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Es gibt 4 Nummer in «Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer» deren Stichwort lautet Universalität.

In der ganzen Kirche wird heute ein starkes Interesse für die Probleme der sogenannten Dritten Welt sichtbar. Eine der Hauptschwierigkeiten in diesem Bereich erwächst bekanntlich aus dem großen Priestermangel, und zwar ganz besonders aus dem Fehlen eines einheimischen Klerus. Was ist Ihre Meinung dazu und welche Erfahrungen haben Sie in dieser Frage gemacht?

Meiner Meinung nach ist die Zunahme des einheimischen Klerus tatsächlich von ausschlaggebender Bedeutung, um in vielen Ländern die Entfaltung oder sogar den Fortbestand der Kirche zu sichern, besonders in jenen Ländern, die eine Phase des übersteigerten Nationalismus durchmachen.

Was meine persönliche Erfahrung anbelangt, so muß ich sagen, daß für mich ein ganz besonderer Grund der Dankbarkeit dem Herrn gegenüber darin besteht zu sehen, wie sich Hunderte von Laien aus jetzt schon mehr als sechzig Ländern, in denen der Aufbau eines einheimischen Klerus ein brennendes Problem für die Kirche darstellt, im Opus Dei ausbilden und zum Priestertum gelangen: sicher in der Glaubenslehre, mit universellem Weitblick und eifrig in der Dienstbereitschaft: alle vorbildlicher als ich, ohne Zweifel. Einige von ihnen haben in diesen Ländern auch die Bischofsweihe empfangen und bereits blühende Seminare ins Leben gerufen.

Können Sie uns sagen, wie und warum Sie das Opus Dei gegründet haben, und welche Ereignisse Sie als die wichtigsten Marksteine seiner Entwicklung ansehen?

Warum? Die Werke, die aus dem Willen Gottes entstehen, kennen kein anderes Warum als den göttlichen Wunsch, sie als Ausdruck seines universalen Heilswillens zu benutzen. Seit dem ersten Augenblick war das Werk weltweit, katholisch. Es wurde nicht geboren, um konkrete Probleme des Europa der zwanziger Jahre zu lösen, sondern um den Männern und Frauen aller Länder, Sprachen und Rassen in den verschiedensten Lebensumständen und sozialen Verhältnissen zu sagen, daß sie in jedem Stand - als Ledige, Verheiratete, Verwitwete oder Priester - Gott ohne Vorbehalt lieben und ihm dienen können, ohne ihr berufliches, familiäres oder gesellschaftliches Leben aufzugeben.

Wie es gegründet wurde? Ohne die geringsten menschlichen Mittel. Ich besaß nur meine 26 Jahre, die Gnade Gottes und gute Laune. Das Werk wurde klein geboren. Es war nichts weiter als das Bemühen eines jungen Priesters, der alles daran setzte zu tun, was Gott von ihm wollte.

Sie fragen mich nach besonderen Marksteinen. Mir scheint, jeder Augenblick, da durch das Opus Dei ein Mensch Gott näherkommt und so mehr zum Bruder seiner Mitmenschen wird, ist für das Werk ein wichtiger Markstein.

Aber Sie möchten wohl, daß ich Ihnen etwas über die entscheidenden Augenblicke in der Geschichte des Werkes sage. Auch wenn es nicht die wichtigsten Daten sind, will ich Ihnen doch aus dem Gedächtnis einige annähernde Angaben machen. Schon in den ersten Monaten des Jahres 1935 war alles vorbereitet, um die Arbeit des Werkes in Frankreich, genauer gesagt in Paris, zu beginnen. Aber der spanische Bürgerkrieg und dann der Zweite Weltkrieg zwangen uns, diese Ausdehnungspläne aufzuschieben; da jedoch eine Ausbreitung des Werkes notwendig war, dauerte diese Verzögerung nicht lange. Schon 1940 beginnt die Arbeit in Portugal. Fast gleichzeitig mit dem Ende der Feindseligkeiten wurde in England, Frankreich, Italien, in den Vereinigten Staaten und in Mexiko begonnen, wenn auch in den Jahren zuvor bereits einige Reisen dorthin gemacht worden waren. Danach ging die Ausdehnung Schritt für Schritt weiter: seit den Jahren 1949 und 1950 kamen Deutschland, Holland, die Schweiz, Argentinien, Kanada, Venezuela und die übrigen europäischen und amerikanischen Staaten hinzu. Gleichzeitig dehnte sich die Arbeit auf andere Länder und Kontinente aus : Nordafrika, Japan, Kenia, Ostafrika, Australien, die Philippinen, Nigeria usw.

Gern erinnere ich mich auch an die häufigen Gelegenheiten, bei denen die Päpste ihre Liebe gegenüber dem Werk ganz offen und deutlich gezeigt haben. Seit 1946 wohne ich in Rom und so habe ich Gelegenheit gehabt, Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI. kennenzulernen. Bei allen habe ich immer väterliche Liebe gefunden.

Wie ist die Lage des Werkes in den übrigen Teilen der Welt, besonders in den angelsächsischen Ländern?

Das Opus Dei fühlt sich überall zu Hause, in England wie in Kenia, in Nigeria wie in Japan, in den Vereinigten Staaten wie in Österreich, Mexiko oder Argentinien. Überall finden wir das gleiche theologische und pastorale Phänomen in den Menschen des Landes verwurzelt. Es ist weder an eine bestimmte Kultur noch an irgendeine bestimmte geschichtliche Epoche gebunden. In der angelsächsischen Welt hat das Opus Dei dank der Hilfe Gottes und der Mitarbeit zahlreicher Menschen apostolische Einrichtungen verschiedener Art: Netherhall House in London schenkt den afroasiatischen Studenten besondere Aufmerksamkeit; Hudson Center in Montreal bemüht sich um die menschliche und intellektuelle Bildung der weiblichen Jugend; Nairana Cultural Center steht den Studenten von Sidney offen. In den Vereinigten Staaten, wo das Opus Dei 1949 seine Tätigkeit begonnen hat, erwähne ich Midtown, ein Arbeiterzentrum im Herzen Chicagos; Stonecrest Community Center in Washington mit Kursen für Frauen ohne berufliche Fachausbildung; Trimont House, ein Studentenheim in Boston usw. Noch eine letzte Bemerkung: Der Einfluß des Werkes ist in jedem einzelnen Fall immer spiritueller und religiöser, nie zeitlicher Natur.

Manche haben vom Opus Dei als einer Organisation der geistigen Oberschicht gesprochen, die in die maßgebenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kreise, wenn auch mit guter Absicht, eindringen möchte, um sie von innen her zu kontrollieren. Stimmt das?

Fast alle Institutionen, die eine neue Botschaft brachten oder die sich durch die uneingeschränkte Verwirklichung des Christentums bemühten, der Menschheit ernsthaft zu dienen, sind besonders in den Anfängen auf Unverständnis gestoßen. So erklärt es sich auch, daß manche die Lehre über das Laienapostolat, die das Opus Dei verwirklicht und verkündet, am Anfang nicht verstanden.

Ich muß außerdem feststellen, auch wenn ich darüber nicht gern rede, daß in unserem Falle ein beharrlicher und systematischer Verleumdungsfeldzug geführt wurde. Manche behaupteten (vielleicht war das ihre eigene Arbeitsweise), wir arbeiteten im Geheimen, wir strebten nach führenden Stellungen usw. Ich möchte nur erwähnen, daß dieser Feldzug vor etwa dreißig Jahren durch einen spanischen Ordensmann eingeleitet wurde, der dann seinen Orden und die Kirche verließ, standesamtlich heiratete und heute protestantischer Pastor ist.

Ist eine Verleumdung einmal in der Welt, so lebt sie durch das Gesetz der Trägheit noch einige Zeit fort, denn es gibt Menschen, die zur Feder greifen, ohne sich vorher ausreichend informiert zu haben. Nicht alle halten es mit den guten Journalisten, die sich nicht unfehlbar wähnen und aufrichtig genug sind, sich zu berichtigen, wenn sie die Wahrheit erfahren. Das also ist geschehen, auch wenn diese Verleumdungen - abgesehen davon, daß sie schon auf den ersten Blick unglaubwürdig wirken - durch Tatsachen widerlegt worden sind, die jedermann nachprüfen kann. Der Hinweis mag genügen, daß das von Ihnen erwähnte Gerede sich lediglich auf Spanien bezieht. Schon allein der Gedanke, eine internationale Institution wie das Opus Dei könnte an den Problemen eines einzigen Landes orientiert bleiben, zeugt von einem recht beschränkten Horizont, von Provinzialismus.

Außerdem sind die meisten Mitglieder des Opus Dei (in Spanien und in allen anderen Ländern) Hausfrauen, Arbeiter, Kaufleute, Büroangestellte, Landarbeiter usw., also Menschen, deren Aufgaben kein besonderes politisches oder gesellschaftliches Gewicht haben. Daß es viele Arbeiter gibt, die Mitglieder des Opus Dei sind, erregt keinerlei Aufsehen, wohl aber, daß ihm einige Politiker angehören. Für mich ist die Berufung eines Gepäckträgers zum Opus Dei genauso wichtig wie die eines Industrieunternehmers. Die Berufung kommt von Gott, und in den Werken Gottes ist kein Platz für Diskriminierungen, schon gar nicht für demagogische.

Wer die Mitglieder des Opus Dei in den verschiedensten Bereichen arbeiten sieht und dennoch an nichts anderes denken kann als an vermeintlichen Druck und an Kontrollen, verrät damit seine dürftige Auffassung vom christlichen Leben. Das Opus Dei beherrscht keinen weltlichen Bereich und will keinen beherrschen; es will lediglich die Botschaft des Evangeliums verbreiten. Gott möchte, daß alle Menschen, die in der Welt leben, ihn gerade im Vollzug ihrer weltlichen Tätigkeiten lieben und ihm darin dienen. Dementsprechend arbeiten die Mitglieder des Opus Dei, da sie ja normale Christen sind, wo und wie sie es für richtig halten. Das Werk kümmert sich nur um ihre geistliche Betreuung, damit sie immer nach ihrem christlichen Gewissen handeln.

Verzeichnis der Schriftstellen