man den Glauben nicht verliert und die Hoffnung auf Jesus Christus nicht aufgibt, der bei uns sein wird bis ans Ende der Welt (Mt 28,20), dann wird der Stern wieder hervortreten. Und wenn wir dann von neuem die Wirklichkeit unserer Berufung erfahren, entbrennt in uns eine um so größere Freude, die unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe vermehrt.

Sie traten in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen nieder und beteten Es an (Mt 2,11). Auch wir knien uns vor Jesus nieder, dem in der Menschheit verborgenen Gott: Wir wiederholen vor Ihm, daß wir sein göttliches Rufen niemals mehr überhören und uns nie wieder von Ihm trennen wollen; daß wir auf unserem Weg alles beseitigen wollen, was der Treue hinderlich ist; daß wir den aufrichtigen Wunsch haben, seinen Eingebungen zu folgen. Wir beide: du, im Innern deiner Seele, und ich, wir sind gerade dabei - denn ich bete in meinem Innersten mit stummen Schreien aus der Tiefe -, dem Kind zu erzählen, wie sehr wir Ihm, gleich jenen Knechten im Gleichnis, treu sein wollen, damit Christus auch uns sagen kann: Recht so, du guter und treuer Knecht! (Mt 25,23)

Dann taten sie ihre Schätze auf und brachten Ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Mt 2,11). Wir wollen zum besseren Verständnis ein wenig bei dieser Stelle des Evangeliums verweilen. Wie können wir, die wir doch nichts sind und nichts taugen, Gott Geschenke darbringen? In der Heiligen Schrift heißt es: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben (Jak 1,17). Der Mensch vermag nicht einmal, die Tiefe und Schönheit der Gaben des Herrn vollkommen zu ermessen: Wenn du die Gabe Gottes kenntest (Joh 4,10), erwidert Jesus der Samariterin. Jesus Christus hat uns gelehrt, alles vom Vater zu erhoffen, vor allem anderen das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen, weil uns alles andere hinzugegeben wird. Denn Er weiß genau, wessen wir bedürfen (Vgl. Mt 6,32-33).

Unser Vater sorgt voll Liebe für jede Seele: Jeder hat von Gott seine besondere Gabe, der eine von dieser, der andere von jener Art (1 Kor 7,7). Daher wäre es müßig, dem Herrn etwas anbieten zu wollen, wessen Er bedürfte. Insofern wir Schuldner sind, unfähig, unsere Schuld zu begleichen (Vgl. Mt 18,25), würden unsere Gaben denen des Alten Bundes ähnlich sein, die der Herr nicht mehr annimmt: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sühnopfer willst Du nicht, Du hast daran kein Wohlgefallen (Hebr 10, 8).

Der Herr weiß aber, daß Verliebte immer schenken wollen, und so sagt Er uns, was Er sich von uns wünscht. Ihn interessieren nicht Reichtümer, nicht die Früchte der Erde, nicht die Tiere der Erde, des Meeres oder der Luft, denn alles das gehört Ihm ja. Er will etwas ganz Persönliches, das wir Ihm aus freien Stücken geben sollen: Gib mir dein Herz, mein Kind (Spr 23, 26). Seht, Er gibt sich nicht zufrieden, wenn Er mit anderen teilen muß, Er will alles. Er ist nicht auf der Suche nach unseren Gütern, ich wiederhole es: uns selbst will Er. Hier, und nur hier liegt der Grund für alle anderen Geschenke, die wir dem Herrn anbieten können.

So wollen wir Ihm Gold geben: das feine Gold des Losgelöstseins vom Geld und den materiellen Dingen. Wir wollen nicht vergessen, daß es gute Dinge sind, die aus Gottes Hand kommen. Der Herr hat jedoch gewollt, daß wir sie benutzen, ohne das Herz an sie zu hängen, daß wir sie einsetzen zum Wohl aller Menschen.

Die Güter der Welt sind nicht schlecht. Der Mensch wendet sie jedoch zum Bösen, wenn er sie zu Götzen erhebt und sich vor ihnen niederwirft. Sie werden geadelt, wenn wir sie - in einer christlichen Arbeit, in Gerechtigkeit und Liebe - in Werkzeuge des Guten verwandeln. Wir können nicht den wirtschaftlichen Gütern nachjagen wie jemand, der auf Schatzsuche geht. Unser Schatz ist hier und liegt in einer Krippe. Es ist Christus, und auf Ihn muß sich unsere ganze Liebe richten, denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (Mt 6,21).

Wie verständlich sind die Ungeduld, die Beklemmung und die ungestümen Wünsche jener, die mit einer natürlich christlichen Seele (VgI. Tertulian, Apologeticus, 17 [PL 1, 375]) nicht resignieren wollen angesichts der persönlichen und sozialen Ungerechtigkeit, die das menschliche Herz hervorbringen kann. So viele Jahrhunderte schon leben die Menschen zusammen, und noch immer gibt es so viel Haß, so viel Zerstörung, so viel Fanatismus in Augen, die nicht sehen, und in Herzen, die nicht lieben wollen.

Die Reichtümer der Erde verteilt unter einige wenige, die Bildungsgüter einem kleinen Kreis vorbehalten und draußen Hunger nach Brot und Wissen. Draußen menschliches Leben, das heilig ist, weil es von Gott kommt, und das behandelt wird wie eine Sache, wie Zahlen in einer Statistik. Ich verstehe und teile diese Ungeduld, eine Ungeduld, die mich drängt, auf Christus zu schauen, der uns ständig auffordert, jenes neue Gebot der Liebe zu verwirklichen.

Alle Situationen unseres Lebens bergen eine göttliche Botschaft in sich und fordern von uns eine Antwort der Liebe und Hingabe an die anderen. Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit Ihm, dann wird Er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Alle Völker werden vor Ihm versammelt werden. Er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird Er zu seiner Rechten stellen, die Böcke zu seiner Linken.

Alsdann wird der König zu denen auf der Rechten sprechen: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmt in Besitz das Reich, das seit der Weltschöpfung für euch bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt, nackt, und ihr habt mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt mich besucht, gefangen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden die Gerechten Ihn fragen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt? Oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen? Der König wird ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25, 31-40).

In unseren Brüdern, den Menschen, müssen wir Christus sehen, der uns in ihnen begegnet. Kein menschliches Leben ist isoliert, sondern jedes ist mit allen anderen verflochten. Keiner ist wie ein bezugloser Vers, alle sind wir Teil ein und derselben göttlichen Dichtung, die Gott unter Mitwirkung unserer Freiheit verfaßt.