Nur diese Aphorismen anzeigen

Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Schwäche des Menschen → Armseligkeiten.

*Homilie, gehalten am 6. April 1965

Wir wollen die Texte der heiligen Messe von diesem Dienstag in der ersten Passionswoche kurz betrachten, damit wir es verstehen, die gute Vergöttlichung von der schlechten Vergöttlichung zu unterscheiden. Wir werden über die Demut sprechen, denn sie ist die Tugend, die uns gleichzeitig zur Erkenntnis der eigenen Armseligkeit wie der eigenen Größe verhilft.

Unsere Armseligkeit ist offenkundig genug. Ich denke jetzt nicht an unsere natürlichen Grenzen und an die großartigen Träume, die der Mensch nie wird verwirklichen können, nicht zuletzt deshalb, weil eines Menschen Zeit so kurz bemessen ist. Ich denke an unser verkehrtes Tun, an die Stürze und Irrtümer, die wir vermeiden könnten und doch nicht vermeiden. Immer wieder spüren wir unsere eigene Unzulänglichkeit, aber es gibt Zeiten, in denen diese vielfältigen Erfahrungen wie gebündelt vor unserem Blick erscheinen, und dann erkennen wir ganz deutlich, wie bedürftig wir sind. Was sollen wir tun?

Expecta Dominum (Ps 26,14 (Introitus der heiligen Messe]), sagt uns die Kirche, hoffe auf den Herrn, lebe aus der Hoffnung, liebend und glaubend. Viriliter age (Ebd.), sei stark. Was macht es aus, daß wir Geschöpfe aus Lehm sind, wenn wir unsere Hoffnung auf Gott gesetzt haben? Auch wenn die Seele einmal einen Sturz tut, einen Rückfall erfährt - unausweichlich ist dies aber nicht -, können wir wie im Alltagsleben reagieren, wenn es um die körperliche Gesundheit geht: wir wenden ein Heilmittel an und beginnen von neuem.

Habt ihr nie gesehen, wie sorgfältig man in einer Familie mit einem wertvollen, zerbrechlichen Stück, einer Porzellanvase zum Beispiel, umgeht, damit sie ja nicht zerbricht? Eines Tages stößt sie das Kind beim Spielen um, und das kostbare Andenken geht in Scherben. Es gibt Ärger, aber der Schaden wird geheilt: die Scherben werden gesammelt und sorgfältig zusammengesetzt, das kostbare Stück ist wieder ganz, so schön wie früher.

Wenn es sich aber um ein Tongeschirr, um billige Töpferware handelt, dann genügt es, die Teile mit ein paar eisernen Klammern zusammenzuhalten, und das an sich billige Geschirr bekommt, so zusammengeflickt, einen neuen Reiz.

Übertragen wir dies Beispiel auf unser geistliches Leben. Angesichts unserer Sünden und Erbärmlichkeiten, angesichts unserer Fehltritte - auch wenn sie, dank der Gnade Gottes, nicht sehr schwerwiegend sind -, wenden wir uns im Gebet an unseren Vater und sagen: Herr, sieh meine Armut, meine Schwäche! Nur Tongeschirr, Herr, nur Scherben! Aber klammere mich wieder zusammen, und dann werde ich in meiner Reue und mit Deiner Vergebung stärker und liebenswerter als vor meinem Sturz sein. Beten wir so, wenn unser armer Ton zerbricht, und wir werden Trost finden.

Unsere Zerbrechlichkeit soll uns nicht wundern; die Erfahrung, daß wir durch weniger als nichts schon ins Wanken geraten, soll uns nicht überraschen. Vertraut auf den Herrn, denn bei Ihm ist immer Hilfe: Der Herr ist mein Licht und mein Hell, wen sollte ich fürchten? (Ps 26,1 (Introitus der heiligen Messe])Niemanden! Vor nichts und vor niemandem werden wir uns fürchten, wenn wir mit unserem Vater im Himmel auf diese Weise Umgang suchen.

Demut und Freude

Von allem Bösen und Frevelhaften im Menschen befreie mich (Vgl. Ps 42,1 (Graduale der heiligen Messe]). Wieder weist uns dieser Text der heiligen Messe auf die gute Vergöttlichung hin; er führt uns vor Augen, daß Schlechtigkeit und böse Neigungen uns prägen, aber dann läßt er uns bitten: Emitte lucem tuam (Ps 42,3 (Graduale der heiligen Messe]), sende Dein Licht und Deine Wahrheit, die mich geleitet und auf Deinen heiligen Berg geführt haben. Ich will euch offen sagen, daß ich sehr bewegt war, als ich diese Worte aus dem Graduale der heutigen heiligen Messe betete.

Was sollen wir tun, um diese gute Vergöttlichung zu erlangen? Im Evangelium lesen wir, daß Jesus nicht mehr in Judäa umherziehen wollte, weil die Juden Ihm nach dem Leben trachteten (Joh 7,1). Er, der durch einen einfachen Willensakt seine Widersacher hätte wegfegen können, reagiert mit menschlichen Mitteln. Er, der als Gott mit einem Wort die Verhältnisse hätte ändern können, will uns eine einprägsame Belehrung geben: Er geht nicht nach Judäa. Seine Verwandten sagten zu Ihm: "Geh weg von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst" (Joh 7,3). Sie wollten, daß Er Aufsehen errege. Seht ihr, wie dies eine Lektion über die gute und die schlechte Vergöttlichung ist?

Gute Vergöttlichung: Wer Deinen Namen kennt - so heißt es im Offertorium - vertraut auf Dich; denn Du verläßt jene nicht, Herr, die Dich suchen (Ps 9,11). Wir, geklammerte Tonscherben, die wir sind, jubeln, weil Gott den Klageruf der Armen nicht abweist (Ps 9,13)und den Ruf der Demütigen erhört.