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Ein guter Christ, voll Liebe zur Mutter Gottes, aber theologisch nicht sehr geschult, erzählte mir einmal eine Geschichte, die ich euch jetzt weitergeben möchte, weil sie in ihrer Naivität bei einem wenig gebildeten Menschen verständlich ist.

Ich muß mir Luft machen, sagte er: Verstehen Sie bitte, daß heute manche Dinge geschehen, die einen richtig traurig stimmen können. Während des gegenwärtigen Konzils und auch in der Vorbereitungszeit darauf wurde vorgeschlagen, das Thema der Mutter Gottes in die Beratungen aufzunehmen, einfach so: das Thema. Sprechen Kinder so? Ist das der Glaube, den die Christen stets bekannt haben? Seit wann ist die Liebe zur Mutter Gottes ein Thema, dasman diskutiert und auf seine Zweckmäßigkeit hin prüft?

Wenn überhaupt etwas im Widerspruch zur Liebe steht, dann das Knausern. Ich geniere mich nicht - sagte er mir weiter -, so deutlich zu sprechen, denn sonst hätte ich das Gefühl, ich beleidigte unsere heilige Mutter. Man hat darüber debattiert, ob es zweckmäßig sei oder nicht, Maria die "Mutter der Kirche" zu nennen - nun, es ist mir zuwider, auf weitere Einzelheiten einzugehen. Denn wieso soll die Mutter Gottes, die deshalb Mutter aller Christen ist, nicht die Mutter der Kirche sein, wenn die Kirche die Gemeinschaft all derer ist, die durch die Taufe ein neues Leben in Christus, dem Sohn Mariens, empfangen haben?

Ich kann mir nicht erklären - so sagte er noch -, woher ein solcher Geiz stammen kann, Unserer Lieben Frau diesen Lobpreis vorenthalten zu wollen. Wie anders ist der Glaube der Kirche! Das Thema der Mutter Gottes… Kommt es Kindern in den Sinn, aus der Liebe zur eigenen Mutter ein Thema zu machen? Sie lieben sie ganz einfach. Und sie lieben sie sehr, wenn sie gute Kinder sind. Von einem Thema - oder von einem Schema - sprechen nur Fremde, jene, die sich kühl an die Formulierung eines Problems geben. So weit die Worte jenes einfachen und herzlichen Menschen: offen und fromm, wenn auch nicht gerecht.

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