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Es gibt 3 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Familie → familiäre Pflichten .

Die Eltern erziehen in erster Linie durch ihr persönliches Verhalten. Die Söhne und Töchter erwarten von ihren Eltern wesentlich mehr als nur eine Erweiterung ihres noch beschränkten Wissens oder einige mehr oder weniger gute Ratschläge. Sie suchen in ihnen das Zeugnis für den Wert und den Sinn des Lebens, das sich greifbar vor ihren Augen verwirklicht und, auf die Dauer gesehen, in allen Situationen des Lebens gültig bleibt.

Müßte ich den Eltern einen Rat geben, würde ich ihnen vor allem dies sagen: Laßt eure Kinder sehen - sie sehen es ohnehin von klein auf und bilden sich ihr Urteil darüber, macht euch da keine Illusionen -, daß ihr euch bemüht, im Einklang mit eurem Glauben zu leben; daß Gott nicht nur auf euren Lippen, sondern auch in euren Werken ist, daß ihr euch bemüht, aufrichtig und loyal zu sein, daß ihr euch und sie wirklich gern habt.

So tragt ihr am besten dazu bei, aus ihnen wirkliche Christen zu machen, rechtschaffene Männer und Frauen, die fähig sind, mit Aufgeschlossenheit die Situationen zu meistern, vor die sie das Leben stellt, ihren Mitmenschen zu dienen und an ihrem Ort in der Gesellschaft ihren Beitrag zur Lösung der drängenden Menschheitsprobleme zu leisten.

Hört euren Kindern gut zu und widmet ihnen auch eure Zeit. Vertraut ihnen, glaubt ihnen, was sie euch sagen, auch wenn sie euch manchmal hintergehen; erschreckt nicht über ihr Aufbegehren, denn auch ihr wart in ihrem Alter mehr oder weniger rebellisch. Kommt ihnen auf halbem Wege entgegen und betet für sie; wenn ihr christlich handelt, könnt ihr euch darauf verlassen. daß eure Kinder sich mit ihrer natürlichen Neugierde an die Eltern und nicht an einen herzlosen und brutalen "Freund" wenden. Sie werden euer Vertrauen und euer freundschaftliches Verhalten mit Aufrichtigkeit erwidern. Und das ist der Frieden in der Familie, das ist das christliche Leben, auch wenn kleine Streitereien und Mißverständnisse nicht ausbleiben werden.

Wie werde ich das Glück dieser Ehe beschreiben, fragt ein Autor der ersten christlichen Jahrhunderte, die die Kirche eint, die die Hingabe bestätigt, die der Segen besiegelt, die die Engel verkünden und die Gott der Vater als gültig annimmt? Beide Ehegatten sind wie Brüder, wie gegenseitige Diener, ohne jegliche Trennung untereinander, sei es im Fleisch oder im Geist. Denn sie sind wahrhaft zwei in einem Fleisch, und wie es nur ein Fleisch gibt, darf es nur einen Geist geben. Im Anblick dieser Stätten freut sich Christus und schickt ihnen seinen Frieden; wo zwei sind, da ist auch Er, und wo Er ist, da gibt es keinen Platz für das Böse (Tertullian, Ad uxorem, 1,2,9 [PL 1, 1302]).

Josef hat so von Jesus gelernt, nach der Art Gottes zu leben. Aber ich wage zu sagen, daß er im Menschlichen den Sohn Gottes in vielem unterwiesen hat. Die Bezeichnung Stiefvater, die man gelegentlich für Josef braucht, hat etwas Unbefriedigendes, da man meinen könnte, die Beziehungen zwischen Josef und Jesus seien kühl und äußerlich gewesen. Freilich lehrt uns der Glaube, daß Josef dem Fleische nach nicht der Vater Jesu war, aber es gibt nicht nur diese Vaterschaft.

In einer Predigt des heiligen Augustinus lesen wir: Josef steht die Anrede "Vater" nicht nur zu, sondern er verdient sie mehr als irgendein anderer. Und später heißt es: Wieso war er Vater? Er war in einem um so tieferen Sinn Vater, als seine Vaterschaft keuscher war. Einige glaubten, daß er auf gleiche Weise Vater unseres Herrn Jesus Christus geworden sei, wie es andere Väter geworden sind, die ihre Kinder nicht nur als Frucht ihrer geistigen Zuneigung sondern auch dem Fleisch nach hervorgebracht haben. Deshalb sagt der heilige Lukas: Man glaubte, daß er der Vater Jesu sei. Warum sagt er nur: Man glaubte? Weil einerseits Gedanken und Urteil der Menschen sich auf das beziehen, was üblicherweise unter den Menschen geschieht, und andererseits der Herr nicht aus den Lenden Josefs hervorgegangen ist. Zweifellos aber wurde der Frömmigkeit und der tätigen Liebe Josefs aus der Jungfrau Maria ein Sohn geboren, der Sohn Gottes war (Augustinus, Sermo, 51, 20 [PL 38, 351]).

Josef liebte Jesus wie ein Vater seinen Sohn liebt. Er gab Ihm sein Bestes. Er hat das Kind gepflegt, wie ihm aufgetragen war, und aus Ihm einen Handwerker gemacht, er hat Ihm seinen Beruf mitgegeben. Deshalb nennen Ihn die Leute aus Nazareth sowohl faber als auch fabri filius: Handwerker und Sohn eines Handwerkers (Mk 6,3; Mt 13,55). Jesus arbeitete mit Josef in dessen Werkstatt. Wie mag Josef gewesen sein, was mag die Gnade in ihm gewirkt haben, um ihn fähig zu machen, den Sohn Gottes im Menschlichen zu unterweisen?

Es muß wohl so gewesen sein, daß Jesus in seiner Arbeitsweise, in seinem Charakter und in seiner Redeweise Josef ähnlich war. Die Kindheit und die Jugend Jesu, sein Umgang mit Josef werden sich später im Leben des Herrn widerspiegeln: in seinem Wirklichkeitssinn, in seiner Art, sich zu Tisch zu setzen und das Brot zu brechen, in seiner Vorliebe für die konkrete Darstellung der Lehre anhand alltäglicher Beispiele.

Wir können dieses Geheimnis unmöglich übersehen. Da ist Jesus, ein Mensch, der in seinem Sprechen den Tonfall seiner Landsleute hat, ein Mensch, der im Aussehen dem Handwerker Josef ähnelt - und dieser Mensch ist Gottes Sohn. Kann überhaupt jemand Gott etwas lehren? Und doch ist dieser Jesus wirklicher Mensch und lebt wie alle anderen: zuerst als Kind, dann als Jugendlicher, als Lehrling in Josefs Werkstatt, und später als erwachsener Mann in der Fülle des Alters. Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Wohlgefallen vor Gott und den Menschen (Lk 2,52).