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Es gibt 3 Nummer in «Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer» deren Stichwort lautet Öffentliche Meinung  → Liebe zur und Achtung der Freiheit.

Es wird Ihnen zweifellos bekannt sein, daß das Opus Dei in manchen Bereichen der öffentlichen Meinung umstritten ist. Darf ich Sie um Ihre Meinung zu diesem Sachverhalt bitten und besonders fragen, was Sie gegenüber Vorwürfen wie dem der "Geheimnistuerei" und des "Verschwörertums", die oft gegen das Opus Dei erhoben werden, sagen?

Alles, was nach Eigenlob klingen könnte, stört mich zutiefst. Aber da Sie dieses Thema nun einmal angesprochen haben, muß ich doch feststellen, daß meines Erachtens das Opus Dei eine der katholischen Organisationen ist, die in der ganzen Welt auf die meisten Freunde zählen können. Millionen von Menschen, darunter auch viele Nichtkatholiken und Nichtchristen, schätzen es und helfen ihm.

Zum anderen ist das Opus Dei eine Organisation geistlicher und apostolischer Ausrichtung. Läßt man diese fundamentale Tatsache außer acht oder weigert man sich, an die Aufrichtigkeit der Mitglieder des Opus Dei, die dies immer wieder betonen, zu glauben, dann ist es unmöglich, ihr Handeln zu verstehen. Und dieses Unvermögen führt dann zu den unwahrscheinlichsten Erklärungsversuchen und zur Erfindung von "Geheimnissen", die niemals existiert haben.

Sie erwähnen den Vorwurf der Geheimnistuerei. Er ist schon alt, und ich könnte Ihnen Schritt für Schritt den historischen Ursprung dieser üblen Nachrede darlegen. Eine mächtige Organisation, die ich lieber nicht nennen möchte - wir lieben sie und haben sie immer geliebt -, gab sich viele Jahre lang der Verfälschung von Tatsachen hin, die sie nicht kannte. Man versteifte sich darauf, uns als Ordensleute zu betrachten, und fragte sich: Warum denken sie nicht alle gleich? Wieso tragen sie kein Habit und kein Abzeichen? Und daraus zogen sie den unsinnigen Schluß, wir seien eine Geheimgesellschaft.

Das ist heute vorbei, und jeder halbwegs Unterrichtete weiß, daß es bei uns keine Geheimnisse gibt, daß wir kein Abzeichen tragen, weil wir keine Ordensleute, sondern gewöhnliche Christen sind, daß wir nicht die gleiche Meinung und den gleichen Standpunkt haben, weil wir in allen zeitlichen Belangen und in allen nicht vom kirchlichen Lehramt entschiedenen theologischen Fragen den größtmöglichen Pluralismus bejahen. Eine bessere Kenntnis der Realitäten und die Überwindung mancher unbegründeter Eifersüchteleien haben schließlich dieses Kapitel trauriger Verleumdung abgeschlossen.

Trotzdem darf man sich nicht wundern, wenn von Zeit zu Zeit jemand die alten Mythen wieder aufleben läßt. Da wir uns bemühen, für Gott zu arbeiten, und daher die persönliche Freiheit aller Menschen verteidigen, werden wir die sektiererischen Gegner dieser Freiheit immer gegen uns haben, aus welchem Lager sie auch stammen mögen. Und besonders aggressiv werden diejenigen sein, die entweder gegen die Religion voreingenommen und ihr feindselig gesinnt sind, oder - noch schlimmer - die von einem fanatischen religiösen Denken beherrscht sind.

Erfreulicherweise weigert sich jedoch die Mehrzahl der Presseorgane, bloß alte und falsche Dinge zu wiederholen. Man sieht ein, daß Unvoreingenommenheit nicht bedeutet, einen "mittleren Weg" zwischen Wirklichkeit und Verleumdung zu finden, sondern sich zu bemühen, die objektive Wahrheit wiederzugeben. Auch die Wahrheit kann Nachricht sein, scheint mir, besonders wenn es sich darum handelt, über die Arbeit so vieler Menschen zu berichten, die sich als Mitglieder oder Mitarbeiter des Opus Dei bemühen, trotz ihrer persönlichen Schwächen - ich habe sie, und es wundert mich nicht, sie auch bei den anderen zu finden - allen Menschen zu dienen. Es ist immer interessant, falsche Mythen abzubauen, und ich halte es für eine ernste Pflicht des Journalisten, sich gründlich zu informieren und auf dem laufenden zu bleiben, auch wenn er dann manchmal frühere Urteile revidieren muß. Ist es denn wirklich so schwer zuzugeben, daß etwas gut, klar und lauter ist, ohne alte, absurde und verbrauchte Entstellungen beizumischen?

Dabei ist es so einfach, sich über das Opus Dei zu informieren. In allen Ländern arbeitet es in aller Öffentlichkeit, mit juristischer Anerkennung der staatlichen und kirchlichen Behörden. Die Namen seiner Leiter und seiner apostolischen Werke sind allgemein bekannt. Wer immer über unser Werk Auskunft erhalten möchte, kann sie sich ohne Schwierigkeiten verschaffen; er braucht sich bloß mit den Leitern in Verbindung zu setzen oder sich an eines unserer korporativen Werke zu wenden. Sie selbst sind ja Zeuge, daß die Leiter des Opus Dei oder die Mitglieder, an die die Journalisten sich wenden, diesen ihre Aufgabe so leicht wie möglich zu machen pflegen, indem sie ihre Fragen beantworten oder ausreichende Dokumentationen zur Verfügung stellen.

Weder ich noch sonst jemand im Opus Dei kann erwarten, daß jedermann uns versteht oder unser geistliches Ideal teilt. Ich liebe die Freiheit und bin sehr dafür, daß jeder seinen eigenen Weg geht. Aber andererseits ist es auch selbstverständlich, daß wir auf unserem Grundrecht bestehen, respektiert zu werden.

Manche haben vom Opus Dei als einer Organisation der geistigen Oberschicht gesprochen, die in die maßgebenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kreise, wenn auch mit guter Absicht, eindringen möchte, um sie von innen her zu kontrollieren. Stimmt das?

Fast alle Institutionen, die eine neue Botschaft brachten oder die sich durch die uneingeschränkte Verwirklichung des Christentums bemühten, der Menschheit ernsthaft zu dienen, sind besonders in den Anfängen auf Unverständnis gestoßen. So erklärt es sich auch, daß manche die Lehre über das Laienapostolat, die das Opus Dei verwirklicht und verkündet, am Anfang nicht verstanden.

Ich muß außerdem feststellen, auch wenn ich darüber nicht gern rede, daß in unserem Falle ein beharrlicher und systematischer Verleumdungsfeldzug geführt wurde. Manche behaupteten (vielleicht war das ihre eigene Arbeitsweise), wir arbeiteten im Geheimen, wir strebten nach führenden Stellungen usw. Ich möchte nur erwähnen, daß dieser Feldzug vor etwa dreißig Jahren durch einen spanischen Ordensmann eingeleitet wurde, der dann seinen Orden und die Kirche verließ, standesamtlich heiratete und heute protestantischer Pastor ist.

Ist eine Verleumdung einmal in der Welt, so lebt sie durch das Gesetz der Trägheit noch einige Zeit fort, denn es gibt Menschen, die zur Feder greifen, ohne sich vorher ausreichend informiert zu haben. Nicht alle halten es mit den guten Journalisten, die sich nicht unfehlbar wähnen und aufrichtig genug sind, sich zu berichtigen, wenn sie die Wahrheit erfahren. Das also ist geschehen, auch wenn diese Verleumdungen - abgesehen davon, daß sie schon auf den ersten Blick unglaubwürdig wirken - durch Tatsachen widerlegt worden sind, die jedermann nachprüfen kann. Der Hinweis mag genügen, daß das von Ihnen erwähnte Gerede sich lediglich auf Spanien bezieht. Schon allein der Gedanke, eine internationale Institution wie das Opus Dei könnte an den Problemen eines einzigen Landes orientiert bleiben, zeugt von einem recht beschränkten Horizont, von Provinzialismus.

Außerdem sind die meisten Mitglieder des Opus Dei (in Spanien und in allen anderen Ländern) Hausfrauen, Arbeiter, Kaufleute, Büroangestellte, Landarbeiter usw., also Menschen, deren Aufgaben kein besonderes politisches oder gesellschaftliches Gewicht haben. Daß es viele Arbeiter gibt, die Mitglieder des Opus Dei sind, erregt keinerlei Aufsehen, wohl aber, daß ihm einige Politiker angehören. Für mich ist die Berufung eines Gepäckträgers zum Opus Dei genauso wichtig wie die eines Industrieunternehmers. Die Berufung kommt von Gott, und in den Werken Gottes ist kein Platz für Diskriminierungen, schon gar nicht für demagogische.

Wer die Mitglieder des Opus Dei in den verschiedensten Bereichen arbeiten sieht und dennoch an nichts anderes denken kann als an vermeintlichen Druck und an Kontrollen, verrät damit seine dürftige Auffassung vom christlichen Leben. Das Opus Dei beherrscht keinen weltlichen Bereich und will keinen beherrschen; es will lediglich die Botschaft des Evangeliums verbreiten. Gott möchte, daß alle Menschen, die in der Welt leben, ihn gerade im Vollzug ihrer weltlichen Tätigkeiten lieben und ihm darin dienen. Dementsprechend arbeiten die Mitglieder des Opus Dei, da sie ja normale Christen sind, wo und wie sie es für richtig halten. Das Werk kümmert sich nur um ihre geistliche Betreuung, damit sie immer nach ihrem christlichen Gewissen handeln.

Könnten Sie uns zum Schluß noch ein paar Worte zu unserer Arbeit in der Studentenpresse sagen?

Der Journalismus ist eine großartige Sache, auch die Arbeit an einer Studentenzeitung. Ihr könnt viel dazu beitragen, unter euren Kommilitonen die Liebe zu echten Idealen, die Bereitschaft, den eigenen Egoismus zu überwinden, das Gespür für die gemeinschaftlichen Aufgaben und die Brüderlichkeit zu fördern. Und vor allem - ich kann nicht anders, ich muß immer wieder darauf hinweisen -: Habt eine große Liebe zur Wahrheit!

Ich gestehe ganz offen, die Sensationsgier gewisser Journalisten, die die Wahrheit nur halb sagen, ekelt mich an. Informieren bedeutet nicht, auf halbem Wege zwischen Wahrheit und Lüge stehenzubleiben; das hat weder etwas mit Information noch mit Moral zu tun. Leute, die ein paar Halbwahrheiten mit einer Menge von Irrtümern und sogar mit vorsätzlichen Verleumdungen vermengen, kann man nicht als Journalisten bezeichnen. Sie sind nur ein paar mehr oder weniger gut geschmierte Zahnräder im Getriebe jener Organisationen, die Unwahrheiten verbreiten in der Überzeugung, daß sie dann von selbst, dank der gutgläubigen Einfältigkeit und Dummheit nicht weniger, bis zum Überdruß wiederholt werden. Ich muß gestehen, daß diese falschen Journalisten, sofern es mich betrifft, gut wegkommen, denn es vergeht kein Tag, an dem ich nicht für sie bete und den Herrn bitte, Er möge ihnen ein klares Gewissen geben.

Ich möchte Euch also bitten, die Liebe zum guten Journalismus zu verbreiten, der sich nicht mit unbestätigten Gerüchten, mit dem "man sagt" zufrieden gibt, das von überdrehten Köpfen phantastisch zusammengereimt wurde. Informiert mit Tatsachen und Daten, ohne über die Absicht der Menschen zu urteilen, und respektiert mit Sachlichkeit die legitime Verschiedenheit der Meinungen, ohne in persönliche Angriffe zu verfallen. Wo echte Information fehlt, ist es kaum möglich, daß die Menschen wirklich gut miteinander auskommen. Echte Information hat keine Angst vor der Wahrheit, sie läßt sich weder von der Sorge um das eigene Fortkommen noch von einem falschen Prestige oder von wirtschaftlichen Vorteilen bestimmen.