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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Demut → Stolz.

Der Feind: Hochmut

Was aber verhindert die Demut, die gute Vergöttlichung? Der Hochmut. Er ist die Hauptsünde, die zur schlechten Vergöttlichung verführt. Denn er verleitet - mag es auch nur im Kleinen sein - dazu, der Einflüsterung, die dem Teufel bei unseren Stammeltern gelang, nachzugeben: Die Augen werden euch aufgehen, und ihr werdet wie Gott sein, indem ihr Gutes und Böses erkennt (Gen 3,5). In der Heiligen Schrift heißt es auch, daß des Menschen Hochmut beginnt, wenn er vom Herrn abfällt (Sir 10,12). Wenn dieses Laster erst einmal Wurzeln geschlagen hat, breitet es sich in alle Lebensbereiche aus und verwandelt sich schließlich in das, was der heilige Johannes superbia vitae (1 Joh 2,16), Hoffart des Lebens, nennt.

Hochmut, Stolz? Worauf denn? Die Heilige Schrift brandmarkt diese Haltung, indem sie sie als lächerlich und tragisch zugleich entlarvt: Worauf bist du stolz, der du Staub und Asche bist? Schon zu Lebzeiten spuckst du deine Eingeweide aus. Eine Krankheit kommt, der Arzt lacht, und der König von heute ist morgen tot (Vgl. Sir 10,9-11).

Hat der Stolz sich einmal der Seele bemächtigt, so pflegen all die anderen Laster in seinem Gefolge einzuziehen: Geiz, Unmäßigkeit aller Art, Neid, Ungerechtigkeit. Der Stolze, Hochmütige, versucht - sinnlos - Gott, der mit allen barmherzig ist, von seinem Thron zu verdrängen, um sich selbst, grausam bis ins Mark, auf ihm niederlassen zu können.

Wir müssen den Herrn bitten, daß Er uns nicht in diese Versuchung fallen läßt. Der Hochmut ist die schlimmste Sünde, und die lächerlichste dazu. Wer sich von seinem raffinierten Blendwerk verhexen läßt, gerät mehr und mehr in eine Scheinwelt, wird innerlich leer und aufgeblasen wie der Frosch in der Fabel, der immer mehr Luft in sich hineinpumpt, bis er schließlich platzt. Auch in rein menschlicher Hinsicht ist der Hochmut abstoßend, denn wer sich über alles und über jeden erhaben dünkt, schaut ständig auf sich selbst und mißachtet die anderen, die ihrerseits seine Wichtigtuerei nur verspotten.

Vielleicht stellen wir uns, wenn wir von Hochmut reden hören, darunter ein tyrannisches, herrisches Gehabe vor: den Siegestrunkenen, der wie ein römischer Kaiser unter Jubelrufen den Triumphbogen durchschreitet, besorgt, daß seine erhabene Stirn ja nicht an den weißen Marmor stoße.

Aber seien wir realistisch. Nur wahnwitzigen Narren eignet solche Art von Hochmut. Unser Kampf muß sich gegen andere, geläufigere und subtilere Arten richten: gegen die Neigung, die eigenen Vorzüge über jene der anderen zu stellen; gegen die Eitelkeit in Gedanken, Gesprächen, Gebaren; gegen eine fast krankhafte Empfindlichkeit, die auf harmlose Worte oder Handlungen beleidigt reagiert.

All dies kann sehr wohl Versuchung sein, immer wieder. Mancher meint, er sei, wie die Sonne, der Mittelpunkt aller anderen, alles solle um diesen Mittelpunkt kreisen; und nicht selten kommt es in pathologischer Verstiegenheit sogar zum Simulieren von Schmerz, Trauer oder Krankheit, damit man umsorgt und verwöhnt wird.

Die meisten Konflikte, die viele Menschen innerlich plagen, sind Erfindung der Phantasie: der habe gesagt, jener habe gedacht, man habe gemeint… Die arme Seele, verfangen in ihrer Aufgeblasenheit, leidet unter Phantomen. Ständige Bitterkeit begleitet sie auf ihrem Irrweg, ihre Unzufriedenheit soll sogar die anderen anstecken: denn sie weiß nicht, demütig zu sein, sie hat nicht gelernt, sich zu vergessen und sich aus Liebe zu Gott großzügig dem Dienst an den anderen hinzugeben.