Nur diese Aphorismen anzeigen

Es gibt 4 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Gottesreich → Ausbreitung des Gottesreiches.

Das künftige Leben

Die apostolische Aufgabe, die Christus allen seinen Jüngern anvertraut hat, zeitigt daher greifbare Ergebnisse in der Gesellschaft. Es ist falsch zu meinen, man müsse der Welt den Rücken kehren, man müsse die menschliche Natur vergewaltigen, um Christ zu sein. Alles, was gut ist, mag es auch noch so unbedeutend sein, birgt einen menschlichen und göttlichen Sinn. Christus, vollkommener Mensch, ist nicht gekommen, um das Menschliche zu zerstören, sondern um es zu adeln, indem Er unsere menschliche Natur, ausgenommen die Sünde, annahm; Er ist gekommen, alles Mühen der Menschen zu teilen, nur nicht den traurigen Irrweg des Bösen.

Der Christ muß immer bereit sein, die Gesellschaft von innen her zu heiligen, da er ja voll und ganz in der Welt ist, wenn auch nicht von der Welt - jener Welt, in der Gott geleugnet wird, in der man sich seinem liebenswerten Erlösungswillen widersetzt; nicht weil die Welt so geschaffen worden wäre, sondern weil sie durch die Sünde so geworden ist.

Das Fest der Himmelfahrt des Herrn zeigt uns noch eine andere Wirklichkeit: Derselbe Christus, der uns die Welt als Aufgabe übertragen hat, erwartet uns im Himmel. Mit anderen Worten: das Leben hier auf Erden, das wir lieben, ist nicht das endgültige; wir haben ja hier keine bleibende Heimat, sondern suchen die zukünftige (Hebr 13,14) dauernde Wohnstatt.

Hüten wir uns jedoch, das Wort Gottes aus einem verengten Blickwinkel heraus zu deuten. Der Herr will nicht, daß wir während dieser Wanderschaft unglücklich sind und Trost allein im Jenseits erhoffen. Gott will, daß wir bereits hier glücklich sind, aber voller Verlangen nach der endgültigen Erfüllung in jener anderen Glückseligkeit, die nur Er ganz geben kann.

Das Betrachten der übernatürlichen Wirklichkeiten, das Wirken der Gnade in unserer Seele, die Liebe zum Nächsten als köstliche Frucht der Liebe zu Gott geben uns schon hier einen Vorgeschmack des Himmels, einen Anfangsgrund, der von Tag zu Tag zunehmen wird. Wir Christen führen kein Doppelleben: Unser Leben bildet eine Einheit, die all unser Tun trägt und durchdringt.

Christus erwartet uns. Laßt uns bereits jetzt wie Bürger des Himmels leben (Phil 3,20), indem wir vollkommen als Bürger der Erde leben inmitten von Schwierigkeiten, Ungerechtigkeit und Unverständnis, aber auch inmitten der Freude und Gelassenheit, die aus dem Wissen kommen, daß Gott uns als seine Kinder liebt. Harren wir aus im Dienst unseres Gottes, und wir werden erleben, wie dieses friedbringende christliche Heer, dieses zur Miterlösung bestimmte Volk an Zahl und Heiligkeit zunimmt. Seien wir Menschen des Gebetes, die immer wieder mit dem Herrn Zwiesprache halten, indem wir vom ersten Gedanken des Tages bis zum letzten des Abends fortwährend unser Herz bei Ihm haben. Durch Maria, unsere Mutter, kommen wir zu Ihm und durch Ihn zum Vater und zum Heiligen Geist.

Wenn aber trotz allem die Himmelfahrt des Herrn in unserem Herzen einen Nachgeschmack von Bitternis und Traurigkeit zurücklassen sollte, dann wollen wir uns an seine Mutter wenden wie damals die Apostel: Sie kehrten nach Jerusalem zurück… und verharrten einmütig im Gebet mit Maria, der Mutter Jesu (Apg 1,12-14).

Jede Generation muß ihre Zeit heiligen

Alle Geschehnisse des Lebens - jene der persönlichen Existenz und in etwa auch die entscheidenden Stunden der Geschichte - erscheinen mir als Anrufe, die Gott an die Menschen richtet, sich der Wahrheit zu stellen; und gleichzeitig sind sie Gelegenheiten für uns Christen, durch Werke und Worte mit Hilfe der Gnade zu verkünden, wes Geistes wir sind (VgI. Lk 9,55).

Jede Generation von Christen muß ihre eigene Zeit erlösen und heiligen. Hierzu müssen sie die Sorgen ihrer Mitmenschen verstehen und teilen, damit sie ihnen mit der Sprachengabe näherbringen können, wie sie auf das Wirken des Heiligen Geistes und auf den stets überfließenden Reichtum des göttlichen Herzens antworten können. Uns Christen fällt in unserer Zeit die Aufgabe zu, der Welt, in der wir sind und leben, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, die alt und zugleich immer neu ist.

Es stimmt nicht, daß die Menschen von heute - im allgemeinen, insgesamt - verschlossen oder gleichgültig wären für alles, was der christliche Glaube über Schicksal und Sein des Menschen lehrt; es ist nicht wahr, daß der Mensch unseres Zeitalters nur an das Irdische denkt und den Himmel vergißt. Auch wenn es nicht an in sich verschlossenen Ideologien und deren Verfechtern fehlt, finden wir in unserer Zeit neben Gemeinheit große Ideale, neben Feigheit Heroismus, neben Enttäuschung Sehnsucht; es gibt Menschen, die von einer neuen, gerechteren und menschlicheren Welt träumen, und Menschen, die, vielleicht aus Enttäuschung über das Scheitern ihrer ursprünglichen Ideale, zu egoistischer Ruhe Zuflucht nehmen oder dem Irrtum verhaftet bleiben.

Allen diesen Menschen, überall, wo sie sind, und gleichgültig, ob wir sie in einem Augenblick des Jubels oder einer Niederlage antreffen, müssen wir die feierlichen und bestimmten Worte des Apostels Petrus in der Zeit nach Pfingsten zurufen: Christus ist der Eckstein, der Erlöser, die Fülle unseres Lebens, denn außerhalb von Ihm ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen (Apg 4,12).

*Homilie, gehalten am 28. Mai 1964, Fronleichnam

Heute, am Fronleichnamsfest, betrachten wir gemeinsam die Tiefe der Liebe, die Christus dazu führte, unter den sakramentalen Gestalten verborgen zu bleiben; es ist, als würden wir mit unseren eigenen Ohren hören, wie der Herr die Volksmenge lehrt: Ein Sämann ging aus zu säen. Beim Säen fiel einiges auf den Weg, und die Vögel kamen und pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erde hatte. Es schoß schnell auf, weil es nicht tief in der Erde lag. Als aber die Sonne heraufstieg, wurde es versengt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Wieder anderes fiel unter die Dornen. Die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es. Anderes fiel auf gutes Erdreich und brachte hundertfältige, sechzigfältige, dreißigfältige Frucht (Mt 13,3-8).

Heute ist es nicht anders. Auch heute wirft der göttliche Sämann den Samen aus. Das Werk der Erlösung setzt sich fort, und der Herr will sich dabei unser bedienen: Er will, daß wir Christen alle Wege der Erde seiner Liebe erschließen; Er fordert uns auf, die göttliche Botschaft durch Lehre und Beispiel bis in die letzten Winkel der Erde zu tragen. Er bittet uns, daß wir, als Glieder der Kirche und des Staates, unseren Aufgaben treu nachkommen, daß jeder von uns ein zweiter Christus wird durch die Heiligung seiner beruflichen Arbeit und der Pflichten des eigenen Standes.

Wenn wir um uns schauen in dieser Welt, die wir lieben, weil sie ein Werk Gottes ist, stellen wir fest, wie sich das Gleichnis erfüllt: Das Wort Jesu Christi ist fruchtbar, es ruft in vielen Seelen den Wunsch nach Hingabe und Treue wach. Das Leben und Verhalten derer, die Gott dienen, hat die Geschichte verändert. Selbst viele, die den Herrn nicht kennen, richten sich - ohne es vielleicht zu wissen - nach Idealen, die dem Christentum entstammen.

Wir sehen aber auch, daß ein Teil des Samens auf unfruchtbares Erdreich oder unter Dornen und Disteln fällt, daß es Herzen gibt, die sich dem Licht des Glaubens verschließen. Die Ideale des Friedens, der Versöhnung, der Brüderlichkeit werden wohl akzeptiert und verkündet, aber nicht selten durch die Tat verleugnet. Einige Menschen setzen vergeblich alles daran, die Stimme Gottes zum Schweigen zu bringen, und sie versuchen, ihre Resonanz gewaltsam oder durch eine Waffe, die weniger vernehmbar, aber grausamer ist, weil sie den Geist einschläfert, zu unterbinden: durch die Gleichgültigkeit.