Nur diese Aphorismen anzeigen

Es gibt 5 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Gerechtigkeit → Arbeit und Dienen.

Hören wir nochmals die Mahnung des heiligen Paulus: So steht denn fest, meine lieben Brüder! Laßt euch nicht wankend machen und seid allezeit voll Eifer im Werk des Herrn! Ihr wißt ja, daß eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist (1 Kor 15,58). Begreift ihr nun, wie viele Tugenden, alle ineinandergewoben, wirksam werden, wenn wir mit dem Willen arbeiten, die Arbeit zu heiligen: Starkmut läßt uns bei unserer Aufgabe ausharren und bewirkt, daß wir vor den selbstverständlich nicht ausbleibenden Schwierigkeiten nicht kapitulieren; Zucht und Maß machen uns fähig, uns vorbehaltlos einzusetzen und Bequemlichkeit und Egoismus zu überwinden; Gerechtigkeit läßt uns auf die Pflichten gegen Gott, gegen die Gesellschaft, gegen die eigene Familie und gegen die Berufskollegen achten; die Tugend der Klugheit ist es, die uns in jedem konkreten Fall die richtige Entscheidung treffen und sie zügig verwirklichen läßt… Und all das - nochmals sei es gesagt - aus Liebe und mit dem lebendigen Gespür dafür, daß wir für die Früchte und für die apostolischen Auswirkungen unserer Arbeit verantwortlich sind.

In Werken besteht die Liebe und nicht in schönen Reden, sagt ein spanisches Sprichwort. Und ich denke, es ist, deutlich genug.

Herr, gewähre uns Deine Gnade. Öffne uns die Tür zur Werkstatt von Nazareth, damit wir dich dort zu betrachten lernen, und neben Dir Maria, Deine heilige Mutter, und Josef, den heiligen Patriarchen, den ich so sehr liebe und verehre, damit wir von euch Dreien das Leben einer heiligen Arbeit lernen. Bewege so unsere armen Herzen, damit wir in der Arbeit des Alltags Dich suchen und Dir begegnen, in dieser Arbeit, die wir nach Deinem Willen in Werk Gottes, in ein Werk der Liebe verwandeln.

Darum mein Rat: Wollt ihr stets Herr über euch selbst bleiben, dann strebt nach einer vollkommenen Loslösung, ohne Angst, ohne Bedenken, ohne Argwohn. Ihr werdet beim Erfüllen eurer persönlichen und familiären Pflichten alle unbedenklichen irdischen Mittel mit lauterer Absicht einsetzen und dabei daran denken, daß ihr Gott, der Kirche, eurer Familie, eurer eigenen beruflichen Arbeit, eurem Land und der ganzen Menschheit dient. Haltet euch immer wieder vor Augen, daß es ja nicht darum geht, ob einer dies hat oder jenes nicht hat, sondern darum, daß wir uns gemäß der Wahrheit unseres christlichen Glaubens verhalten, der uns lehrt, daß die geschaffenen Dinge nur Mittel sind. Wehrt euch also gegen die trügerische Illusion, in ihnen etwas Endgültiges zu sehen: Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie vernichten und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie vernichten, wo keine Diebe einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (Mt 6,19-21).

Wenn ein Mensch sein Glück ausschließlich in den Dingen dieser Welt sucht, vergewaltigt er den vernunftgemäßen Umgang mit ihnen und zerstört die von der Weisheit des Schöpfers gewollte Ordnung. Ich bin hier Zeuge von wahren Tragödien geworden. Das Herz, traurig und unbefriedigt, wandelt dann die Wege eines nie endenden Verdrusses und wird schon auf Erden zum Sklaven, zum Opfer gerade jener Güter, die man mit unzähligen Mühen und Entbehrungen hat ansammeln können. Vor allem aber bitte ich euch: vergeßt niemals, daß Gott in keinem Menschenherzen wohnen kann, das im Schlamm einer ungeordneten, niedrigen, sinnlosen Liebe steckt. Niemandkann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Mt 6,24). Dafür müssen wir uns einer anderen Liebe zuwenden, die uns selig macht (…), nämlich unser Verlangen auf die Schätze dort oben richten (Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae, 63, 3 (PG 58, 607]).

Mit diesen Worten möchte ich bei dir nicht bewirken, daß du nunmehr darauf verzichtest, deine Pflichten zu erfüllen und deine Rechte zu vertreten. Im Gegenteil: Für uns bedeutete ein Zurückweichen an dieser Front meistens nur, daß wir dem Kampf um die Heiligkeit, zu dem Gott uns gerufen hat, feig aus dem Wege gehen. Deshalb bist du im Gewissen verpflichtet, besonders bei deiner Arbeit alles daranzusetzen, daß dir und den Deinen nichts von dem fehlt, was für ein Leben in christlicher Würde angemessen ist. Werde nicht traurig und bäume dich nicht auf, wenn du einmal am eigenen Leibe die Last der Not spüren mußt; aber - ich wiederhole es - setze alle rechtschaffenen Mittel ein, um eine solche Notlage zu überwinden, denn alles andere hieße Gott versuchen. Und während du kämpfst, vergiß nicht: omnia in bonum! - denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten (Vgl. Röm 8,28), auch die Not, auch die Armut. Von nun an gewöhne dich daran, die kleinen Beeinträchtigungen mit Freude hinzunehmen: Unannehmlichkeiten, Kälte, Hitze, den Verzicht auf etwas, das dir notwendig erscheint, die Unmöglichkeit, dich wie und wann es dir lieb wäre zu erholen, den Hunger, die Einsamkeit, den Undank, das Unverständnis, die Ehrabschneidung…

Vater, nimm sie nicht aus der Welt

Wir sind Menschen in der Welt, gewöhnliche Christen im Blutkreislauf der Gesellschaft. Der Herr will uns gerade inmitten unserer beruflichen Arbeit heilig und apostolisch wirksam haben. Er will, daß wir uns selbst in der Arbeit heiligen, daß wir unsere Arbeit heiligen und daß wir anderen helfen, sich durch die Arbeit zu heiligen. Seid davon überzeugt, daß Gott auf euch in dieser eurer Umwelt wartet, wie ein liebender Vater, wie ein liebender Freund. Und macht euch außerdem die Bedeutung eurer mit Verantwortung verrichteten beruflichen Arbeit klar: Sie ist nicht nur das Mittel zu eurem Lebensunterhalt, sondern auch ein unmittelbarer Dienst am Fortschritt der Gesellschaft, ein Mittragen an der Last anderer und eine Gelegenheit, lokale und weltweite Initiativen zu unterstützen, die sich dem Wohl einzelner Menschen oder ganzer in Not lebenden Völker gewidmet haben.

Wir schließen mit einem Gedanken aus dem Evangelium der heutigen heiligen Messe: Sechs Tage vor dem Osterfest kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Dort bereitete man Ihm ein Gastmahl. Martha bediente, und Lazarus gehörte zu denen, die mit Ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund echten, kostbaren Nardenöls, salbte damit Jesu Füße und trocknete Ihm die Füße mit ihren Haaren. Das Haus wurde erfüllt vom Duft des Salböls (Joh 12,1-3). Welch ein leuchtendes Zeichen der Freigebigkeit, diese verschwenderische Art Mariens! Judas - geizig, wie er war, hatte er das genau ausgerechnet - beklagt, daß kostbares Nardenöl im Wert von mindestens dreihundert Denaren (Joh 12,5) vergeudet wurde.

Wahre Loslösung führt zu Großzügigkeit gegenüber Gott und unseren Brüdern. Sie führt dazu, daß wir uns regen, daß wir nach Hilfsquellen suchen und alles aufbieten, um denen zu helfen, die in Not sind. Ein Christ darf sich nicht mit einer Arbeit zufriedengeben, die ihm nur die nötigsten Mittel für sich selbst und seine Familie verschafft: ein weites, großes Herz wird ihn dazu drängen, daß er auch mit zupackt, um anderen zu helfen, und zwar aus Gründen der Nächstenliebe und aus Gründen der Gerechtigkeit, wie Paulus an die Römer schreibt: Mazedonien und Achaja haben es für gut befunden, eine Sammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten. So haben sie es für gut befunden, und sie sind es ihnen auch schuldig. Denn haben die Heiden an deren geistigen Gütern Anteil erhalten, so müssen sie ihnen dafür mit ihren irdischen Gütern dienen (Röm 15,26-27).

Seid also nicht engherzig und knauserig gegen Ihn, der sich so großzügig an uns verausgabt hat, ohne Maß, in der vollkommenen Hingabe. Überlegt einmal: Wieviel kostet es euch eigentlich - auch vom Geld her gesehen -, daß ihr Christen seid? Und vergeßt vor allem nicht: Den fröhlichen Geber liebt Gott. Gott hat die Macht, euch jegliche Gabe in Fülle zukommen zu lassen, daß ihr an allem allzeit völlig genug habt und noch Überfluß, um gute Werke allerart zu tun (2 Kor 9,7-8).

Indes wir während dieser Karwoche dem Leiden Christi näher kommen, wollen wir die allerseligste Jungfrau darum bitten, daß auch wir, wie sie (Vgl. Lk 2,19), fähig werden, diese Lehren in unserem Herzen zu erwägen und zu bewahren.