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Es gibt 2 Nummer in «Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer» deren Stichwort lautet Gerechtigkeit → Gerechtigkeit im Arbeitsleben.

Wären Sie mit der Behauptung einverstanden, daß das Opus Dei Unternehmen wie Banken und Zeitungsverlage tatsächlich "kontrolliert"? Wenn es so ist, was bedeutet dann "Kontrolle" in diesem Zusammenhang?

Es gibt einige Mitglieder des Opus Dei - allerdings weit weniger, als manchmal behauptet wird -, die beruflich in der Leitung von Unternehmen verschiedener Art arbeiten. Einige leiten Familienunternehmen, die sie von ihren Eltern geerbt haben. Andere sind im Vorstand von Gesellschaften, die sie allein oder zusammen mit anderen Berufskollegen gegründet haben. Andere sind von den Eigentümern eines Unternehmens zu Geschäftsführern eingesetzt worden, weil man auf ihre Kenntnisse und Fähigkeiten vertraute. Sie sind zu ihrer Stellung gelangt auf dem normalen Wege der persönlichen Bewährung im freien beruflichen Leistungswettbewerb, der jedem zur Erreichung einer solchen Position offensteht. Anders gesagt: diese Tatsache hat mit ihrer Zugehörigkeit zum Opus Dei nichts zu tun.

Die Unternehmensleiter, die dem Opus Dei angehören, bemühen sich wie alle anderen Mitglieder, in ihrem Beruf den Geist des Evangeliums zu leben. Das erfordert von ihnen an erster Stelle, daß sie in ihrer Arbeit gewissenhaft nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Lauterkeit handeln. Deshalb werden sie ihren Arbeitnehmern einen gerechten Lohn zahlen, die Rechte der Aktionäre, der Eigentümer oder der Gesellschaft achten und die Gesetze des Landes respektieren. Sie werden auch jede Art von Parteinahme oder Begünstigung gegenüber anderen, seien sie vom Opus Dei oder nicht, sorgfältig meiden. Ich denke, jede Art von Protektionismus widerspricht nicht nur dem Streben nach christlicher Vollkommenheit - und dieses Streben ist es gewesen, das sie zum Werk geführt hat -, sondern auch den elementarsten ethischen Forderungen des Evangeliums.

Über die vollkommene Freiheit der Mitglieder des Werkes in ihrer beruflichen Arbeit habe ich vorhin schon gesprochen. Sie bedeutet in diesem Fall, daß diejenigen Mitglieder, die ein Unternehmen führen, sich dabei ganz nach ihrer persönlichen Einsicht und ihrem Urteil richten, ohne daß sie von den Leitern des Werkes irgendwelche Richtlinien hinsichtlich ihrer Arbeit erhielten. Sowohl die Wirtschafts- und Finanzpolitik in der Unternehmensführung als auch die intellektuelle Ausrichtung etwa eines meinungsbildenden Unternehmens gehören ausschließlich in den Bereich ihrer persönlichen Verantwortung. Deshalb entbehrt eine Darstellung des Opus Dei als einer "Zentralstelle", die in wirtschaftlichen oder sonstigen weltlichen Angelegenheiten Richtlinien erteilt, jeder Grundlage.

Ich möchte zu einem ganz konkreten Thema übergehen. Vor kurzem wurde in Madrid die Eröffnung einer Bildungsstätte für Hausangestellte angekündigt, die von der weiblichen Abteilung des Opus Dei geleitet werden soll. Als Ziel wird angegeben, den Hausangestellten in einer familiären Atmosphäre eine umfassende, qualifizierte Berufsausbildung zu vermitteln. Welchen gesellschaftlichen Einfluß können Ihrer Meinung nach derartige Tätigkeiten des Opus Dei haben?

Diese apostolische Einrichtung ist eine unter vielen, die von Mitgliedern des Opus Dei in Zusammenarbeit mit anderen Menschen, die nicht unserer Vereinigung angehören, geleitet werden. Das Hauptziel der Bildungsstätte besteht darin, dem Beruf der Hausangestellten ein neues Ansehen zu verleihen, indem man ihr hilft, ihre Arbeit in einen qualifizierten Beruf zu verwandeln. Ich sage das ganz bewußt, denn es ist nötig, die Hausarbeit als das zu betrachten, was sie ist: ein wirklicher Beruf.

Vergessen wir nicht, daß man versucht hat, diese Arbeit als erniedrigend darzustellen. Sie ist es aber keineswegs. Erniedrigend waren allerdings häufig die Begleitumstände dieser Arbeit, und oft sind sie es auch jetzt noch, da die Angestellten nicht selten ohne eine wirkliche Garantie ihrer Rechte, in einer lieblosen Atmosphäre und ohne ausreichendes Entgelt von der Laune ihrer Arbeitgeber abhängig sind. Deshalb ist ein richtiger Arbeitsvertrag erforderlich, der klare und genau umgrenzte Garantien enthält und die beiderseitigen Rechte und Pflichten festlegt.

Aber eine juristische Garantie allein genügt nicht. Die Frau, die einen solchen Dienst leistet, muß auch beruflich entsprechend qualifiziert sein. Obwohl man das Wort heute nicht gerne hört, habe ich gerade bewußt von einem Dienst gesprochen, denn jede sinnvolle Tätigkeit innerhalb der Gesellschaft ist im besten Sinne des Wortes ein Dienst, die Tätigkeit einer Hausangestellten ebenso wie die eines Lehrers oder Richters. Nur derjenige leistet mit seiner Arbeit keinen Dienst, der ausschließlich an sein persönliches Wohlergehen denkt.

Die Arbeit im Haushalt hat einen hohen Wert; denn, vom übernatürlichen Standpunkt aus gesehen, gibt es ja keine Tätigkeiten, die in sich wichtiger oder weniger wichtig wären. Alle sind wichtig, wenn man sie aus Liebe tut. Aufgaben, die man für groß erachtet, werden klein, wenn man den christlichen Sinn des Lebens vergißt; dagegen gibt es scheinbar unbedeutende Tätigkeiten, die große Auswirkungen haben können.

Für mich ist die Arbeit einer Hausangestellten, die dem Opus Dei angehört, genauso bedeutend wie die Arbeit eines anderen Mitglieds, das etwa einen Adelstitel besitzt. In beiden Fällen interessiert mich nur, inwieweit die eine und die andere ihre Arbeit als Mittel und Gelegenheit zur persönlichen Heiligung und zum Apostolat benutzt. Wichtiger ist die Arbeit derjenigen, die sich in ihrem Tun und ihrem Stand besser heiligt und die ihr von Gott anvertraute Aufgabe mit größerer Liebe erfüllt.

Vor Gott haben eine Universitätsprofessorin, eine Angestellte, eine Sekretärin, eine Fabrik- oder Landarbeiterin genau die gleiche Bedeutung. Vor Gott sind alle gleich. Vielleicht sind Gott manchmal einfachere Menschen wohlgefälliger, immer aber diejenigen, die mit Gott Vater, seinem Sohn und dem Heiligen Geist einen vertrauten Umgang pflegen.

Mit der Schule in Madrid kann viel erreicht werden; sie leistet in einem wichtigen Bereich der Gesellschaft eine wirksame Hilfe. Sie ermöglicht eine aus christlichem Geist getane Arbeit, die Freude, Friede und Verständnis in die Familie hineinzutragen vermag. Ich könnte stundenlang über dieses Thema sprechen, aber das Gesagte genügt, um zu verdeutlichen, daß ich die Arbeit im Haushalt als eine Aufgabe von ganz besonderer Tragweite ansehe, die sich mitten in der Familie zum Guten oder Schlechten auswirken kann. Ich hoffe, die Schule in Madrid wird viel Gutes erreichen. So wird es weniger an Menschen fehlen, die mit Charakter, Sachverstand und apostolischem Eifer diesen Beruf ausüben, der überall auf der Welt eine so große Bedeutung hat.