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Die Kirche ist katholisch

Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Es gibt ja nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen: den Menschen Christus Jesus, der sich zum Lösegeld für alle dahingegeben hat und zum Zeugnis zur rechten Zeit (1 Tim 2,4-6). Jesus Christus setzt eine einzige Kirche ein - seine Kirche. Deshalb gibt es nur eine Braut Christi, und diese ist katholisch: universal, für alle Menschen.

Seit Jahrhunderten schon ist die Kirche über die ganze Welt verbreitet; Personen aller Rassen und aller gesellschaftlichen Umstände gehören ihr an. Die Katholizität der Kirche hängt aber nicht von ihrer geographischen Ausdehnung ab, auch wenn diese ein sichtbares Zeichen dafür ist und ein Motiv der Glaubwürdigkeit darstellt. Die Kirche war schon am Pfingstfest katholisch; sie ist katholisch aus der geöffneten Seite Jesu hervorgegangen - wie ein Feuer, das der Heilige Geist entzündet.

lm zweiten Jahrhundert definierten die Christen die Kirche als katholisch, um sie von den Sekten zu unterscheiden, die zwar den Namen Christi gebrauchten, aber in diesem oder jenem Punkt an seiner Lehre Verrat übten. Wir nennen sie katholisch, schreibt der heilige Cyrill, nicht nur weil sie über den Erdkreis von einem Ende bis zum anderen verbreitet ist, sondern weil sie auf eine universale Weise und fehlerlos alle Dogmen lehrt, die die Menschen kennen müssen vom Sichtbaren und vom Unsichtbaren, vom Himmlischen und vom Irdischen. Auch weil sie alle Arten von Menschen dem wahren Kult unterwirft - Regierende und Bürger, Gelehrte und Ungebildete. Und schließlich weil sie alle Arten von Sünden behandelt und heilt, solche der Seele und solche des Leibes, und weil sie außerdem wie man sie immer auch bezeichnen möchte - alle Formen von Tugend besitzt, in Taten und Worten und in jeglicher Form geistlicher Gaben (Cyrill von Jerusalem, Catechesis 18, 23).

Die Katholizität der Kirche beruht auch nicht darauf, daß Nichtkatholiken sie rühmen und schätzen; ebensowenig hat sie mit der Tatsache zu tun, daß die Meinungen einiger mit kirchlicher Autorität ausgestatteter Personen in nicht geistlichen Dingen von Organen der öffentlichen Meinung, die verwandte Ideen vertreten, aufgegriffen und bisweilen instrumentalisiert werden. Es wird häufig geschehen, daß jener Teil an Wahrheit, der in jeder menschlichen Ideologie verteidigt wird, in der immerwährenden Lehre der Kirche ein Echo oder eine Stütze findet; und dies ist in gewisser Hinsicht ein Zeichen für den göttlichen Ursprung der Offenbarung, die das Lehramt behütet. Aber die Braut Christi ist auch dann katholisch, wenn sie von vielen bewußt ignoriert oder gar - wie es heute leider vielerorts geschieht - geschmäht und verfolgt wird.

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