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Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Klugheit → Notwendigkeit.

Die Klugheit, eine notwendige Tugend

In der heiligen Messe des heutigen Sonntags berichtet uns das Evangelium nach Matthäus: Tunc abeuntes pharisaei, consilium inierunt ut caperent eum in sermone (Mt 22,15), die Pharisäer kamen zusammen, um zu prüfen, wie sie Jesus zu einer verhängnisvollen Aussage verleiten könnten. Vergeßt nicht, daß diese heuchlerische Taktik auch heute verbreitet ist. Pharisäisches Unkraut wird wohl nie vergehen, es hat immer und überall üppig gewuchert. Vielleicht läßt der Herr das zu, um aus uns, seinen Kindern, kluge Menschen zu machen; denn die Tugend der Klugheit ist, für jeden unentbehrlich, der beraten, stärken, zurechtweisen, anspornen oder ermutigen soll. Und gerade dies soll der Christ, als Apostel in alltäglichen Situationen, mit seinen Mitmenschen tun.

Ich bete jetzt zu Gott, auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau vertrauend, die in der Kirche ist, aber auch über ihr: in der Mitte zwischen Christus und der Kirche, als die Beschützerin, Herrin und Mutter der Menschen, wie sie die Mutter unseres Herrn ist. Ich bitte den Herrn um Klugheit für alle, besonders aber für uns, die wir inmitten des Blutkreislaufs der Gesellschaft für Gott arbeiten wollen; denn wir müssen wirklich lernen, klug zu sein.

Lauterkeit im Handeln

Wenn wir nicht immer wieder Anregungen für den Alltag aus dem Evangelium holen, dann ist das ein Zeichen dafür, daß wir es nicht genügend betrachten. Viele von euch sind noch jung, andere bereits älter: aber wir alle wollen gute Frucht bringen, sonst wären wir nicht hier. Wir versuchen, in unser Tun den Geist des Opfers hineinzulegen und den Willen, mit den uns von Gott anvertrauten Talenten zu wuchern, weil wir den göttlichen Eifer für die Seelen in uns spüren. Und doch geschähe es nicht zum erstenmal, daß ein Gutwilliger in die Falle dieses Zusammenspiels - ex pharisaeis et herodianis (Mk 12,13) - geriete, in die Falle von Menschen also, die als Christen die Rechte Gottes verteidigen müßten und sich statt dessen mit den Kräften des Bösen verbinden, um die zu bedrängen, die doch ihre Brüder im Glauben und Diener am Werk des einen Erlösers sind.

Seid klug, tut alles in Einfachheit, denn das ist eine Tugend der echten Kinder Gottes. Redet und handelt mit Natürlichkeit. Geht den Dingen auf den Grund, wenn ihr ein Problem seht, und bleibt nicht an der Oberfläche. Und seid euch schon im voraus darüber im klaren, daß das heiligmäßige und ernsthafte Erfüllen unserer Christenpflichten bei anderen und auch bei uns selbst Unbehagen auslösen kann.

Et viam Dei in veritate doces (Ebd.), Du lehrst den Weg Gottes in Wahrheit. Lehren, lehren, lehren! Die wahren Wege Gottes zeigen! Hab keine Angst, man könnte die Fehler sehen, die du und ich haben; es drängt mich geradezu, sie zu erzählen, denn so bekenne ich meinen Willen, zu kämpfen und in diesem oder jenem Punkt anders zu werden, um dem Herrn gegenüber treuer zu sein. Schon durch unser Bemühen, Erbärmlichkeiten zu bekämpfen und zu überwinden, weisen wir die Wege Gottes: zuerst mit dem Zeugnis unseres Lebens, mögen die Fehler auch noch so augenfällig sein, und dann mit der Lehre, so wie unser Herr, der coepit facere et docere (Apg 1,1)- mit dem Tun begann und sich später dann der Verkündigung widmete.

Laßt mich sagen, daß ich euch sehr liebe - und mehr noch liebt euch der Vater im Himmel, der unendlich gut, der immer Vater ist - und daß ich einfach nichts gegen euch sagen kann. Aber ich soll, wie mir scheint, euch helfen, Christus und Christi Herde, die Kirche, zu lieben; denn ich denke, daß ihr mich darin nicht übertrefft: Ihr eifert mir nach, aber ihr übertrefft mich nicht. Wenn ich also bei solchen Betrachtungen oder im persönlichen Gespräch mit euch Fehler bloßlege, dann nicht, damit jemand leidet, sondern ausschließlich aus dem Drang, daß wir alle Christus noch mehr lieben sollten. Ebensowenig will ich vergessen, daß alles, was ich euch über die Notwendigkeit der Tugenden einschärfen möchte, auch für mich dringend notwendig ist.

Ich habe einmal von einem Naseweis gehört, daß die Erfahrung des Stolperns zu nichts weiter gut ist, als dann noch hundertmal über denselben Fehler zu stolpern. Ich versichere euch dagegen, daß ein kluger Mensch aus seinem Stolpern lernt: er ist gewarnt, er bekräftigt seinen Willen zum Guten, er erneuert den Wunsch, sich zu heiligen. Aus der Erfahrung eurer Siege und Niederlagen im Dienste Gottes sollt ihr immer in erstarkter Liebe und mit dem erneuerten Entschluß hervorgehen, eure Rechte und Pflichten als christliche Staatsbürger ernst zu nehmen, unbeirrt, ohne Angst vor Lob, vor Verantwortung oder vor dem Gerede falscher Brüder - vorausgesetzt natürlich, daß wir ehrlich und loyal die Ehre Gottes und das Wohl unserer Mitmenschen suchen.

Wir müssen also klug sein. Warum? Damit wir gerecht sein, die Nächstenliebe üben, Gott und allen Menschen wirksam dienen können. Treffend hat man von der Klugheit gesagt, sie sei genitrix virtutum (Thomas von Aquin, In III Sententiarum, dist. 33, q. 2, a. 5) und auriga virtutum (Bernhard, Sermones in Cantica Canticorum, 49, 5 (PL 183, 1018]), Mutter und Lenkerin der Tugenden.