101

Wir sollten, ohne bei Äußerlichkeiten oder Gemeinplätzen stehen zu bleiben, uns in das vertiefen, was uns der Tod Christi enthüllt. Es ist nötig, sich ganz in die Szenen hineinzuversetzen, die wir während dieser Tage neu durchleben: den Schmerz Christi, die Tränen seiner Mutter, die Flucht der Jünger, die Tapferkeit der heiligen Frauen, den Mut Josephs von Arimathäa und Nikodemus´, die von Pilatus den Leichnam Jesu erbitten.

Mit einem Wort: versuchen wir, dem toten Jesus nahe zu kommen, dem Kreuz, das sich auf GoIgotha erhebt. Aber nähern wir uns in Aufrichtigkeit und im Bemühen um jene innere Sammlung, die Zeichen christlicher Reife ist. Die Ereignisse der Passion - so menschlich und göttlich zugleich - werden in die Seele wie Worte eindringen, die Gott an uns richtet, um uns im Innersten unseres Herzens aufzurütteln und uns zu enthüllen, was Er von uns erwartet.

Vor Jahren sah ich ein Bild, das sich mir tief eingeprägt hat. Es zeigte das Kreuz Christi und bei dem Holze drei Engel: Einer weinte untröstlich, ein anderer hielt einen Nagel in der Hand, als wolle er sich selbst von der Wirklichkeit des Geschehens überzeugen, und der dritte war ins Gebet versunken. Für jeden von uns ein immergültiges Programm: Weinen, Glauben, Beten.

Vor dem Kreuz also: Schmerz über unsere Sünden, über die Sünden der Menschheit, die Jesus den Tod brachten; Glauben, um uns der erhabenen Wahrheit zu nähern, die alles Begreifen übersteigt und uns angesichts der Liebe Gottes verstummen läßt; Gebet, damit Leben und Tod Christi Vorbild und Anstoß für unser Leben und unsere Hingabe werden. Nur so können wir uns Sieger nennen, weil der erstandene Christus in uns siegen und der Tod sich in Leben verwandeln wird.

Diesen Punkt in einer anderen Sprache