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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Heuchelei → im Evangelium getadelt.

Die Klugheit, eine notwendige Tugend

In der heiligen Messe des heutigen Sonntags berichtet uns das Evangelium nach Matthäus: Tunc abeuntes pharisaei, consilium inierunt ut caperent eum in sermone (Mt 22,15), die Pharisäer kamen zusammen, um zu prüfen, wie sie Jesus zu einer verhängnisvollen Aussage verleiten könnten. Vergeßt nicht, daß diese heuchlerische Taktik auch heute verbreitet ist. Pharisäisches Unkraut wird wohl nie vergehen, es hat immer und überall üppig gewuchert. Vielleicht läßt der Herr das zu, um aus uns, seinen Kindern, kluge Menschen zu machen; denn die Tugend der Klugheit ist, für jeden unentbehrlich, der beraten, stärken, zurechtweisen, anspornen oder ermutigen soll. Und gerade dies soll der Christ, als Apostel in alltäglichen Situationen, mit seinen Mitmenschen tun.

Ich bete jetzt zu Gott, auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau vertrauend, die in der Kirche ist, aber auch über ihr: in der Mitte zwischen Christus und der Kirche, als die Beschützerin, Herrin und Mutter der Menschen, wie sie die Mutter unseres Herrn ist. Ich bitte den Herrn um Klugheit für alle, besonders aber für uns, die wir inmitten des Blutkreislaufs der Gesellschaft für Gott arbeiten wollen; denn wir müssen wirklich lernen, klug zu sein.

Es heißt weiter im Evangelium: Die Pharisäer schickten ihre Schüler zusammen mit den Herodianern zu Ihm und ließen sagen: Meister (Mt 22,16). Seht, mit welcher Verlogenheit sie Ihn Meister nennen, sich als Bewunderer und Freunde ausgeben, Ihn mit einem Titel ansprechen, der den Wunsch nach Belehrung erwarten läßt. Magister, scimus quia verax es (Ebd.), wir wissen, Du bist wahrhaft… Welche Heuchelei! Ist es möglich, noch hinterhältiger zu sein? Seid also auf der Hut. Nicht argwöhnisch und nicht mißtrauisch, aber fühlt auf euren Schultern die Last des Schafes - denkt an das Bild vom Guten Hirten in den Katakomben -, und nicht nur die Last einer einzelnen Seele, sondern der ganzen Kirche, der ganzen Menschheit.

Indem ihr entschlossen diese Verantwortung bejaht, werdet ihr tapfer und klug sein und die Sache Gottes verteidigen und verkünden können. Von eurem klaren, eindeutigen Verhalten sympathisch berührt, werden euch dann viele Menschen Achtung entgegenbringen und euch Meister nennen - auch wenn ihr das nicht beabsichtigt, denn wir suchen ja keine irdischen Ehren. Wundert euch aber nicht, wenn ihr unter den vielen, die sich euch nähern, auch solche entdeckt, die euch nur schmeicheln wollen. Prägt euch gut ein, was ihr so oft von mir gehört habt: daß weder Verleumdung noch gehässige Klatschereien, noch Menschenfurcht, noch jenes Was werden die Leute sagen? und am allerwenigsten heuchlerische Ohrenbläserei uns je daran hindern dürfen, unsere Pflicht zu tun.

Kehren wir zurück zum Bericht des Matthäus: Wir wissen, Du bist wahrhaft, Du lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß (Ebd.). Jedesmal wundere ich mich aufs neue über diese zynische Art. Sie kommen in der Absicht, die Worte Jesu zu verdrehen, Ihn bei einer unvorsichtigen Äußerung zu ertappen; anstelle einer schlichten Darlegung des nach ihrer Meinung unlösbaren Problems überschütten sie den Meister mit Lobesworten, die nur von ehrlichen Lippen und aus einem reinen Herzen kommen sollten. Absichtlich verweile ich bei diesen Beobachtungen am Rande, damit wir lernen, nicht argwöhnisch zu sein, wohl aber klug und befähigt, uns gegen betrügerische Schaumschlägerei auch dann zu wehren, wenn - wie hier - Worte und äußere Haltung in sich Wahrheit ausdrücken: Du kennst kein Ansehen der Person, du bist für alle Menschen da, du verkündest unverzagt die Wahrheit, du lehrst das Gute (Vgl. Mt 22,16).

Ich wiederhole: klug müssen wir sein, argwöhnisch nicht. Schenkt allen euer ganzes Vertrauen, seid sehr aufrecht. Ich verlasse mich ganz auf das Wort eines Christen, eines loyalen Menschen; sein Wort ist für mich mehr wert als die einhellige Beglaubigung durch hundert Notare. Vielleicht hat diese Einstellung einmal dazu geführt, daß ich hintergangen wurde, und doch scheint es mir besser, das Risiko des Vertrauensmißbrauchs einzugehen, als jemandem die Glaubwürdigkeit zu verweigern, die er als Mensch und als Kind Gottes verdient. Und ich versichere euch, daß ich diese Auffassung nie bereut habe.

Verzeichnis der Schriftstellen
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