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Wieder kommen mir jene Erinnerungen aus meiner Jugend in den Sinn. Welch herrliches Zeugnis des Glaubens gaben jene Männer! Es ist, als ob ich noch den liturgischen Gesang hörte, den Duft des Weihrauchs atmete. Ich sehe noch die Tausende von Männern, jeder mit seiner großen Kerze, die wie ein Sinnbild der eigenen Armseligkeit ist, aber mit dem Herzen eines Kindes, das es vielleicht kaum vermag, die Augen zum Antlitz des Vaters zu erheben. Erkenne und sieh, wie bitterböse es ist, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest (Jer 2,19). Erneuern wir den festen Entschluß, uns niemals wegen irdischer Erwartungen von unserem Herrn zu trennen. Lassen wir, indem wir konkrete Vorsätze fassen, unseren Durst nach Gott noch brennender werden: wie Kinder, die ihre eigene Not sehen und den Vater ohne Unterlaß suchen und rufen.

Aber ich möchte auf das zurückkommen, was ich früher sagte: Man muß lernen, wie ein Kind zu sein; man muß lernen, ein Kind Gottes zu sein. Gleichzeitig werden wir unseren Mitmenschen diese Denkweise vermitteln, die uns in unserer menschlichen Schwäche fortesin fide (1 Petr 5,9), stark im Glauben macht, fruchtbar in den Werken und sicher auf unserem Weg. Dann erheben wir uns immer wieder ohne Zögern, auch wenn wir den abscheulichsten Fehler begangen haben, und finden so auf den Hauptweg der Gotteskindschaft zurück, der uns in die weit geöffneten Arme Gottes, unseres Vaters, führt.

Wer von euch erinnert sich nicht an die Arme seines Vaters? Sicherlich waren sie nicht so zärtlich und mitfühlend wie die Arme unserer Mutter; aber sie waren kräftig und stark, einer stürmischen, beschützenden Umarmung fähig. Danke, Herr, für Deinen mächtigen Arm. Danke für Deine starke Hand. Danke für die Festigkeit und Milde Deines Herzens. Beinahe hätte ich Dir auch für meine Fehler gedankt, aber Du willst sie nicht! Und doch verstehst Du sie, entschuldigst Du sie, verzeihst Du sie.

Dies ist die Weisheit, die Gott von uns im Umgang mit Ihm erwartet. Es ist echte Mathematik: Erkennen, daß wir eine Null links vor dem Komma sind… Aber unser Vater Gott liebt uns so, wie wir sind: so, wie wir sind! Ich bin nur ein armer Mensch und ich liebe euch, wie ihr seid; stellt euch dann vor, wie die Liebe Gottes sein wird! Aber diese Liebe will auch, daß wir kämpfen und alles daransetzen, damit unser Leben auf dem Weg eines gut gebildeten Gewissens verläuft.

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