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Niemals bin ich müde geworden, vom Gebet zu sprechen, und das wird mit der Gnade Gottes immer so bleiben. Als um 1930 zu mir, einem jungen Priester, Leute aus allen Kreisen - Akademiker und Arbeiter, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Priester und Laien - mit dem Verlangen kamen, näher beim Herrn zu sein, da gab ich ihnen stets den einen Rat: Betet! Und wenn einer mir antwortete, er wisse nicht einmal, wie er es anfangen sollte, dann empfahl ich ihm, sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen und Ihm seine Unruhe und seine Beklemmung mit genau dieser Klage vorzutragen: Herr, ich kann nicht! Und oft ist aus jenen bescheidenen Aussprachen eine innige Beziehung zu Christus, ein ständiger Umgang mit Ihm geworden.

Viele Jahre sind seither vergangen, und immer noch ist dies das einzige Mittel, das ich kenne. Wenn du dich nicht imstande fühlst zu beten, geh zu Christus, wie seine Jünger zu Ihm gingen: Herr, lehre uns beten! (Lk 11,1) Du wirst dann erfahren, daß der Heilige Geist uns in unserer Schwachheit beisteht. Wir wissen ja nicht, was rechtes Beten ist. Da tritt der Geist mit unaussprechlichem Seufzen und Flehen für uns ein (Röm 8,26), denn kein Wort vermag jene unauslotbare Tiefe auszudrücken.

Festigkeit soll das Wort Gottes in uns bewirken! Der Rat, den ich im Laufe meiner priesterlichen Arbeit immer wieder gegeben habe und den ich weiterhin gebe, ist keine Erfindung von mir. Er steht in der Heiligen Schrift, und von dort habe ich ihn übernommen: Herr, ich weiß nicht, wie ich mich an Dich wenden soll! Herr, lehre uns beten! Der liebende Beistand des Heiligen Geistes kommt uns dann zu Hilfe. Als Licht, als Feuer, als Sturmwind entzündet Er die Flamme und macht sie fähig, Brände der Gottesliebe zu entfachen.

Verzeichnis der Schriftstellen
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