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Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Gewissen → Anständigkeit.

Ob in der Intimität des Persönlichen oder im Handeln nach außen, ob im Umgang mit den anderen oder in der eigenen Arbeit: jeder muß bestrebt sein, sich ständig in der Gegenwart Gottes zu erhalten und das Gespräch - den Dialog - mit Ihm zu pflegen; nach außen bleibt diese Zwiesprache unhörbar, weil sie sich nicht im gesprochenen Wort artikuliert, aber dennoch wird sie wahrnehmbar in der Art, wie wir unsere Aufgaben, mögen sie groß oder klein sein, erfüllen: ausdauernd, liebevoll, gewissenhaft. Mangelte es uns an solcher Zähigkeit, so wäre das ein Zeichen dafür, daß wir unsere Gotteskindschaft wenig konsequent lebten und die Chancen verspielten, die Gott uns in seiner Vorsehung bietet, um uns zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Alters Christi (Eph 4,13)gelangen zu lassen.

Während des spanischen Bürgerkrieges habe ich viel reisen müssen, um zahlreiche junge Menschen an der Front priesterlich zu betreuen. Einmal hörte ich, in der Nähe von Teruel, Gesprächsfetzen aus einem Schützengraben, die sich mir tief eingeprägt haben. Ein junger Soldat sagte von einem anderen, der anscheinend etwas unentschlossen und kleinmütig war: Der ist nicht aus einem Guß! Traurig wäre es, könnte man auch von uns zu Recht sagen, wir wären halbherzig: Menschen also, die einerseits versichern, sie möchten echte Christen sein und sich wirklich heiligen, und die andererseits die Mittel dazu verschmähen, da sie sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben nicht immer wieder in kindlicher Liebe Gott zuwenden. Stünde es mit dir und mit mir so, dann wären auch wir keine Christen aus einem Guß.

Es ist wahr, daß diese persönlichen Voraussetzungen allein nicht genügen, denn niemand wird ohne die Gnade Christi gerettet. Aber dem Menschen, der diese Ansätze bewahrt und pflegt, wird Gott den Weg ebnen; dieser Mensch wird heilig werden können, weil er es verstanden hat, als guter Mensch zu leben.

Wahrscheinlich habt ihr manchmal auch den gewissermaßen umgekehrten Fall beobachtet: Menschen, die sich Christen nennen - sie sind getauft, sie gehen zu den Sakramenten - erweisen sich als unehrlich, lügnerisch, unzuverlässig, hochmütig. Ehe sie sich versehen, fallen sie, wie Sternschnuppen, kurz aufleuchtend und dann in die Tiefe stürzend.

Wenn wir unsere Verantwortung als Kinder Gottes ernst nehmen, begreifen wir, daß Gott uns echt menschlich haben will. Unser Kopf soll den Himmel berühren, aber beide Füße müssen fest auf der Erde stehen. Der Preis eines Lebens als Christ besteht nicht in der Verleugnung unseres Menschseins, nicht in einer Vernachlässigung von Tugenden, die andere Menschen, ohne Christus zu kennen, besitzen. Nein, der Preis eines jeden Christen ist das erlösende Blut Jesu Christi; und ich wiederhole es, unser Herr will uns sehr menschlich und sehr vergöttlicht, jeden Tag von neuem bemüht, Ihn nachzuahmen, der perfectus Deus, perfectus homo, ganz Gott, ganz Mensch ist.

Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit

Die natürlichen Tugenden verlangen von uns ständige Anstrengung, denn es ist nicht leicht, angesichts lang anhaltender Situationen, die die eigene Sicherheit zu gefährden scheinen, sich selbst treu zu bleiben. Ihr seht das bei einer so kristallklaren Eigenschaft wie der Wahrhaftigkeit: Ob es stimmt, daß sie nichts mehr gilt? Daß sie den Halbwahrheiten und Winkelzügen endgültig das Feld räumen mußte? Man fürchtet die Wahrheit und flüchtet sich deshalb, als erbärmliche Ausrede, in die Behauptung, keiner sage sie, niemand lebe nach ihr, jeder heuchele und lüge.

Zum Glück ist es nicht so. Es gibt viele Menschen - Christen wie Nichtchristen -, die, statt ihren Mantel nach dem Wind zu hängen, bereit sind, um der Wahrheit willen sogar ihre eigene Ehre und ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Weil diese Menschen die Aufrichtigkeit lieben, sind sie auch fähig, einen Irrtum zu berichtigen, wenn sie ihn merken. Dazu sind die unfähig, die auf die Lüge bauen und "Wahrheit" nur als den Deckmantel ihrer Unredlichkeit begreifen können.

Natürliche und übernatürliche Tugenden

Wenn ein Mensch sich bemüht, die natürlichen Tugenden zu pflegen, so ist sein Herz Christus schon sehr nahe. Und der Christ weiß außerdem, daß die drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe, sowie all die anderen Tugenden, die die Gnade Gottes mit sich bringt, ihn dazu drängen, daß er im Kampf um die guten Eigenschaften, die er, wie so viele andere Menschen besitzt, nicht nachläßt.

Halten wir also fest: Die natürlichen Tugenden sind das Fundament der übernatürlichen; und die übernatürlichen Tugenden geben stets von neuem den Anstoß zu einem rechtschaffenen Leben. Ein bloßes Verlangen nach den natürlichen Tugenden genügt aber nicht, man muß sie regelrecht erlernen. Discite benefacere (Jes 1,17), lernt Gutes tun. Es ist nötig, das Tun der Tugend beharrlich zu üben: die Taten der Aufrichtigkeit, der Wahrhaftigkeit, der Unparteilichkeit, der Gelassenheit, der Geduld - denn die Liebe besteht in Taten, und Gott kann man nicht mit Worten allein, sondern man muß Ihn in der Tat und in der Wahrheit (1 Joh 3,18) lieben.

Verzeichnis der Schriftstellen
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