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Es gibt 2 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Reinheit → Herzenshingabe.

Hingabe des ganzen Herzens

Ich muß euch immer wieder daran erinnern, daß ihr abseits eurer Pflichten als Christen das Glück nicht finden werdet. Gäbet ihr sie auf, so blieben nur bohrende Gewissensbisse zurück, und ihr wäret beklagenswerte Menschen. Selbst ganz alltägliche Dinge, die ein bißchen Glück bereiten können und die erlaubt sind, können dann bitter werden wie Galle, sauer wie Essig, widerlich wie ein Brechmittel.

Vertrauen wir uns dem Herrn an, ihr wie ich: Herr, ich will kämpfen, und ich weiß, daß Du keine Schlacht verlierst; und wenn ich eine Schlacht verliere, weiß ich, weshalb: weil ich mich von Dir entfernt habe! Führe mich an der Hand, trau mir nicht, halte mich fest!

Ihr werdet denken: Aber Vater, ich bin doch so glücklich. Ich liebe doch Jesus Christus so sehr! Ich will doch, auch wenn ich zerbrechlich wie Ton bin, mit der Hilfe des Herrn und der Gottesmutter heilig werden! Ohne Zweifel, aber ich möchte dich dennoch warnen für den Fall, daß es vielleicht einmal schwieriger wird.

Zugleich auch möchte ich erneut daran erinnern, daß das Leben des Christen - deines und meines - ein Leben aus der Liebe ist. Unser Herz ist für die Liebe geschaffen. Und wenn man ihm einen reinen und edlen Gegenstand für diese Liebe versagt, dann rächt es sich und füllt sich an mit Elend. Die wahre Gottesliebe - und folglich die Reinheit des Lebens - ist gleich weit entfernt von der Sinnlichkeit wie von der Empfindungslosigkeit, von der Sentimentalität wie von der Kälte oder der Herzenshärte.

Es ist traurig, kein Herz zu haben. Bedauernswerte Menschen, die nie gelernt haben, zärtlich zu lieben. Wir Christen sind in die Liebe verliebt. Der Herr will uns nicht trocken und starr wie leblosen Stoff. Er will uns durchtränkt von seiner Liebe! Wer Gott zuliebe auf eine menschliche Liebe verzichtet, ist alles andere als ein trauriger, unglücklicher, flügellahmer Sonderling, der die Großzügigkeit einer reinen Liebe zurückweist.

Menschliche Liebe und Keuschheit

Ich habe euch oft erzählt - und man darf das ruhig wissen -, daß ich im Umgang mit dem Herrn gerne Volkslieder zu Hilfe genommen habe. Immer wieder besingen sie die Liebe; sie gefallen mir so sehr. Da der Herr mich und einige von euch ganz und gar für sich in Anspruch genommen hat, übertragen wir all das Schöne, das die menschliche Liebe besingt, auf das Göttliche. So lehrt es uns der Heilige Geist im Hohenlied, und die großen Mystiker aller Zeiten haben dasselbe getan.

Hört die Verse der heiligen Theresia von Avila: Begehrst du, daß ich mäßig bliebe, / dann ruhe ich, der Mußefroh. / Soll ich hart schaffen, dir zuliebe / bis hin zum Tode schaff ich so. / Nur sag mir: wie? Sag wann und wo? / Osüße Liebe, mit Begier / frag ich: Wozu nur taug ich dir? (Theresia von Avila, Gedichte, Einsideln 1959, S. 28)Oder jenes Lied des heiligen Johannes vom Kreuz, das so herrlich einsetzt: Ein junger Hirt verweilt in sich gekehrt, / von Lust entfremdet, von Zufriedenheit; / an seine Hirtin denkt er allezeit, / das Herz von seiner Liebe Wucht beschwert (Johannes vom Kreuz, Gedichte, Einsiedeln 1959, S. 54)

Tiefe Achtung und eine unaussprechliche Ehrfurcht empfinde ich für die menschliche Liebe, wenn sie rein ist. Ist es denn überhaupt vorstellbar, daß man die heilige, edle Zuneigung unserer Eltern nicht schätzen könnte, der wir ein Gutteil unserer Freundschaft mit Gott verdanken? Ich segne diese Liebe mit beiden Händen, und auf die Frage, weshalb ich mit beiden Händen sage, habe ich immer sofort geantwortet: weil ich nicht vier Hände habe.

Gepriesen sei die menschliche Liebe! Doch von mir hat der Herr mehr verlangt. Und - so lehrt die katholische Theologie - sich um des Himmelreiches willen Jesus allein hinzugeben und durch Jesus allen Menschen, steht höher als die eheliche Liebe, obwohl die Ehe ein Sakrament ist, sacramentum magnum (Eph 5,32), ein großes Sakrament.

Auf jeden Fall muß sich aber jeder an seinem Platz bemühen - ob ledig, verheiratet, verwitwet oder Priester -, die Keuschheit feinfühlig zu leben, denn sie ist eine Tugend für alle, und von allen verlangt sie Kampf, Umsicht, Zartgefühl, Stärke und jene Innigkeit, die wir nur dann ahnen, wenn wir uns dem liebenden Herzen des gekreuzigten Christus nähern. Seid ohne Sorge, wenn ihr euch einmal von der Versuchung bedrängt fühlt; denn das Empfinden ist eine Sache und das Einwilligen eine ganz andere. Die Versuchung kann man mit der Gnade Gottes leicht von sich weisen. Was wir aber nicht tun sollen, ist, uns auf einen Dialog mit ihr einlassen.

Verzeichnis der Schriftstellen