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Es gibt 5 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Frieden → Freiheit und Hoffnung.

Unsere Mutter, die Kirche, hat sich immer für die Freiheit ausgesprochen und sie hat alle Spielarten des Fatalismus - die alten wie die neuen - verworfen. Sie hat erklärt, daß jeder Mensch Herr seines Schicksals ist - zum Guten wie zum Bösen: Wer Gutes getan hat, wird eingehen zum ewigen Leben, wer aber Böses, ins ewige Feuer (Glaubensbekenntnis Quicumque). Diese ungeheuerliche Entscheidungsmacht, die in deiner, in meiner, in unser aller Hand liegt und die ein Zeichen unserer Würde ist, beeindruckt uns immer wieder von neuem. Die Sünde ist dermaßen ein willentliches Übel, daß sie in keiner Weise Sünde wäre, wenn sie nicht ihren Ausgangspunkt im Willen hätte. Diese Behauptung ist so einsichtig, daß sich darüber die wenigen Weisen und die vielen Unwissenden einig sind, die die Welt bevölkern (Augustinus, De vera religione, 14, 27 (PL 34, 133]).

Von neuem erhebe ich das Herz zu meinem Herrn und Gott, um Ihm dafür zu danken. Nichts hätte Ihn daran gehindert, uns unfähig für die Sünde zu erschaffen, mit einer unwiderstehlichen Neigung zum Guten, aber Er fand, daß seine Diener besser wären, wenn sie Ihm in Freiheit dienten (Augustinus, Ebd.). Wie groß ist die Liebe, wie groß die Barmherzigkeit unseres Vaters! Wenn ich auf solche Werke der Liebe Gottes gegenüber seinen Kindern blicke, auf Wohltaten, die geradezu von einem göttlichen Verrücktsein vor Liebe künden, dann möchte ich tausend Herzen und tausend Münder haben, um Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist ohne Ende zu preisen. Beherzigt es allezeit, daß Gott, der durch seine Vorsehung das All regiert, keine unfreien Knechte, sondern freie Söhne will. Auch wenn wir wegen des Falls unserer Stammeltern mit der Neigung zur Sünde, proni ad peccatum, geboren werden, hat Er doch der Seele eines jeden von uns einen Funken seines göttlichen Geistes geschenkt, die Sehnsucht nach dem Guten, das Verlangen nach nie mehr endendem Frieden. Und Er führt uns zu der Erkenntnis, daß die Wahrheit, das Glück und die Freiheit nur dann unser sind, wenn wir den Samen des ewigen Lebens in uns keimen lassen.

Wenn aber Knechtschaft gegen Knechtschaft steht - denn Dienen, ob wir es wollen oder nicht, gehört zur Eigenart des Menschen -, dann gibt es keine bessere Wahl, als sich aus Liebe in die göttliche Knechtschaft zu geben. In demselben Augenblick, da wir das tun, ändert sich unsere Stellung, und wir werden aus Sklaven zu Freunden und Kindern. Hier liegt der Unterschied: Wir widmen uns allen guten weltlichen Anliegen mit dem gleichen Einsatz und Eifer wie die anderen, aber die Seele ist dabei erfüllt von tiefem Frieden, von Freude und Gelassenheit - auch inmitten der Widerwärtigkeiten; denn nicht das Vergängliche, sondern das Ewig-Bleibende trägt uns: Wir sind nicht Kinder der Magd, sondern der Freien (Gal 4,31).

Woher kommt diese Freiheit? Von Christus, unserem Herrn. Es ist die Freiheit, mit der Er uns erlöst hat (Vgl. Gal 4,31). Deshalb lehrt Er: Wenn euch der Sohn frei macht, werdet ihr wahrhaft frei sein (Joh 8,36). Wir Christen brauchen nicht nach Erklärungen für den wahren Sinn dieses Geschenkes zu suchen, denn die einzige Freiheit, die den Menschen erlöst, ist die von Christus uns erworbene.

Ich pflege gern vom Abenteuer unserer Freiheit zu sprechen, denn genau das ist euer und mein Leben. In Freiheit - als Kinder, ich wiederhole es, nicht als Sklaven - folgen wir dem Weg, den der Herr einem jeden von uns gezeigt hat. Wir gehen ihn froh und gelassen und genießen ihn als Geschenk Gottes.

In Freiheit, ohne Zwang, entscheide ich mich für Gott: weil ich es so will, und ich entscheide mich dafür, zu dienen und mein Dasein in Hingabe an die anderen zu verwandeln - aus Liebe zu meinem Herrn, zu Jesus Christus. Dann darf ich kraft dieser Freiheit behaupten, daß nichts auf dieser Erde mich trennen wird von der Liebe Christi (Vgl. Röm 8,39).

Man kann sagen: Unser Herr lebt immer ganz dem jeweiligen Tage und erfüllt hier und heute den Auftrag des Vaters. Er verhält sich gemäß seinen eigenen göttlichen Worten, die uns eine so besonders plastisch-bildhafte Lehre geben: Seid nicht ängstlich besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt. Denn das Leben ist mehr als die Nahrung, und der Leib mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben nicht Vorratskammer noch Scheune: Doch Gott ernährt sie. Wieviel mehr wert seid ihr als die Vögel! (…) Betrachtet die Lilien! Wie sie wachsen! Sie spinnen nicht und weben nicht. Ich sage euch aber: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht so gekleidet wie eine einzige von ihnen. Wenn nun Gott das Gras, das heute auf dem Felde steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! (Lk 12,22-24; 27-28)

Wieviele Sorgen, wieviel Kummer blieben uns erspart, wenn wir - stark im Glauben! - mehr Vertrauen auf die göttliche Vorsehung und eine tiefere Gewißheit des göttlichen Beistandes hätten, der uns niemals fehlen wird. Uns bedrängten dann viele Sorgen nicht mehr, die nach einem Wort des Herrn den Menschen der Welt (Lk 12,30)eigen sind, denen also, die keinen Sinn für das Übernatürliche haben. Mit dem Vertrauen eines Freundes, eines Priesters, eines Vaters möchte ich euch für jede Lebenssituation ins Gedächtnis rufen, daß wir durch die Barmherzigkeit Gottes Kinder dieses unseres Vaters sind, der allmächtig ist und im Himmel ebenso wie in der Tiefe unseres Herzens wohnt; gleichsam mit Feuer möchte ich euch einprägen, daß wir auf unserem irdischen Weg - innerlich losgelöst von so vielen, angeblich unentbehrlichen Dingen - nur Gründe zum Optimismus haben; denn euer Vater weiß ja, daß ihr dies nötig habt (Ebd.), und Er wird für alles sorgen. Glaubt mir: Nur so leben wir wirklich als Herren der Schöpfung (Vgl. Gen 1,26-31) und verfallen nicht jener unheimlichen Sklaverei wie die vielen, die vergessen, daß sie Kinder Gottes sind und für ein Morgen oder für ein Später eifrig planen, das sie vielleicht nicht mehr erleben werden.

Iubilate Deo. Exsultate Deo adiutori nostro (Ps 80,2 (Introitus der heiligen Messe]). Jubelt dem Herrn; hoch preiset Gott, unsere einzige Hilfe. Jesus: wenn einer das nicht versteht, versteht er nichts von Liebe, nichts von Sünde, nichts von Erbärmlichkeit! Ich bin nur ein armer Mensch, aber ich begreife, was das ist: Sünde, Liebe, Erbärmlichkeit. Wißt ihr, was es heißt, an Gottes Herz genommen zu sein? Könnt ihr begreifen, daß eine Seele sich vor Gott hinwirft, sich öffnet bis zum Herzensgrund, sich bei Ihm ausweint? Ich beklage mich, zum Beispiel, beim Herrn, wenn Er Menschen zu sich nimmt, die noch jung waren und Ihm noch viele Jahre auf Erden in Liebe hätten dienen können. Ich verstehe es nicht. Aber es ist eine vertrauensvolle Klage, denn mir ist klar, daß ich sofort stolpern würde, wenn ich mich von der Hand Gottes entfernte. Und indem ich die göttliche Schickung annehme, füge ich, Wort für Wort betonend, hinzu: Es geschehe, es erfülle sich, gelobt und in Ewigkeit verherrlicht sei der über alles gerechte und über alles liebenswerte Wille des Herrn. Amen. Amen.

Das ist die Verhaltensweise, die uns das Evangelium lehrt, etwas wie eine heilige List und eine Quelle der Wirksamkeit bei der apostolischen Arbeit. Dieser Quelle entströmt unsere Liebe und unser Friede als Kinder Gottes. Es ist der Weg der Anteilnahme und Gelassenheit, die dann unsere Mitmenschen erreichen werden. Nur so wird es uns gelingen, unsere Tage in der Liebe Gottes zu vollenden, nachdem wir die Arbeit geheiligt haben und auf dieser Erde das verborgene Glück der Dinge Gottes gesucht und entdeckt haben. Unser Verhalten wird von der heiligen Unbefangenheit eines Kindes geprägt sein, und wir werden das falsche Schamgefühl - die Heuchelei - eines Erwachsenen meiden, der, nachdem er durch einen Sturz seine Armseligkeit erfahren hat, sich vor der Heimkehr zum Vater ängstigt.

Ich schließe mit dem Gruß unseres Herrn, wie wir ihn heute im Evangelium hören: Pax vobis! Friede sei mit euch (…) Dafreuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen (Joh 20,19-20), den Herrn, der uns auf unserem Weg zum Vater begleitet.

Gott wird niemals müde zu verzeihen

In der Heiligen Schrift heißt es, daß sogar der Gerechte siebenmal am Tage fällt (Spr 24,16). Jedesmal wenn ich diese Worte lese, bin ich im Herzen tief getroffen aus Liebe und aus Schmerz. Denn einmal mehr begegnet uns der Herr mit einem göttlichen Hinweis auf die Unendlichkeit seiner Barmherzigkeit, seiner Sanftmut, seiner Milde. Seid gewiß, Gott will unsere Erbärmlichkeiten nicht, aber Er ignoriert sie auch nicht, Er rechnet mit ihnen, damit wir uns heiligen.

Tief getroffen aus Liebe, sagte ich eben. Betrachte ich nämlich mein Leben aufrichtig, dann merke ich: Ich bin nichts, ich habe nichts, ich vermag nichts, ich tauge nichts - ich bin ein Nichts! Aber Er ist Alles, und zugleich ist Er mein, und ich bin sein, denn Er weist mich nicht ab. Er hat sich für mich hingegeben. Habt ihr je eine größere Liebe gesehen?

Und tief getroffen bin ich auch aus Schmerz: Ich prüfe mein Verhalten und erschrecke angesichts der Unzahl meiner Nachlässigkeiten. Ich brauche mir nur die paar Stunden, seitdem ich heute morgen aufgestanden bin, zu vergegenwärtigen: wieviel Mangel schon an Liebe und an Treue. Das schmerzt mich wirklich, aber es raubt mir nicht den Frieden. Ich werfe mich vor Gott nieder und sage Ihm klar, wie es mit mir steht. Sofort verspüre ich die Sicherheit seines Beistandes und höre im Grunde meines Herzens, wie Er mir langsam sagt: Meus es tu (Jes 43,1), du bist mein! Ich wußte, wie du bist, und ich weiß es: Vorwärts also!

Es kann gar nicht anders sein: Wenn wir uns ständig in die Gegenwart Gottes versetzen, wird unser Vertrauen wachsen, weil wir merken, daß seine Liebe und sein Ruf immer lebendig bleiben, denn Gott ermüdet niemals in seiner Liebe zu uns. Die Tugend der Hoffnung ist es, die uns lehrt, daß wir ohne Ihn nicht einmal die kleinste Pflicht erfüllen können. Mit Ihm aber, mit seiner Gnade, vernarben unsere Wunden; mit seiner Kraft umhüllt, vermögen wir den Angriffen des Feindes zu widerstehen und besser zu werden. Summa summarum: Das Bewußtsein, daß wir nur wie zerbrechliche Töpferware sind, wird uns vor allem dazu bringen, unsere Hoffnung immer fester in Christus Jesus zu verankern.