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Jede dieser menschlichen Gesten ist zugleich eine Geste Gottes. In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit wesenhaft (Kol 2,9). Christus ist Gott, der Mensch geworden ist, vollkommener Mensch, Mensch durch und durch. Und gerade im Menschlichen läßt Er uns das Göttliche erkennen.

Wenn wir uns an das menschliche Feingefühl Christi erinnern, der sein Leben im Dienst an den anderen verbraucht, haben wir nicht bloß irgendeine Verhaltensweise vor uns. Wir sind dabei, Gott selbst zu entdecken. Jedes Werk Christi hat einen transzendenten Sinn: Es gibt uns die Seinsweise Gottes zu erkennen, es fordert uns auf, an seine Liebe zu glauben, die uns geschaffen hat und uns an seinem inneren Leben teilhaben lassen will. Kundgetan habe ich deinen Namen den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein. Du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt (Joh 17,6-7), rief Jesus in jenem langen Gebet aus, das uns der Evangelist Johannes überliefert hat.

Darum erschöpft sich das Verhalten Jesu nicht in bloßen Worten oder in oberflächlichen Gesten. Jesus nimmt den Menschen ernst und will ihm den göttlichen Sinn seines Lebens erschließen. Jesus weiß zu fordern, jeden einzelnen mit seinen Pflichten zu konfrontieren, diejenigen, die Ihn hören, aus ihrer Gleichgültigkeit aufzurütteln, um sie zur Erkenntnis des dreimal heiligen Gottes zu führen. Er erbarmt sich der Hungernden und Leidenden, aber vor allem der Unwissenden. Als Jesus ans Land stieg, sah Er eine große Volksmenge und fühlte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Und Er belehrte sie über vieles (Mk 6,34).

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