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Die Aufgabe des Laien erstreckt sich nach der Lehre des Konzils gleichermaßen auf Kirche und Welt. Diese Tatsache wird häufig deshalb nicht richtig verstanden, weil man sich auf den einen oder den anderen der beiden Bereiche beschränkt. Wie würden Sie die Aufgaben umschreiben, die dem Laien einerseits in der Kirche und andererseits in der Welt zufallen?

Ich bin keineswegs der Ansicht, daß man hier von zwei verschiedenen Aufgaben sprechen kann; denn der spezifische Anteil des Laien an der Sendung der Kirche besteht ja gerade darin, die irdischen Dinge, die zeitliche Ordnung, mit einem Wort, die Welt von innen heraus, direkt und unmittelbar, zu heiligen.

Abgesehen von dieser Aufgabe, die dem Laien in spezifischer Weise eigen ist, besitzt er in seiner juristischen Eigenschaft als Gläubiger - genauso wie die Priester und Ordensleute - auch grundlegende Rechte, Pflichten und Fähigkeiten, die sich auf den innerkirchlichen Bereich beziehen. Hierher gehören zum Beispiel die aktive Teilnahme an der Liturgie der Kirche, die Fähigkeit, unmittelbar am Apostolat der Hierarchie mitzuwirken oder diese in ihren seelsorglichen Aufgaben zu beraten, wenn man dazu aufgefordert wird.

Aber die spezifische Aufgabe, die ihm in seiner Eigenschaft als Laie, und die generelle oder gemeinsame Aufgabe, die ihm als Gläubiger zukommt, sind keineswegs einander entgegengesetzt und miteinander unvereinbar, sondern sie überlagern und ergänzen sich gegenseitig. Nur die spezifische Aufgabe des Laien in den Vordergrund zu stellen, ohne gleichzeitig seine Eigenschaft als Gläubiger zu berücksichtigen, wäre ebenso widersinnig, wie wenn man sich einen grünen, blühenden Zweig vorstellen wollte, der zu keinem Baum gehört. Vergißt man dagegen die spezifische und eigentliche Aufgabe des Laien oder begreift man nicht die Eigenart seines weltlichen Apostolats und dessen ekklesialen Wert, so hat man den weitausladenden Baum der Kirche auf den Zustand eines monströsen, nackten Stammes reduziert.

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