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Unsere Normalität - unser Wie-die-anderen-Sein - und unser Sinn für das übernatürliche sind, zusammengenommen, die Nachahmung des Beispiels Jesu Christi, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Seht, wie natürlich alles in seinem Leben ist. Er lebt dreißig Jahre lang im verborgenen, unauffällig, Er ist ein Handwerker unter vielen anderen, man kennt Ihn in seinem Dorf als den Sohn des Zimmermanns. Auch im Verlauf seines öffentlichen Lebens finden wir nichts Schockierendes oder Sonderbares an Ihm. Wie seine Mitmenschen hat Er Freunde. Auch in seinem Auftreten ist Er wie die anderen, so daß Judas ein besonderes Zeichen vereinbaren muß, damit man Ihn erkennen kann: Den ich küssen werde, der ist es (Mt 26,48). Wir finden an Ihm keinen absonderlichen Zug. Diese Haltung unseres Meisters, der nur als einer unter den vielen erscheinen will, bewegt mich.

Johannes der Täufer folgte einer besonderen Berufung, er trug ein Gewand aus Kamelhaaren und nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Unser Herr trug ein nahtloses Gewand, aß und trank wie alle, erfreute sich am Glück anderer, teilte ihren Schmerz, lehnte die von Freunden angebotene Erholung nicht ab und - alle wußten es - hatte jahrelang seinen Lebensunterhalt in der Werkstatt Josefs, des Handwerkers, mit eigenen Händen verdient. So wie Jesu Verhalten in der Welt, muß auch das unsere sein: sauber in der Kleidung, rein am Leibe und vor allem rein in der Seele.

Es ist außerdem bemerkenswert, wie der Herr, der die vollkommenste Loslösung von den irdischen Gütern lehrt, gleichzeitig sehr darauf bedacht ist, daß diese Güter nicht vergeudet werden. Nach dem Wunder der Brotvermehrung, das mehr als fünftausend Menschen sättigte, sagte Er zu seinen Jüngern: "Sammelt die übrig gebliebenen Stücklein, damit nichts verderbe". Sie sammelten nun und füllten zwölf Körbe (Joh 6,12-13). Wenn ihr dieses Geschehen aufmerksam überdenkt, werdet ihr verstehen, daß ihr niemals knauserige Menschen, sondern gute Verwalter der euch von Gott anvertrauten Fähigkeiten und materiellen Mittel sein sollt.

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