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Es gibt 7 Nummer in «Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer» deren Stichwort lautet Christliches Leben  → christliche Hefe, Apostolat .

Die Aufgabe des Laien erstreckt sich nach der Lehre des Konzils gleichermaßen auf Kirche und Welt. Diese Tatsache wird häufig deshalb nicht richtig verstanden, weil man sich auf den einen oder den anderen der beiden Bereiche beschränkt. Wie würden Sie die Aufgaben umschreiben, die dem Laien einerseits in der Kirche und andererseits in der Welt zufallen?

Ich bin keineswegs der Ansicht, daß man hier von zwei verschiedenen Aufgaben sprechen kann; denn der spezifische Anteil des Laien an der Sendung der Kirche besteht ja gerade darin, die irdischen Dinge, die zeitliche Ordnung, mit einem Wort, die Welt von innen heraus, direkt und unmittelbar, zu heiligen.

Abgesehen von dieser Aufgabe, die dem Laien in spezifischer Weise eigen ist, besitzt er in seiner juristischen Eigenschaft als Gläubiger - genauso wie die Priester und Ordensleute - auch grundlegende Rechte, Pflichten und Fähigkeiten, die sich auf den innerkirchlichen Bereich beziehen. Hierher gehören zum Beispiel die aktive Teilnahme an der Liturgie der Kirche, die Fähigkeit, unmittelbar am Apostolat der Hierarchie mitzuwirken oder diese in ihren seelsorglichen Aufgaben zu beraten, wenn man dazu aufgefordert wird.

Aber die spezifische Aufgabe, die ihm in seiner Eigenschaft als Laie, und die generelle oder gemeinsame Aufgabe, die ihm als Gläubiger zukommt, sind keineswegs einander entgegengesetzt und miteinander unvereinbar, sondern sie überlagern und ergänzen sich gegenseitig. Nur die spezifische Aufgabe des Laien in den Vordergrund zu stellen, ohne gleichzeitig seine Eigenschaft als Gläubiger zu berücksichtigen, wäre ebenso widersinnig, wie wenn man sich einen grünen, blühenden Zweig vorstellen wollte, der zu keinem Baum gehört. Vergißt man dagegen die spezifische und eigentliche Aufgabe des Laien oder begreift man nicht die Eigenart seines weltlichen Apostolats und dessen ekklesialen Wert, so hat man den weitausladenden Baum der Kirche auf den Zustand eines monströsen, nackten Stammes reduziert.

Aufgrund der Tatsache, daß Laien, die dem Opus Dei angehören, einflußreiche Stellungen in der spanischen Gesellschaft bekleiden, spricht man ab und zu von einem Einfluß des Opus Dei in Spanien. Könnten Sie uns erklären, worin dieser Einfluß besteht?

Mich stört alles, was irgendwie nach Eigenlob aussehen könnte. Andrerseits segnet der Herr so großzügig unsere Arbeit, daß ich meine, es wäre keine Demut, sondern Blindheit und Undankbarkeit ihm gegenüber, wollte man nicht anerkennen, daß das Opus Dei tatsächlich einen Einfluß in der spanischen Gesellschaft ausübt. Es ist selbstverständlich, daß das Opus Dei in den Ländern, in denen es schon seit vielen Jahren arbeitet, einen Einfluß mit sozialen Auswirkungen hat, der mit der fortschreitenden Ausbreitung der Arbeit parallel geht. Und in Spanien arbeitet das Opus Dei schon seit neununddreißig Jahren, denn es war der Wille Gottes, daß es dort entstand.

Welcher Art ist nun dieser Einfluß? Das Opus Dei ist eine Vereinigung mit rein religiöser und apostolischer Zielsetzung, und sein Einfluß kann daher - in Spanien genauso wie in allen anderen Ländern auf den fünf Kontinenten, in denen wir arbeiten - offensichtlich ebenfalls nur religiöser und apostolischer Natur sein. Ebenso wie die Kirche als Ganzes die Welt beseelt, so hat auch der Einfluß des Opus Dei auf die Gesellschaft keinen zeitlichen - etwa sozialen, politischen oder wirtschaftlichen - Charakter, wenngleich er natürlich auf die ethischen Aspekte allen menschlichen Tuns ausstrahlt. Dieser Einfluß gehört vielmehr einer anderen, höheren Ebene an, und er läßt sich am besten mit dem Wort Heiligung bezeichnen.

Und damit sind wir bei den Mitgliedern des Opus Dei, die Sie einflußreich nennen. Für eine Vereinigung mit politischer Zielsetzung sind diejenigen ihrer Mitglieder einflußreich, die einen Sitz im Parlament oder im Ministerrat einnehmen. Eine kulturelle Vereinigung wird diejenigen Mitglieder als einflußreich betrachten, die Philosophen von bedeutendem Ruf, Literaturpreisträger oder ähnliches sind. Wenn sich eine Vereinigung jedoch vornimmt, die gewöhnliche Arbeit, sei sie nun handwerklich oder intellektuell, zu heiligen - wie das beim Opus Dei der Fall ist -, dann muß sie offensichtlich alle ihre Mitglieder als einflußreich betrachten, weil alle arbeiten (im Opus Dei kommt der allgemeinen menschlichen Pflicht zur Arbeit eine besondere juristische und asketische Bedeutung zu) und weil sich alle bemühen, ihre Arbeit - welcher Art auch immer - heiligmäßig, mit christlicher Gesinnung und mit dem Streben nach Vollkommenheit, zu verrichten. Deshalb ist für mich das Zeugnis eines meiner Söhne, der Bergarbeiter ist, unter seinen Kollegen ebenso einflußreich, bedeutend und notwendig wie das Zeugnis des Rektors einer Universität unter den übrigen Professoren des akademischen Senats.

Woher stammt also der Einfluß des Opus Dei? Eine einfache soziologische Betrachtung macht das klar: Unserer Vereinigung gehören Menschen aller sozialen Schichten, Berufe, Altersstufen und Lebensstände an: Männer und Frauen, Kleriker und Laien, Alte und Junge, Ehelose und Verheiratete, Studenten, Arbeiter, Bauern, Angestellte, freiberuflich Tätige, Beamte usw. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, was für eine Ausstrahlungskraft des Christlichen von einem derart weiten und vielgestaltigen Personenkreis ausgeht, insbesondere wenn er mehrere zehntausend Menschen umfaßt, die - gleich in welchem sozialen Milieu sie sich bewegen - von demselben apostolischen Eifer beseelt sind, ihre Arbeit zu heiligen, sich in dieser Arbeit zu heiligen und andere durch die Arbeit zu heiligen?

Zu dem persönlichen Apostolat kommt die wachsende Zahl unserer apostolischen Einrichtungen hinzu: Studentenheime, Tagungshäuser, die Universität von Navarra, Bildungszentren für Arbeiter und Landwirte, technische Institute, Gymnasien, Hauswirtschaftsschulen usw. All diese Unternehmungen sind zweifellos Brennpunkte christlichen Geistes, von Laien ins Leben gerufen und geleitet. Dies ist ihre berufliche Arbeit als Staatsbürger, die ihren Berufskollegen in allem gleich sind. Solche Einrichtungen stehen Menschen aller sozialen Schichten offen und haben dazu beigetragen, daß weite Kreise der Gesellschaft sich deutlicher der Notwendigkeit bewußt werden, auf die Fragen von Arbeit und Beruf eine christliche Antwort zu geben.

All das verleiht dem Opus Dei in sozialer Hinsicht Gewicht und Bedeutung. Nicht darauf kommt es an, daß einige seiner Mitglieder menschlich gesehen einflußreiche Ämter bekleiden; dies interessiert uns nicht im geringsten und ist Sache der freien, persönlichen Entscheidung. Worauf es ankommt, ist, daß alle Mitglieder des Werkes - und dank der Güte Gottes sind es viele - sich einer Arbeit widmen, die, mag sie auch noch so bescheiden sein, in übernatürlicher Hinsicht einflußreich ist. Und das leuchtet ein, denn wer könnte etwa behaupten, daß der Einfluß der Kirche in den Vereinigten Staaten erst mit dem Tag begann, an dem der Katholik John F. Kennedy zum Präsidenten gewählt wurde?

Manche Leser Ihres Buches "Der Weg" stoßen sich an dem Punkt 28: "Die Ehe ist für den Großteil des Heeres Christi, nicht aber für seinen Führungsstab." Bedeutet das eine Geringschätzung der Ehe, die dann dem Wunsch des Werkes, in der lebendigen Realität der modernen Welt gegenwärtig zu sein, widersprechen würde?

Lesen Sie den vorausgehenden Punkt im "Weg"! Dort steht, daß die Ehe eine göttliche Berufung ist. Das war um 1925 nicht oft zu hören. Den Schluß zu ziehen, zu dem Sie eben kamen, heißt meine Worte gründlich mißverstehen. Mit diesem Bild wollte ich genau das ausdrücken, was die Kirche immer über die Würde und den übernatürlichen Wert der apostolischen Ehelosigkeit gelehrt hat. Ich wollte dadurch gleichzeitig alle Christen daran erinnern, daß sie sich nach den Worten des heiligen Paulus als milites Christi, als Kämpfer Christi, fühlen müssen. Denn als Glieder des Volkes Gottes führen sie auf der Erde einen göttlichen Kampf für Verständnis, Frieden und Heiligkeit. In der ganzen Welt gibt es Tausende von Eheleuten, die zum Opus Dei gehören oder nach seinem Geiste leben. Sie alle wissen, daß ein Soldat in der gleichen Schlacht Auszeichnungen erwerben kann, in der der General feige geflohen ist.

Viele sind der Meinung, daß das Opus Dei als Organisation über beträchtliche finanzielle Mittel verfügt. Und tatsächlich betreibt das Opus Dei vielerlei Tätigkeiten im erzieherischen und sozialen Bereich. Könnten Sie uns erklären, wie es solche Einrichtungen verwaltet, das heißt, wie die Finanzmittel aufgebracht, koordiniert und eingesetzt werden?

Es stimmt, daß das Opus Dei in allen Ländern, in denen es arbeitet, Einrichtungen erzieherischer und sozialer Zielsetzung unterhält. Solche Tätigkeiten bilden jedoch nicht die Hauptaufgabe des Werkes. Das einzige Ziel des Opus Dei ist es, dazu beizutragen, daß viele und ständig mehr Männer und Frauen alles in ihren Kräften Stehende tun, um mitten in ihren Alltagsbeschäftigungen als echte Christen und so als Zeugen Christi zu leben. Die Einrichtungen, auf die Sie sich beziehen, dienen sämtlich diesem Ziel. Darum beruht die Wirksamkeit unserer ganzen Tätigkeit auf der Gnade Gottes und auf einem Leben des Gebetes, der Arbeit und des Opfers. Aber selbstverständlich kommt keine Unternehmung erzieherischen oder sozialen Charakters ohne wirtschaftliche Mittel aus.

Unsere Einrichtungen dieser Art werden auf ganz normale Weise finanziert. So beziehen zum Beispiel die Studentenheime Einkünfte aus der Miete der Heimbewohner, die höheren Schulen aus dem Unterrichtsgeld der Schüler, die Landwirtschaftsschulen aus dem Verkauf ihrer Erzeugnisse. Aber natürlich reichen diese Einnahmen fast nie aus, um die Ausgaben dieser Einrichtungen zu decken, vor allem auch deshalb nicht, weil alle Tätigkeiten des Opus Dei unter dem Gesichtspunkt des Apostolates konzipiert sind und sich in der Mehrzahl an Leute mit geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten wenden, die oftmals für das Bildungsangebot nur einen symbolischen Betrag zahlen. Um solche Tätigkeiten zu ermöglichen, rechnen wir auch mit den Beiträgen der Mitglieder des Opus Dei, die diesen Werken einen Teil des Geldes zuführen, das sie durch ihre berufliche Arbeit verdienen. Vor allem aber rechnen wir mit der Hilfe vieler, die nicht dem Opus Dei angehören, aber an Aufgaben von sozialer oder erzieherischer Bedeutung mitarbeiten wollen. Diejenigen, die in einer solchen Einrichtung arbeiten, sprechen viele Hilfswillige an, fördern unter ihnen apostolischen Eifer, soziales Gespür und Gemeinschaftssinn und gewinnen so manchen aktiven Mitarbeiter und Helfer für ihr jeweiliges Unternehmen. Eben weil diese Unternehmen, die von qualifizierten Kräften mit Sachkenntnis geleitet werden, echten Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechen, finden sie im allgemeinen ein weites Echo. So wird Ihnen beispielsweise bekannt sein, daß die Vereinigung der Förderer der Universität von Navarra rund 12 000 Mitglieder zählt. Jede dieser Einrichtungen ist in ihrer Finanzierung und Verwaltung autonom, unabhängig, und stützt sich, um die nötigen Geldmittel aufzubringen, auf die Hilfe derer, die an ihrer konkreten Arbeit interessiert sind.

Wie entwickelt sich das Opus Dei außerhalb Spaniens? Welchen Einfluß hat es in den Vereinigten Staaten, England, Italien usw.?

Dem Opus Dei gehören gegenwärtig Menschen aus achtundsechzig Ländern an. Sie arbeiten in allen amerikanischen und westeuropäischen Ländern und in einigen Ländern Afrikas, Asiens und Australiens. Der Einfluß des Opus Dei in all diesen Ländern ist geistlicher Natur .Er besteht wesentlich darin, daß wir allen, die sich bereit finden, zu helfen suchen, in ihrem Alltag tiefer den Geist des Evangeliums zu leben. Es sind Leute der verschiedensten Berufe und Milieus; angefangen bei den Bauern in abgelegenen Dörfern der Anden bis hin zu den Bankiers von der Wall Street. Ihnen allen zeigt das Opus Dei, daß ihre gewöhnliche Arbeit, sei sie nun menschlich bescheiden oder glanzvoll, einen großen Wert hat und ein sehr wirksames Mittel sein kann, um ihrer Liebe zu Gott und zu den Menschen in einem beständigen Dienst Gestalt zu geben. Es lehrt sie, alle Menschen zu lieben, ihre Freiheit zu achten, durch ihre in persönlicher Verantwortung verrichtete Arbeit Unverständnis und Intoleranz unter den Menschen überwinden zu helfen und sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Dies ist der einzige Einfluß des Opus Dei, wo immer es arbeitet.

Um noch kurz auf die sozialen und erzieherischen Initiativen einzugehen, die das Werk korporativ ins Leben ruft, ist festzuhalten, daß sie sich überall je nach den konkreten Gegebenheiten und gesellschaftlichen Notwendigkeiten richten. Über alle diese Tätigkeiten kann ich Ihnen keine Einzelheiten angeben, da unsere Organisation, wie ich schon vorher bemerkte, sehr dezentralisiert ist. Als ein Beispiel unter vielen könnte ich Midtown Sports and Cultural Center in Chicago erwähnen, das den Bewohnern des Viertels Near West Side Bildungs- und Sportprogramme bietet. Eine der Hauptaufgaben, die es sich gestellt hat, besteht darin, ein besseres gegenseitiges Verständnis und ein aufgeschlosseneres Zusammenleben der verschiedenen dort wohnenden Volksgruppen zu fördern. Interessant ist auch die Arbeit des Instituts The Heigths in Washington, wo Kurse zur Berufsorientierung, Spezialprogramme für besonders begabte Schüler und Studenten usw. durchgeführt werden.

In England könnte man die Arbeit der Studentenwohnheime hervorheben, die den Studenten nicht nur Wohnung, sondern zugleich reiche Möglichkeiten kultureller sowie menschlich-geistlicher Bildung anbieten. Seines internationalen Charakters wegen verdient Netherhall House in London besondere Beachtung. In diesem Studentenheim haben bisher Studenten aus mehr als fünfzig Ländern gewohnt. Viele von ihnen sind keine Christen, denn die Häuser des Opus Dei stehen offen für jedermann, ohne Unterschied von Rasse und Religion. Um diese Liste nicht noch zu verlängern, möchte ich nur noch das Centro Internazionale della Gioventu lavoratrice in Rom erwähnen. Dieses Berufsschulzentrum für junge Arbeiter wurde von Papst Johannes XXIII. dem Opus Dei anvertraut und vor einem knappen Jahr von Paul VI. eingeweiht.

Wie sehen Sie die Zukunft des Opus Dei in den kommenden Jahren?

Das Opus Dei ist noch sehr jung. Neununddreißig Jahre sind für eine Vereinigung dieser Art kaum ein Anfang. Unsere Aufgabe ist es, zusammen mit allen Christen an dem großen Werk mitzuarbeiten, Zeugen des Evangeliums Christi zu sein, und daran zu erinnern, daß diese Frohbotschaft jeder menschlichen Situation Lebenskraft einzuflößen vermag. Die Arbeit, die auf uns wartet, ist gewaltig. Sie ist ein Meer ohne Ufer, denn - mögen die Produktionsformen sich auch noch so sehr wandeln - solange es Menschen auf der Erde gibt, werden sie Arbeit haben, die sie Gott aufopfern, die sie heiligen können. Mit Hilfe der Gnade Gottes möchte das Werk sie lehren, aus dieser Arbeit einen Dienst an allen Menschen zu machen, gleich welcher Herkunft, Rasse oder Religion sie sind. Und indem sie so den Menschen dienen, werden sie Gott dienen.

Sie erwähnten die Mitwirkung der Frau im öffentlichen und politischen Leben. Augenblicklich zeichnen sich in Spanien in dieser Hinsicht wichtige Entwicklungen ab. Worin besteht Ihrer Meinung nach die spezifische Aufgabe, die die Frau auf diesem Gebiet erfüllen sollte?

Die Mitwirkung der Frau im öffentlichen Leben, das ja ein Teil jenes weiteren Wirkungsfeldes ist, das ich vorher erwähnte, ist eine durchaus folgerichtige und positive Erscheinung. Eine moderne, demokratische Gesellschaft muß der Frau das Recht zugestehen, aktiv am politischen Leben teilzunehmen, und muß die notwendigen Bedingungen schaffen, damit alle, die es wollen, dieses Recht auch tatsächlich ausüben können.

Die Frau, die sich aktiv der Leitung öffentlicher Aufgaben widmen will, hat die Pflicht, sich zuerst gebührend vorzubereiten, damit ihr Wirken von Verantwortung getragen ist und dem Gemeinwohl zu dienen vermag. Jede Berufstätigkeit erfordert eine gründliche Ausbildung und dann eine ständige Weiterbildung, um sich den neuen Umständen anzupassen, und diese Forderung verpflichtet insbesondere all diejenigen, die eine leitende Stellung in der Gesellschaft anstreben, denn sie haben einen wichtigen Dienst zu leisten, von dem das Wohlergehen aller abhängt.

Einer Frau mit der entsprechenden Vorbildung sollten auf jeder Ebene des öffentlichen Lebens alle Möglichkeiten offenstehen. In diesem Sinn kann man daher nicht von spezifischen Aufgaben sprechen, die allein der Frau zukämen. Wie ich vorhin bereits sagte, bezieht sich die spezifische Rolle der Frau nicht so sehr auf besondere Aufgaben und Stellungen, als vielmehr auf die Art und Weise, wie diese wahrgenommen werden, auf die Nuancen, die das frauliche Empfinden bei der Lösung der anstehenden Probleme zu finden vermag, sowie auf das Gespür für neue Probleme und neue Fragestellungen.

Aufgrund ihrer natürlichen Anlagen kann die Frau das öffentliche Leben sehr bereichern. Das ist ohne weiteres einsichtig, wenn wir uns etwa dem weiten Feld der Familien- und Sozialgesetzgebung zuwenden. Die spezifischen Fähigkeiten der Frau sind die beste Garantie dafür, daß bei allen Entscheidungen, die auf irgendeine Weise in Familien-, Erziehungs- oder Jugendfragen hineinreichen, die echten menschlichen und christlichen Werte respektiert werden.

Wenn ich soeben die Bedeutung der christlichen Werte für die Lösung sozialer und familiärer Probleme erwähnte, so möchte ich die Gelegenheit benutzen, um an die Bedeutung dieser Werte für das ganze öffentliche Leben zu erinnern. Ebenso wie dem Mann gibt der christliche Glaube auch der Frau, die sich politisch betätigen will, die Verantwortung auf, wirkliches Apostolat auszuüben, das heißt, der ganzen Gesellschaft einen echt christlichen Dienst zu leisten. Das bedeutet jedoch keineswegs, im politischen Leben offiziell oder offiziös die Kirche zu repräsentieren und schon gar nicht, sich der Kirche für die Interessen der eigenen Karriere oder Partei zu bedienen. Im Gegenteil: es kommt darauf an, sich in allen zeitlichen Fragen mit christlicher Freiheit und in Übereinstimmung mit der persönlichen Glaubensüberzeugung eine eigenständige Meinung zu bilden und die volle persönliche Verantwortung für das eigene Denken und Handeln zu übernehmen.