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In doppelter Weise wirkt der Priester ein auf Christi Leib, und zwar zunächst auf seinen wahrhaft gegenwärtigen und dann auf seinen mystischen Leib. Diese zweite Wirkung hat ihren Grund in der ersten und nicht umgekehrt (Thomas von Aquin, S. Th. Supl. q. 36, a 2, ad 1). Der höchste Wert des Priesteramtes liegt daher im Bemühen des Priesters, den Katholiken zu helfen, mit immer größerer Reinheit, Demut und Andacht zum heiligen Opfer zu gehen. Wenn er das tut, wird er nicht enttäuscht sein und seine Brüder nicht enttäuschen.

In der heiligen Messe sind wir Anbeter, die voll Liebe die Hauptpflicht des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer erfüllen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und nur ihm dienen (Dt 6,13; Mt 4,10). Aber unsere Anbetung soll nicht kühl, äußerlich, knechtisch sein, sie soll innige Wertschätzung und Hingabe liebender Kinder sein. In der heiligen Messe finden wir eine vollkommene Gelegenheit, für unsere eigenen Sünden und die Sünden aller Menschen zu sühnen: wir können mit dem Apostel Paulus sagen, daß wir an unserem eigenen Fleisch erfüllen, was am Leiden Christi noch fehlt (Vgl. Kol 1,24). Keiner geht allein durch die Welt, keiner darf sich frei fühlen von seinem Schuldanteil am Bösen, das als Folge der Erbsünde und auch der vielen persönlichen Sünden auf Erden fortlebt. Lieben wir das Opfer, suchen wir die Sühne. Aber wie? Durch die Vereinigung mit Christus, Priester und Opfer, in der heiligen Messe: immer wird er es sein, der die enorme Last der Treulosigkeit seiner Geschöpfe - die Last deiner und meiner Treulosigkeit - auf sich lädt.

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