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Es gibt 2 Nummer in «Christus begegnen » deren Stichwort lautet Reue.

*Homilie, gehalten am 2. März 1952, 1. Fastensonntag

Die Fastenzeit hat begonnen, eine Zeit der Buße, der Läuterung, der Umkehr. Leicht ist diese Aufgabe nicht. Christsein ist kein bequemer Weg: Es ist nicht damit getan, der Kirche anzugehören und dann einfach Jahr um Jahr verstreichen zu lassen. Die erste Bekehrung - ein einmaliger, unvergeßlicher Augenblick, in dem wir klar erkannt haben, was Gott von uns erwartet - ist in unserem Leben, im Leben des Christen, sehr wichtig; aber noch wichtiger und schwieriger sind alle anderen Bekehrungen, die der ersten folgen. Und um das Wirken der Gnade in diesen späteren Bekehrungen zu erleichtern, müssen wir die Seele jung erhalten, den Herrn anrufen, hellhörig sein, um Falsches in uns zu entdecken, und um Verzeihung bitten.

Invocabit me et ego exaudiam eum, lesen wir in der Liturgie dieses Sonntags (Ps 90,15 {Introitus der heiligen Messe]): Wenn ihr zu mir ruft, werde ich euch erhören, sagt der Herr. Betrachtet die Sorge des Herrn um uns: Er ist immer bereit, uns zu erhören, Er ist immer offen für das Wort des Menschen. Er ist immer für uns da, aber besonders jetzt, da unser Herz willig ist und entschlossen, sich zu läutern, wird Er die Bitten eines zerknirschten und demütigen Herzens (Ps 50,19)nicht verschmähen.

Er erhört uns, um dann einzugreifen, sich in unser Leben einzumischen, uns vom Bösen zu befreien und mit Gutem zu überhäufen: Eripiam eum et glorificabo eum (Ps 90,15 [Introitus der heiligen Messe]), sagt Er vom Menschen, ich will ihn befreien und verherrlichen. Hoffnung also auf die Herrlichkeit: wieder stehen wir hier, wie schon so oft, am Beginn jenes inneren Weges, der das geistliche Leben ist. Die Hoffnung auf diese Verherrlichung festigt unseren Glauben und entzündet unsere Liebe. Die drei göttlichen Tugenden, die uns unserem Vater Gott ähnlich machen, beginnen sich auf diese Art zu entfalten.

Wie könnten wir die Fastenzeit besser beginnen? Wir erneuern Glauben, Hoffnung und Liebe, und daraus erwächst die Bußgesinnung, das Verlangen nach Läuterung. Die Fastenzeit bietet uns nicht nur die Gelegenheit, mehr äußere Werke der Buße zu tun; bliebe es dabei, dann würde uns die tiefe Bedeutung dieser Zeit für das christliche Leben entgehen, denn diese äußeren Werke müssen, wie gesagt, aus dem Glauben, aus der Hoffnung und aus der Liebe entstehen.

Die Freude ist ein christliches Gut. Einzig bei der Beleidigung Gottes schwindet sie: denn die Sünde ist die Folge des Egoismus, und der Egoismus ist die Ursache der Traurigkeit. Aber selbst dann bleibt die Freude noch in einem Winkel der Seele, denn es steht fest, daß Gott und seine Mutter niemals die Menschen vergessen. Wenn wir umkehren, wenn aus unserem Herzen ein Reueakt aufsteigt, wenn wir uns im heiligen Sakrament der Buße reinigen, dann kommt Gott uns entgegen und verzeiht uns; und es gibt keine Traurigkeit mehr: da ist es angebracht, fröhlich zu sein; denn dieser dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden (Lk 15,32).

Mit diesen Worten schließt das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das wir immer wieder betrachten sollten: Siehe, der Vater kommt dir entgegen; er wird sich zu dir herabbeugen, er wird dir einen Kuß geben, als Unterpfand seiner Liebe und Zärtlichkeit; er wird befehlen, daß man dir ein Kleid, einen Ring und Schuhe reicht. Noch fürchtest du einen Tadel, er aber gibt dir einen Kuß; du hast Angst vor einem zornigen Wort, und er bereitet dir ein Gastmahl (Ambrosius, Expositio Evangelii secundum Lucam, 7 [PL 15, 1540]).

Die Liebe Gottes ist unauslotbar. Wenn Er so mit dem verfährt, der Ihn beleidigt hat, was wird Er dann tun, um seine Mutter zu ehren, die Unbefleckte, Virgo fidelis, die allerheiligste Jungfrau, die allzeit Getreue?

Wenn die Liebe Gottes sich da schon als so groß erweist, wo das Fassungsvermögen des - oft verräterischen - menschlichen Herzens so gering ist, wie wird diese Liebe im Herzen Mariens sein, die dem Willen Gottes niemals auch nur das geringste Hindernis entgegengestellt hat?

Seht, wie das Unvermögen, die unendliche Barmherzigkeit des Herrn mit dem menschlichen Denken zu erfassen, einen Widerhall in der Liturgie des heutigen Tages findet; sie erklärt nicht, sie singt; sie weckt die Phantasie, damit jeder seine Begeisterung in den Lobgesang miteinfließen läßt. Denn keiner von uns vermag in seinen kühnsten Vorstellungen an die Wirklichkeit heranzureichen: Am Himmel erschien ein großes Zeichen! Eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond unter ihren Füßen und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupte (Offb 12,1). Nach deiner Schönheit verlanget den König. Gekleidet in farbige Pracht, wird die Königstochter zum König geführt (Ps 44,12-14).

Die Liturgie wird mit Worten Mariens schließen, in denen sich die größte Demut mit der größten Verherrlichung verbindet: Von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter. Großes hat an mir getan der Mächtige (Lk 1,48-49).

Cor Mariae dulcissimum, iter para tutum; liebenswertestes Herz Mariens, gib uns Kraft und Sicherheit auf unserem Erdenweg; sei du selbst unser Weg, denn du kennst ja den Pfad und die sichere Abkürzung, die über deine Liebe zur Liebe Jesu Christi hinführt.