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Bisher haben wir über die Zeit vor der Ehe gesprochen. Gehen wir nun auf einige Probleme der Ehe selbst ein. Welche Ratschläge würden Sie einer verheirateten Frau geben, damit ihre Ehe auch nach vielen Jahren noch glücklich bleibt und sich nicht die Eintönigkeit einschleicht? Vielleicht erscheint diese Frage auf den ersten Blick nicht so wichtig, aber unsere Zeitschrift erhält gerade diesbezüglich viele Zuschriften.

Ich halte diese Frage tatsächlich für sehr wichtig, und deshalb sollte man auch das, was sich als mögliche Lösung anbietet, ernst nehmen, selbst wenn es sich dem Anschein nach nur um Bagatellen handelt.

Damit die ursprüngliche eheliche Liebe erhalten bleibt, muß die Frau sich bemühen, ihren Mann Tag für Tag von neuem für sich zu gewinnen; und das gleiche gilt für den Ehemann gegenüber seiner Frau. Die Liebe muß jeden Tag neu erobert werden, und sie wird erobert mit Opfer, mit einem Lächeln und auch mit einer guten Dosis einfühlsamer Klugheit. Wen kann es wundern, daß der Ehemann am Ende die Geduld verliert, wenn er erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt und die Frau pausenlos auf ihn einzureden beginnt, um ihm haarklein alles zu erzählen, was ihrer Meinung nach schiefgegangen ist. Die weniger angenehmen Dinge kann man auch für einen günstigeren Augenblick aufsparen, in dem der Ehemann ausgeruht und aufnahmebereiter ist.

Eine weitere Kleinigkeit ist die Pflege der äußeren Erscheinung. Sollte ein Geistlicher das Gegenteil behaupten, so würde ich ihn für einen schlechten Ratgeber halten. Je mehr die Frau, die in der Welt lebt, spürt, daß sie anfängt alt zu werden, um so wichtiger ist es für sie, nicht nur auf die Vertiefung des Gebetslebens zu achten, sondern sich auch - und gerade deswegen - um eine gepflegte äußere Erscheinung zu bemühen, selbstverständlich immer im Einklang mit dem Alter und den persönlichen Gegebenheiten. Je älter die Fassade wird, sage ich manchmal im Scherz, um so dringender bedarf sie des Anstrichs. Das ist ein priesterlicher Rat. Ein altes spanisches Sprichwort sagt: Eine gepflegte Frau hält ihren Mann von fremden Türen ab.

Ja ich wage zu behaupten, daß an einer möglichen Untreue des Ehemannes zu einem großen Teil die eigene Frau schuld ist, weil sie es nicht versteht, ihren Mann jeden Tag von neuem für sich zu gewinnen. Die Aufmerksamkeit der verheirateten Frau muß sich in erster Linie auf ihren Mann und ihre Kinder richten; so wie die des Mannes auf seine Frau und die Kinder. Und das erfordert Zeit und Mühe, damit es richtig angegangen wird und gelingen kann. Nichts, was dieser Aufgabe entgegensteht, kann gut sein.

Von dieser liebenswerten Pflicht entbindet keine Entschuldigung, weder die Arbeit außerhalb des Hauses noch die eigene Frömmigkeit; wenn diese sich nicht mit den Pflichten des Alltags vereinbaren läßt, taugt sie zu nichts und mißfällt Gott. Die Ehefrau muß sich an erster Stelle ihrem Haushalt und ihrer Familie widmen. Ich erinnere mich da an ein Volkslied meiner Heimat, in dem es heißt: Die Frau, der das Essen anbrennt, weil sie zur Kirche geht, ist zwar zur Hälfte ein Engel, doch Teufel zum anderen Teil. Mir scheint sie ganz "Teufel" zu sein.

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