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Es gibt 3 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Hingabe.

Es könnte jemand denken, daß ich dabei ausschließlich eine kleine Gruppe auserwählter Menschen im Blick habe. Aber laßt euch nicht so leicht durch Kleinmut und Bequemlichkeit täuschen, fühlt vielmehr in euch den göttlichen Ernst der Berufung, ein anderer Christus, ipse Christus, Christus selbst, sein zu sollen. Anders gesagt: Ihr sollt in euch das Verlangen danach spüren, das eigene Verhalten und die Anforderungen des Glaubens zur Übereinstimmung zu bringen, denn die Heiligkeit, um die wir ringen, ist keine Heiligkeit zweiter Klasse - die gibt es nicht. Die wichtigste dieser Anforderungen entspricht wesenhaft der Natur des Menschen: zu lieben, denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit (Kol 3,14), und zwar so zu lieben, wie es der Herr ausdrücklich gebietet: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüt (Mt 22,37), das heißt: uneingeschränkt. Darin besteht die Heiligkeit.

Wie traurig eine Existenz, die keine anderen Sorgen kennt als das Totschlagen der Zeit, das Verschleudern eines gottgeschenkten Schatzes! Keine Ausrede kann das rechtfertigen. Niemand sage: Ich habe nur ein Talent erhalten und kann nichts leisten. Auch mit einem Talent kannst du Gutes tun (Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae, 78, 3 (PG 58, 714]). Wie traurig, wenn einer die vielen oder wenigen Fähigkeiten brachliegen läßt, die Gott ihm gegeben hat, damit er den Menschen und der Gesellschaft diene!

Ein Christ, der seine irdische Zeit totschlägt, läuft Gefahr, seinen Himmel totzuschlagen, dann nämlich, wenn er sich aus Egoismus zurückzieht, sich versteckt, gleichgültig bleibt. Wenn einer Gott liebt, wird er im Dienste Christi nicht nur das hingeben, was er hat und was er ist: er wird sich selbst ganz hingeben und damit den beschränkten Horizont eines Menschen überwinden, der in allem - sei es Gesundheit, Name, Karriere - nur sein Ich sieht.

Wir sind dabei, einige natürliche Tugenden flüchtig zu betrachten; selbstverständlich werden euch, in eurem Gebet zum Herrn, viele andere einfallen. Aber eine besonders anziehende möchte ich noch kurz bedenken: die Großherzigkeit.

Großherzigkeit, das bedeutet: großes Herz, weite Seele, für viele offen. Die Großherzigkeit bewirkt, daß wir aus uns heraustreten und uns zum Wohl aller für das Große und Wertvolle bereitstellen. Wer diese Tugend besitzt, kennt die Enge der Kleinkariertheit, des egoistischen Kalküls und der auf Vorteil versessenen Intrigen nicht, denn er stellt vorbehaltlos seine Kraft in den Dienst einer Sache, die sich lohnt. Er ist fähig, sich selbst hinzugeben. Nur geben genügt ihm nicht, er gibt sich selbst. Und so kommt er schließlich dem höchsten Zeichen von Großherzigkeit auf die Spur: sich Gott hinzugeben.