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Auf jener Wallfahrt, die ich anfangs erwähnte, kamen wir auf dem Weg zur Kapelle von Sonsoles an mehreren Kornfeldern vorüber. Die Ähren glänzten in der Sonne, bewegt vom Winde. Da kam mir ein Text des Evangeliums in den Sinn, Worte des Herrn an seine Jünger: Sagt ihr nicht: Noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Seht, ich sage euch: Erhebet die Augen und seht, die Felder sind weiß zur Ernte (Joh 4,35). Und ich dachte daran, daß der Herr den Eifer und das Feuer seines Herzens auch unseren Herzen mitteilen wollte. Und ich entfernte mich ein wenig vom Weg, um ein paar Ähren zur Erinnerung zu pflücken.

Wir müssen die Augen offenhalten und umherschauen, um den unaufhörlichen Anruf wahrzunehmen, den Er durch die Menschen, die uns umgeben, an uns richtet. Die Menschen dürfen uns nicht gleichgültig sein; wir dürfen uns nicht einschließen in unserer eigenen kleinen Welt. So hat Jesus nicht gelebt. Immer wieder spricht das Evangelium von seiner Barmherzigkeit, von seiner Fähigkeit, am Leid und an den Bedürfnissen seiner Mitmenschen Anteil zu nehmen: Er hat Mitleid mit der Witwe von Naim (Vgl. Lk 7,11-17), Er weint über den Tod des Lazarus (Vgl. Joh 11,35), Er kümmert sich um die Menge, die Ihm nachfolgt und nichts zu essen hat (Vgl. Mt 15,32), Er erbarmt sich vor allem auch der Sünder, jener, die durch die Welt gehen, ohne das Licht und die Wahrheit zu kennen: Und als Er ans Land stieg, sah Er eine große Volksmenge und fühlte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Und Er belehrte sie über vieles (Mk 6,34).

Wenn wir in Wahrheit Kinder Mariens sind, begreifen wir diese Haltung des Herrn; unser Herz wird weit und voller Mitleid. Dann schmerzen uns die Leiden, das Elend, die Fehler, die Einsamkeit und die Bedrängnis unserer Mitmenschen, die unsere Brüder sind. Dann fühlen wir, daß wir ihnen in ihren Schwierigkeiten beistehen müssen, damit sie lernen, vor Ihm Kinder zu sein, und sie so die mütterliche Zuneigung Mariens erfahren.

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