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Dieser Anspruch, den die Kirche immer erhoben hat, spornt einerseits um so mehr unseren apostolischen Eifer an und verdeutlicht zum anderen die unendliche Barmherzigkeit Gottes gegenüber seinen Geschöpfen.

Seht, wie der heilige Thomas dies erklärt: Das Sakrament der Taufe kann in zweifacher Weise jemandem fehlen. Erstens der Wirklichkeit und dem Verlangen nach. So bei denen, die weder getauft sind noch getauft werden wollen. Das bedeutet bei Menschen, die den Gebrauch des freien Willens haben, offensichtlich eine Verachtung des Sakramentes. Diejenigen also, welchen die Taufe in dieser Weise fehlt, können das Heil nicht erlangen, da sie weder in sakramentaler noch in geistiger Weise Christus einverleibt sind, durch den allein das Heil kommt. Zweitens kann das Sakrament der Taufe jemandem fehlen wohl in Wirklichkeit, aber nicht dem Verlangen nach; so, wenn jemand die Taufe begehrt, aber durch einen Unfall vom Tode überrascht wird, bevor er die Taufe empfängt. Ein solcher kann ohne wirkliche Taufe das Heil erlangen wegen der Sehnsucht nach der Taufe, welche aus "dem in der Liebe tätigen Glauben" (Gal 5,6) hervorgeht. Durch diesen Glauben heiligt Gott innerlich den Menschen, da seine Macht nicht an die sichtbaren Sakramente gebunden ist (Thomas von Aquin, S. Th., III, q 68, a 2).

Auch wenn die Gnade ein reines Geschenk ist, das niemandem auf Grund irgendeines Rechtes geschuldet wird - erst recht nicht nach der Sünde -, verweigert Gott keinem Menschen die ewige, übernatürliche Glückseligkeit; denn seine Großzügigkeit kennt keine Grenzen. Es ist wohlbekannt, daß jene, die schuldlos unsere heilige Religion nicht kennen, aber das Naturgesetz und seine von Gott in die Herzen aller Menschen eingeprägten Gebote beobachten und bereit sind, Gott zu gehorchen und ein rechtschaffenes, aufrechtes Leben zu führen, das ewige Leben durch die wirkende Kraft des göttlichen Lichtes und der Gnade erlangen können (Pius IX, Enzyklika Quanto conficiamur moerore vom 10.08.1863, Denzinger-Schön. 1677 [2866]). Nur Gott weiß, was im Herzen eines Menschen vorgeht; und seine Sorge wendet sich der Seele jedes einzelnen zu, dem einzelnen, nicht einer namenlosen Menge. Keiner hat also das Recht, hier auf Erden über Heil oder Verdammnis eines Menschen zu urteilen.

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