127

*Homilie, gehalten am 25. Mai 1969, Pfingsten

Mit der Schilderung der Geschehnisse an jenem Pfingsttage, an dem der Heilige Geist in der Gestalt von Feuerzungen auf die Jünger des Herrn herabkam, läßt uns die Apostelgeschichte jene gewaltige Äußerung der Macht Gottes erleben, die am Anfang des Weges der Kirche in die Nationen steht. Damals offenbarte sich mit göttlicher Klarheit der Sieg über Tod und Sünde, den Christus durch seinen Gehorsam, sein Kreuzesopfer und seine Auferstehung errungen hatte.

Die Jünger, bereits Zeugen der Herrlichkeit des Auferstandenen, empfingen nunmehr die Kraft des Heiligen Geistes, ihr Verstand und ihr Herz öffneten sich einem neuen Licht. Sie waren Christus gefolgt und hatten im Glauben seine Lehre angenommen, aber nicht immer vermochten sie diese Lehre ganz zu erfassen: noch mußte der Geist der Wahrheit kommen, der sie in die volle Wahrheit einführen würde (Vgl. Joh 16,12-13). Sie wußten, daß sie nur in Jesus Worte ewigen Lebens finden konnten, sie waren auch bereit, Ihm zu folgen und für Ihn das Leben hinzugeben, aber sie waren schwach und, als die Stunde der Prüfung kam, waren sie geflohen, hatten sie Ihn allein gelassen. Am Pfingsttag war all dies vorüber: Der Heilige Geist, der Geist der Stärke, hat ihnen Standhaftigkeit, Sicherheit und Kühnheit gegeben. Auf den Straßen und Gassen Jerusalems hört man das mutige und gewinnende Wort der Apostel.

Männer und Frauen aus vielen Gegenden, die an jenen Tagen in Jerusalem weilen, hören und staunen. Wir Parther und Meder und Elamiten, wir Bewohner von Mesopotamien, von Judäa und Kapadozien, von Pontus und Asien, von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Landstrichen Libyens gegen Cyrene hin, wir hier weilenden Römer, wir Juden und Proselyten, Kreter und Araber: wir hören sie in unseren Zungen die Großtaten Gottes reden (Apg 2,9-11). Die Wunder, die vor ihren Augen geschehen, wecken ihre Aufmerksamkeit für die Predigt der Apostel. Derselbe Heilige Geist, der in den Jüngern des Herrn wirkt, berührt ihre Herzen und führt sie zum Glauben.

Lukas berichtet, daß viele Menschen, die das Zeugnis des Petrus über die Auferstehung Christi gehört hatten, näher kamen und fragten: Was sollen wir tun, Brüder? Der Apostel antwortete: Bekehrt euch, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden: dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. An jenem Tag - so schließt der Bericht - wurden etwa dreitausend Menschen in die Kirche aufgenommen (Vgl. Apg 2,37-41).

Das machtvolle Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttage war kein isoliertes Geschehen. Es gibt kaum eine Seite der Apostelgeschichte, auf der nicht von Ihm und seinem Wirken gesprochen wird, welches Leben und Wandel der urchristlichen Gemeinde leitet und beseelt: Er gibt Petrus das Wort der Verkündigung ein (Vgl. Apg 4,8), Er stärkt den Glauben der Jünger (Vgl. Apg 4,31), Er besiegelt mit seinem Kommen den Ruf an die Heiden (Vgl. Apg 10,44-47), Er sendet Paulus und Barnabas in entfernte Länder, damit sie der Lehre Christi neue Wege öffnen (Vgl. Apg 13,2-4). Seine Gegenwart und sein Wirken sind allbeherrschend.

Diesen Punkt in einer anderen Sprache