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Es gibt 3 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Erscheinung des Herrn.

*Homilie, gehalten am 6. Januar 1956

Vor nicht allzu langer Zeit sah ich ein Marmorrelief mit der Anbetung des Kindes in der Krippe durch die Weisen aus dem Morgenland. Als Rahmen umgaben es andere Darstellungen: vier Engel jeweils mit einem Symbol: der eine mit einem Diadem, ein anderer mit einem vom Kreuz gekrönten Erdball, der dritte mit einem Schwert und der vierte mit einem Zepter. Diese vertrauten Zeichen veranschaulichen sehr eindrucksvoll das Ereignis, das wir heute feiern. Weise Männer - der Überlieferung nach waren es Könige - werfen sich vor dem Kinde nieder, nachdem sie in Jerusalem gefragt haben: Wo ist der neugeborene König der Juden? (Mt 2,2)

Bewegt von derselben Frage, betrachte auch ich jetzt Jesus, der in einer Krippe liegt (Lk 2,12), an einem Ort, der eigentlich nur für Tiere bestimmt ist. Wo, Herr, ist Deine Königswürde, wo sind Diadem, Schwert und Zepter? Sie stehen Ihm zu, doch Er will sie nicht; Er herrscht in Windeln gewickelt. Er ist ein wehrloser König, der sich uns in der Hilflosigkeit eines kleinen Kindes zeigt. Drängen sich da nicht die Worte des Apostels auf: Er entäußerte sich selbst, da Er Knechtsgestalt annahm? (Phil, 2,7)

Der Herr hat Fleisch angenommen, um uns den Willen des Vaters kundzutun. Und bereits hier, in der Wiege, unterweist Er uns. Jesus Christus sucht uns durch eine Berufung, durch eine Berufung zur Heiligkeit, damit wir mit Ihm die Erlösung vollenden. Betrachtet den ersten Punkt seiner Lehre: Die uns anvertraute Miterlösung verwirklichen wir nicht dadurch, daß wir über unsere Mitmenschen zu triumphieren suchen, sondern durch den Sieg über uns selbst. Wie Christus müssen wir uns selbst entäußern, uns als Diener der anderen sehen, um sie Gott näher zu bringen.

Wo ist der König? Ist es nicht so, daß Jesus nirgends herrschen will als in den Herzen, in deinem Herzen? Deswegen wurde Er ein Kind. Denn wer liebt nicht ein so kleines Geschöpf? Wo ist der König? Wo ist Christus, den der Heilige Geist in unserer Seele Gestalt gewinnen lassen will? Nicht im Stolz, der uns von Gott trennt, nicht in der Lieblosigkeit, die uns isoliert. Dort kann Christus nicht sein, denn dort ist der Mensch allein.

Zu Füßen des Kindes, vor einem König ohne äußere Zeichen seiner Würde, könnt ihr Ihm am Tag der Epiphanie sagen: Herr, befreie mein Leben von allem Stolz, durchbreche meine Eigenliebe, diesen Drang, mich um jeden Preis durchsetzen zu wollen und den anderen meinen Willen aufzuzwingen. Gib, daß die Vereinigung mit Dir die Grundlage meines persönlichen Lebens werde.

Der Weg des Glaubens

Mit Christus eins werden ist sicher nicht leicht; aber auch nicht so schwer, wenn wir leben, wie der Herr es uns gelehrt hat: Wenn wir täglich unsere Zuflucht zu seinem Wort nehmen, wenn wir unser ganzes Leben durchdringen lassen von der sakramentalen Wirklichkeit der Eucharistie, die Er uns als Speise hinterlassen hat; denn der Weg des Christen ist ein gangbarer Weg, wie es in einem alten Lied meines Landes heißt. Gott hat uns klar und unmißverständlich gerufen. Wie die weisen Könige haben wir am Himmel unserer Seele einen Stern entdeckt als Licht und Wegweiser.

Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, Ihn anzubeten (Mt 2,2). Dasselbe haben auch wir erfahren. Auch wir haben gemerkt, wie nach und nach in unserer Seele ein neuer Glanz erstrahlte: das Verlangen, ganz und gar Christ zu sein. Wenn ihr mir den Ausdruck erlaubt: es war unsere Sehnsucht, Gott ganz ernst zu nehmen. Würde jeder von euch in diesem Augenblick laut erzählen, wie im Innersten seine übernatürliche Berufung zu keimen begann, wir anderen wären alle der festen Meinung, daß alles das Wirken Gottes war. Danken wir Gott dem Vater, Gott dem Sohn, Gott dem Heiligen Geist und der heiligen Maria, durch deren Vermittlung wir alle Wohltaten des Himmels empfangen, für dieses Geschenk, das neben dem Glauben das größte ist, das der Herr einem Geschöpf gewähren kann: das beharrliche Streben nach der Fülle der Liebe, in der Überzeugung, daß die Heiligkeit inmitten der beruflichen und gesellschaftlichen Aufgaben nicht nur möglich, sondern auch nötig ist.

Seht, mit welchem Feingefühl uns der Herr einlädt. Er spricht mit menschlichen Worten, wie ein Verliebter: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen… Mein bist du (Jes 43,1). Gott, der die Schönheit ist, die Größe und die Weisheit, sagt uns, daß wir sein sind, daß Er uns auserwählt hat, um uns seine unendliche Liebe entgegenzubringen. Ein aufrechtes Glaubensleben ist erforderlich, um dieses herrliche Geschenk nicht zu vergeuden, das die Vorsehung uns anvertraut hat. Ein Glaube wie der jener Könige, die davon überzeugt waren, daß weder die Wüste noch Unwetter, noch die Ruhe der Oasen uns daran hindern können, das ewige Bethlehem zu erreichen, das endgültige Leben mit Gott.

Der Weg des Glaubens ist ein Weg des Opfers. Die christliche Berufung entfernt uns nicht von unserem Platz, aber sie fordert von uns, alles das aufzugeben, was der Liebe zu Gott im Wege steht. Das aufgehende Licht ist nur der Anfang. Wir müssen ihm folgen, wenn wir wollen, daß sein Schein für uns zum Stern, ja zur Sonne selbst werden soll. Der heilige Chrysostomus schreibt: Solange die Weisen noch in Persien waren, sahen sie nichts weiter als einen Stern. Als sie jedoch ihre Heimat verließen, sahen sie die Sonne der Gerechtigkeit selbst. Man kann sagen, sie hätten den Stern nicht weiter gesehen, wenn sie in ihrem Land geblieben wären. Auch wir wollen uns beeilen! Und wenn uns alle daran hinderten, wir wollen zum Haus dieses Kindes laufen (Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae, 6,5 [PG 57, 78]).

Festigkeit in der Berufung

"Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, Ihn anzubeten." Als der König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem (Mt 2,2-3). Noch heute wiederholt sich dieses Geschehen. Angesichts der Größe Gottes, angesichts der mit menschlichem Ernst und tiefer christlicher Überzeugung getroffenen Entscheidung, den eigenen Glauben konsequent zu leben, gibt es immer wieder Leute, die sich darüber wundern, ja, die empört und fassungslos sind. Man könnte sagen, sie kennen keine andere Wirklichkeit als jene, die in ihren beschränkten Horizont paßt. Wenn sie das großzügige Verhalten anderer, die den Ruf des Herrn vernommen haben, wahrnehmen, lächeln sie abschätzig, erschrecken oder richten - dies in Fällen, die geradezu pathologisch anmuten - ihr ganzes Bemühen darauf, einen Menschen, der sich in seinem Gewissen frei für eine heilige Sache entschieden hat, an seinem Weg zu hindern.

Ich selbst habe gelegentlich so etwas wie eine allgemeine Mobilmachung gegen jene erlebt, die sich entschlossen haben, ihr ganzes Leben in den Dienst für Gott und den Nächsten zu stellen. Manche meinen, der Herr dürfe nicht berufen, wen Er wolle, ohne vorher ihre Erlaubnis eingeholt zu haben. Obendrein sind sie noch der Überzeugung, der Mensch sei nicht der vollkommenen Freiheit fähig, die Liebe mit einem Ja aufzunehmen oder auch zurückzuweisen. Für jene, die so denken, ist das übernatürliche Leben einer Seele völlig zweitrangig. Zwar sind auch sie der Meinung, man müsse sich darum kümmern, jedoch unter der Voraussetzung, daß Annehmlichkeiten und die Befriedigung der Bedürfnisse des menschlichen Eigennutzes garantiert sind. Was würde wohl, wäre das richtig, vom Christentum noch übrigbleiben? Sollen wir die liebevollen und zugleich fordernden Worte Jesu nur hören, oder sollen wir sie hören und verwirklichen? Er sagte: Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! (Mt 5,48)

Unser Herr richtet sich an alle Menschen, damit sie Ihn suchen, damit sie heilig seien. Er ruft nicht nur die Könige aus dem Morgenland, die weise und mächtig waren. Vorher bereits hatte Er zwar keinen Stern, doch einen seiner Engel zu den Hirten gesandt (Vgl. Lk 2,9). Aber alle, ob arm oder reich, ob weise oder weniger weise, müssen in ihrer Seele die demütige Bereitschaft wachhalten, auf die Stimme Gottes zu hören.

Seht doch, wie es Herodes erging: Er war einer der Mächtigen dieser Erde und konnte sich die Mitarbeit von Gelehrten zunutze machen: Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und legte ihnen die Frage vor, wo der Messias geboren werden sollte (Mt 2,4). Aber seine Macht und sein Wissen sind für sein verhärtetes Herz nur Mittel zum Bösen: zum sinnlosen Wunsch, Gott zu vernichten, zur Verachtung des Lebens einer Handvoll unschuldiger Kinder.

Im Evangelium lesen wir weiter: Sie antworteten ihm: "Zu Bethlehem in Judäa. Denn so steht beim Propheten geschrieben: Du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter Judas Fürstenstädten. Denn aus dir soll hervorgehen der Fürst, der mein Volk Israel regieren wird" (Mt 2,5-6). Wir dürfen diese Details der göttlichen Barmherzigkeit nicht übersehen: Der die Welt erlösen wollte, wird in einem entlegenen Dorf geboren. Und, wie die Schrift nachdrücklich wiederholt, bei Gott gibt es kein Ansehen der Person (Vgl. 2 Chr 19,7; Röm 2,11; Eph 6,9; Kol 3,25 usw.). Um einen Menschen zu einem Leben in Übereinstimmung mit dem Glauben zu berufen, achtet Er weder auf Reichtum noch auf Herkommen, noch auf Wissenschaft. Die Berufung geht jeglichem Verdienst voraus. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er schließlich über dem Ort stehenblieb, wo das Kindlein war (Mt 2,9).

Die Berufung ist das erste; bevor wir überhaupt wissen, wie wir uns an Ihn wenden können, liebt Gott uns schon und schenkt uns die Liebe, mit der wir Ihm antworten können. Gottes väterliche Güte kommt uns entgegen (Ps 78, 8). Unser Herr ist viel mehr als nur gerecht: Er ist barmherzig. Er wartet nicht, bis wir zu Ihm kommen. Er kommt uns zuvor mit untrüglichen Erweisen seiner väterlichen Liebe.