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Es gibt 4 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Demut → und Hoffnung.

Es gibt Zeiten, in denen alles verkehrt läuft, alles anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Unwillkürlich möchten wir rufen: Herr, alles bricht mir zusammen, alles stürzt mir ein! Das ist die Zeit umzudenken: Herr, mit Dir zusammen komme ich sicher voran, denn Du bist die Stärke selbst: quia tu es, Deus, fortitudo mea (Ps 42,2), Du, mein Gott, bist meine Stärke.

Bemühe dich, ich bitte dich darum, mitten in deiner Arbeit und in allem, was du tust, die Augen beharrlich auf den Himmel zu richten; denn die Hoffnung ist es, die uns die starke Hand Gottes ergreifen läßt; immer streckt Er sie uns entgegen, damit wir nicht die übernatürliche Sicht verlieren - gerade auch dann, wenn Leidenschaften uns bedrängen, die uns in dem kümmerlichen Schlupfloch des eigenen Ich gefangen halten möchten, oder wenn wir in kindischer Eitelkeit meinen, wir wären der Mittelpunkt der Welt. Ich lebe in der Überzeugung, daß mir niemals etwas gelingen wird, wenn ich nicht auf Jesus blicke. Und ich weiß, daß die Fähigkeit, mich selbst zu besiegen und zu siegen, daher rührt, daß ich daran festhalte: Alles vermag ich dem, der mich stärkt (Phil 4,13). Dieses Wort enthält die unumstößliche Verheißung, daß Gott seine Kinder nicht verläßt, wenn sie Ihn nicht verlassen.

Elend und Verzeihung

Der Herr ist uns, seinen Geschöpfen, so nahe gekommen, daß wir alle im Herzen die Sehnsucht nach Höhe und Weite tragen, daß wir nach kühnem Flug, nach Werken voller Güte verlangen. Wenn ich jetzt in dir diese Sehnsucht neu zu entfachen versuche, dann deshalb, damit dir klar wird, welche Sicherheit der Herr in deine Seele hineingelegt hat: Wenn du Ihn wirken läßt, wirst du da, wo du bist, ein nützliches Werkzeug von ungeahnter Wirksamkeit sein. Dazu ist es aber nötig, daß du dieses in dich gesetzte Vertrauen nicht feige verspielst; sei darum nicht so anmaßend-naiv, daß du die Schwierigkeiten deines christlichen Weges für gering hältst.

Nichts soll uns wundern. Als Folge unserer gefallenen Natur tragen wir in uns in ein Prinzip der Opposition, des Widerstandes gegen die göttliche Gnade: die Wunden der Ursünde, die durch unsere persönlichen Sünden noch tiefer werden. Deshalb müssen all unsere täglichen Anstrengungen voranzuschreiten, unsere ganze praktische Arbeit, tagaus, tagein, die das Göttliche wie das Menschliche widerspiegelt, immer in die Liebe Gottes einmünden; doch gelingt das nur, wenn wir sie in Demut, mit einem zerknirschten Herzen, im Vertrauen auf die göttliche Hilfe und - als hinge alles von uns allein ab - auch unter Aufbietung aller Kräfte tun.

Solange der Kampf andauert - und das wird er, bis der Tod kommt -, mußt du mit der Möglichkeit rechnen, daß der Feind von innen und von außen anstürmen wird; und damit noch nicht genug: daß die Erinnerung an frühere, vielleicht zahlreiche Fehler dich lähmen kann. Aber im Namen Gottes sage ich dir: Gib die Hoffnung nicht auf. Solltest du einmal in eine solche Situation geraten - sie kommt nicht bei jedem vor und sie ist auch kein bleibender Zustand -, dann verwandle sie in einen weiteren Anlaß, dich noch so inniger mit dem Herrn zu vereinigen; denn Er, der dich als seinen Sohn erwählt hat, wird dich nicht verlassen. Er läßt die Prüfung zu, damit du Ihn mehr liebst und deutlicher entdeckst, daß seine Liebe dich ständig beschützt.

Ich wiederhole: Verliere nicht den Mut, denn Christus, der uns am Kreuz verziehen hat, schenkt uns weiterhin seine Vergebung im Sakrament der Buße, und immer haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, und nicht nur für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt (1 Joh 2,1-2), damit wir den Sieg erringen.

Vorwärts, was immer auch geschieht! Ergreife fest die Hand des Herrn und bedenke, daß Gott keine Schlachten verliert. Wenn du dich einmal von Ihm entfernst, dann kehre demütig um, und das heißt: beginnen und immer wieder beginnen, täglich oder sogar oftmals am Tag wie der verlorene Sohn zurückkommen und das reuige Herz in dem Wunder der Liebe Gottes - nicht anderes ist ja die Beichte - aufrichten. Durch dieses wunderbare Sakrament reinigt der Herr deine Seele und erfüllt dich mit Freude und Kraft, damit du im Kampf nicht müde wirst und immer wieder zu Gott heimkehrst, mag dir auch alles finster erscheinen. Außerdem beschützt dich die Mutter Gottes, die auch unsere Mutter ist; ihre mütterliche Sorge gibt deinen Schritten Halt.

Gott wird niemals müde zu verzeihen

In der Heiligen Schrift heißt es, daß sogar der Gerechte siebenmal am Tage fällt (Spr 24,16). Jedesmal wenn ich diese Worte lese, bin ich im Herzen tief getroffen aus Liebe und aus Schmerz. Denn einmal mehr begegnet uns der Herr mit einem göttlichen Hinweis auf die Unendlichkeit seiner Barmherzigkeit, seiner Sanftmut, seiner Milde. Seid gewiß, Gott will unsere Erbärmlichkeiten nicht, aber Er ignoriert sie auch nicht, Er rechnet mit ihnen, damit wir uns heiligen.

Tief getroffen aus Liebe, sagte ich eben. Betrachte ich nämlich mein Leben aufrichtig, dann merke ich: Ich bin nichts, ich habe nichts, ich vermag nichts, ich tauge nichts - ich bin ein Nichts! Aber Er ist Alles, und zugleich ist Er mein, und ich bin sein, denn Er weist mich nicht ab. Er hat sich für mich hingegeben. Habt ihr je eine größere Liebe gesehen?

Und tief getroffen bin ich auch aus Schmerz: Ich prüfe mein Verhalten und erschrecke angesichts der Unzahl meiner Nachlässigkeiten. Ich brauche mir nur die paar Stunden, seitdem ich heute morgen aufgestanden bin, zu vergegenwärtigen: wieviel Mangel schon an Liebe und an Treue. Das schmerzt mich wirklich, aber es raubt mir nicht den Frieden. Ich werfe mich vor Gott nieder und sage Ihm klar, wie es mit mir steht. Sofort verspüre ich die Sicherheit seines Beistandes und höre im Grunde meines Herzens, wie Er mir langsam sagt: Meus es tu (Jes 43,1), du bist mein! Ich wußte, wie du bist, und ich weiß es: Vorwärts also!

Es kann gar nicht anders sein: Wenn wir uns ständig in die Gegenwart Gottes versetzen, wird unser Vertrauen wachsen, weil wir merken, daß seine Liebe und sein Ruf immer lebendig bleiben, denn Gott ermüdet niemals in seiner Liebe zu uns. Die Tugend der Hoffnung ist es, die uns lehrt, daß wir ohne Ihn nicht einmal die kleinste Pflicht erfüllen können. Mit Ihm aber, mit seiner Gnade, vernarben unsere Wunden; mit seiner Kraft umhüllt, vermögen wir den Angriffen des Feindes zu widerstehen und besser zu werden. Summa summarum: Das Bewußtsein, daß wir nur wie zerbrechliche Töpferware sind, wird uns vor allem dazu bringen, unsere Hoffnung immer fester in Christus Jesus zu verankern.

Mischt euch oft unter die Gestalten des Neuen Testaments. Nehmt voller Glück jene ergreifenden Episoden vom göttlichen und menschlichen Handeln und Sprechen des Meisters in euch auf, wenn Er die wunderbaren Parabeln von der Vergebung und von der ständig bleibenden Liebe zu seinen Kindern erzählt. Auch heute ahnen wir in der ständigen Aktualität des Evangeliums etwas vom Himmel: Es wird vernehmbar, spürbar, ja mit Händen greifbar, daß Gott uns beschützt; und dieser göttliche Schutz wird immer deutlicher, je mehr wir trotz unseres Stolperns voranschreiten, beginnen und immer wieder beginnen - denn darin besteht das innere Leben, das sich aus der Hoffnung auf Gott nährt.

Ohne den echten Eifer, die inneren und äußeren Hindernisse überwinden zu wollen, wird uns der Siegeskranz nicht zuteil. Wer im Ringkampf auftritt, erhält nur dann den Siegeskranz, wenn er ordnungsgemäß kämpft (2 Tim 2,5). Der Kampf wäre nicht ordnungsgemäß, wenn es keinen Gegner gäbe, gegen den man antritt. Wenn es daher keinen Gegner gibt, gibt es keinen Kranz, denn wo kein Besiegter ist, kann es keinen Sieger geben (Gregor von Nyssa, De perfecta christiani forma, (PG 46, 286]).

Die Widerwärtigkeiten nehmen uns also nicht den Mut, sondern sie spornen uns an, als Christen zu wachsen: Der Kampf heiligt uns und macht unsere apostolische Arbeit wirksamer. Wenn wir betrachten, wie Jesus Christus, zuerst im Ölgarten und dann in der schmachvollen Verlassenheit des Kreuzes, den Willen des Vaters annimmt und liebt, während das ungeheuerliche Gewicht der Passion auf Ihm lastet, dann wird uns deutlich, daß Ihm nachzufolgen, für einen guten Jünger auch einschließt, den Rat des Herrn ernstzunehmen: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und so folge er mir (Mt 16,24). Darum halte ich die Bitte Herr, kein Tag ohne Kreuz! für sehr gut. Mit Hilfe der Gnade wird sich so unser Charakter festigen, und Gott wird uns gebrauchen können, trotz unseres Elends.

Verstehst du? Wenn du einen Nagel in die Wand schlägst und auf keinen Widerstand stößt, wie kannst du an ihm etwas aufhängen? Wenn wir nicht mit Gottes Beistand, durch das Opfer stärker werden, können wir niemals taugliche Werkzeuge des Herrn sein. Wenn wir uns dagegen entschließen, die Widerwärtigkeiten aus Liebe zu Gott freudig zu nutzen, wird es uns nicht schwer fallen, das Mühsame und Unangenehme, das Harte und Unbequeme mit dem Ausruf der Apostel Jakobus und Johannes hinzunehmen: Wir können es! (Mk 10,39)