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Es gibt 6 Nummer in «Freunde Gottes » deren Stichwort lautet Starkmut, Tapferkeit  → Starkmut und Hoffnung.

Irdische Hoffnungen und christliche Hoffnung

Mit monotoner Beharrlichkeit wiederholen viele den schon sattsam bekannten Spruch, die Hoffnung sei das letzte, was man verliere; so als könnte man sich auf die Hoffnung herausreden, um, Probleme und Gewissen verdrängend, den gewohnten Trott fortzusetzen, oder als wäre sie ein Freibrief, um die notwendige Korrektur des eigenen Verhaltens auf unbestimmte Zeit aufzuschieben und den Kampf um höhere Ziele, vor allem aber um das höchste Ziel, die Vereinigung mit Gott, auf später zu vertagen.

Hier scheint mir eine Verwechslung der Hoffnung mit der Bequemlichkeit vorzuliegen. Denn im Grunde besteht dabei nicht der geringste Wunsch, ein wirkliches Gut zu erobern, weder ein geistiges noch ein legitimes materielles Gut. Das höchste Verlangen mancher Menschen richtet sich nur darauf, alles zu umgehen, was die scheinbare Ruhe einer mittelmäßigen Existenz stören könnte. Ängstlich, kleinlaut und faul, ist die Seele bis zum Rande ausgefüllt von mehr oder minder feingesponnenen egoistischen Regungen; sie gibt sich damit zufrieden, daß die Tage sine spe nec metu - ohne Hoffnung und Furcht - verrinnen, ohne Ideale, die Anstrengung kosten, und ohne die Lästigkeit des Kampfes. Nur eins zählt: das Risiko der Blamage und der Tränen zu vermeiden. Wie aussichtslos ist es, etwas zu erlangen, wenn man, aus Angst vor den Mühen des dazu notwendigen Kampfes, den Wunsch, es zu besitzen, schon aufgegeben hat!

Man kann auch auf die oberflächliche Haltung derer stoßen, die - oft mit affektiertem Kultur- oder Wissenschaftsgetue - in der Hoffnung lediglich ein dankbares poetisches Thema sehen. Sie sind unfähig, sich aufrichtig mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich für das Gute zu entscheiden; daher verkürzen sie die Hoffnung auf eine Illusion, auf einen utopischen Traum, auf einen bloßen Trost in der Trübsal und Härte des Lebens. Die Hoffnung - eine falsche Hoffnung! - wird für sie zu einer gehaltlosen Laune, die zu nichts führt.

Wo immer wir sind, fordert uns der Herr zur Wachsamkeit auf. Nähren wir in unserer Seele das hoffnungsfrohe Verlangen nach einer Heiligkeit mit Werken, weil der Herr uns darum bittet. Schenke mir, mein Sohn, dein Herz (Spr 23,26), sagt Er uns leise. Höre auf, mit deiner Phantasie Luftschlösser zu bauen, und entschließe dich, Gott deine Seele zu öffnen, denn einzig und allein in Ihm wirst du den tragfähigen Grund für deine Hoffnung und für dein Bemühen finden, den anderen Gutes zu tun. Wenn man nicht gegen sich selbst kämpft und die Feinde, die in die innere Festung eindringen, nicht entschieden verjagt - den Stolz, den Neid, die Begierlichkeit des Fleisches und der Augen, die Selbstgerechtigkeit und das törichte Verlangen nach zügelloser Freiheit -, wenn man also keine inneren Schlachten schlagen will, dann verwelken die edelsten Ideale gleich der Blume auf der Au. Die Sonne geht auf mit ihrer Glut und versengt das Gras. Seine Blüte verwelkt, und ihr schöner Anblick ist dahin (Jak 1,10-11). Aus kleinsten Ritzen sprießen dann wie alles überwucherndes Unkraut die Entmutigung und die Traurigkeit hervor.

Christus gibt sich nicht mit dem schwankenden Ja zufrieden. Er will - und Er hat ein Recht darauf -, daß wir entschlossen vorwärtsgehen und daß wir auch dann nicht nachgeben, wenn der Weg einmal schwer wird. Er verlangt feste konkrete Schritte. Allgemeine Vorsätze sind für gewöhnlich von geringem Nutzen, denn sie bleiben zu unbestimmt; ich halte sie deshalb für trügerische Illusionen, die den Ruf Gottes in der Seele ersticken möchten: Irrlichter, die weder zünden noch wärmen und genauso flüchtig, wie sie aufgeflammt sind, wieder verschwinden.

Erst dann bin ich von der Ernsthaftigkeit deiner Absicht, das Ziel zu erreichen, überzeugt, wenn ich sehe, daß du mit Entschiedenheit voranschreitest. Tu das Gute, indem du dich prüfst, wie deine Einstellung bei den gewöhnlichen Arbeiten ist; übe Gerechtigkeit, und zwar in den dir zugänglichen Bereichen, und auch dann, wenn dir die Müdigkeit zusetzt; mache deine Mitmenschen etwas glücklicher, indem du ihnen voller Freude dort dienst, wo du stehst; und erledige deine Arbeit so vollkommen wie nur möglich: mit Einfühlungsgabe, mit einem Lächeln, in christlicher Haltung. Und all das aus Liebe zu Gott und um Ihn zu ehren, den Blick auf Ihn gerichtet und mit der Sehnsucht nach der ewigen Heimat. Das ist das einzige Ziel, das sich wirklich lohnt.

Ich vermag alles

Sage mir nicht, du versuchtest Christus ähnlicher zu werden, Ihn zu erkennen und zu lieben, wenn du nicht kämpfst. Wollen wir die sichere Straße der Nachfolge Christi gehen und als Kinder Gottes handeln, dann wissen wir schon, was auf uns wartet: das Heilige Kreuz, der Garant unserer Hoffnung auf Vereinigung mit dem Herrn.

Schon jetzt im voraus, möchte ich dir sagen, daß der Weg der Nachfolge kein bequemes Unterfangen ist: so zu leben, wie der Herr es will, kostet Anstrengung. Ich lese euch die Stelle vor, in der Paulus die Wagnisse und Leiden aufzählt, die er auf sich nahm, um den Willen Jesu zu erfüllen: Von den Juden empfing ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen. Dreimal wurde ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt. Dreimal erlitt ich Schiffbruch. Einen Tag und eine Nacht trieb ich auf hoher See umher. Oftmals auf Wanderungen: Gefahren auf Flüssen, Gefahren von Räubern, Gefahren von meinem Volke, Gefahren von Heiden, Gefahren in den Städten, Gefahren in der Wüste, Gefahren auf dem Meere, Gefahren von falschen Brüdern. Dazu Mühen und Beschwerden, schlaflose Nächte, Hunger und Durst, viele Fasten, Kälte und Blöße. Von allem anderen abgesehen, liegt auf mir der tägliche Andrang, die Sorge um alle Gemeinden (2 Kor 11,24-28).

Ich möchte das Gespräch mit dem Herrn immer im Blick auf die konkrete Wirklichkeit führen, ohne mir Theorien auszudenken, zu denen für gewöhnlich keine Gelegenheit besteht. Wichtig ist eines: daß wir die Zeit nutzen, die uns durch die Finger rinnt; nach christlichen Maßstäben ist diese Zeit mehr als Geld, sie ist ein Pfand der Herrlichkeit, die uns zuteil werden soll.

Es ist nun ziemlich wahrscheinlich, daß uns in unserem Alltag niemals so schwere und zahlreiche Prüfungen wie im Leben des heiligen Paulus begegnen werden. Wir spüren gemeinen Egoismus, die Prankenhiebe der Sinnlichkeit, sind von einem sinnlosen, lächerlichen Hochmut und von vielen anderen Fehlern geschlagen. Ein einziges Elend. Werden wir darum den Mut verlieren? Nein, denn zusammen mit Paulus können wir dem Herrn sagen: Ich habe Wohlgefallen an meinen Schwachheiten, Mißhandlungen, Nöten, Verfolgungen und Bedrängnissen um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark (2 Kor 12,10).

Mischt euch oft unter die Gestalten des Neuen Testaments. Nehmt voller Glück jene ergreifenden Episoden vom göttlichen und menschlichen Handeln und Sprechen des Meisters in euch auf, wenn Er die wunderbaren Parabeln von der Vergebung und von der ständig bleibenden Liebe zu seinen Kindern erzählt. Auch heute ahnen wir in der ständigen Aktualität des Evangeliums etwas vom Himmel: Es wird vernehmbar, spürbar, ja mit Händen greifbar, daß Gott uns beschützt; und dieser göttliche Schutz wird immer deutlicher, je mehr wir trotz unseres Stolperns voranschreiten, beginnen und immer wieder beginnen - denn darin besteht das innere Leben, das sich aus der Hoffnung auf Gott nährt.

Ohne den echten Eifer, die inneren und äußeren Hindernisse überwinden zu wollen, wird uns der Siegeskranz nicht zuteil. Wer im Ringkampf auftritt, erhält nur dann den Siegeskranz, wenn er ordnungsgemäß kämpft (2 Tim 2,5). Der Kampf wäre nicht ordnungsgemäß, wenn es keinen Gegner gäbe, gegen den man antritt. Wenn es daher keinen Gegner gibt, gibt es keinen Kranz, denn wo kein Besiegter ist, kann es keinen Sieger geben (Gregor von Nyssa, De perfecta christiani forma, (PG 46, 286]).

Die Widerwärtigkeiten nehmen uns also nicht den Mut, sondern sie spornen uns an, als Christen zu wachsen: Der Kampf heiligt uns und macht unsere apostolische Arbeit wirksamer. Wenn wir betrachten, wie Jesus Christus, zuerst im Ölgarten und dann in der schmachvollen Verlassenheit des Kreuzes, den Willen des Vaters annimmt und liebt, während das ungeheuerliche Gewicht der Passion auf Ihm lastet, dann wird uns deutlich, daß Ihm nachzufolgen, für einen guten Jünger auch einschließt, den Rat des Herrn ernstzunehmen: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und so folge er mir (Mt 16,24). Darum halte ich die Bitte Herr, kein Tag ohne Kreuz! für sehr gut. Mit Hilfe der Gnade wird sich so unser Charakter festigen, und Gott wird uns gebrauchen können, trotz unseres Elends.

Verstehst du? Wenn du einen Nagel in die Wand schlägst und auf keinen Widerstand stößt, wie kannst du an ihm etwas aufhängen? Wenn wir nicht mit Gottes Beistand, durch das Opfer stärker werden, können wir niemals taugliche Werkzeuge des Herrn sein. Wenn wir uns dagegen entschließen, die Widerwärtigkeiten aus Liebe zu Gott freudig zu nutzen, wird es uns nicht schwer fallen, das Mühsame und Unangenehme, das Harte und Unbequeme mit dem Ausruf der Apostel Jakobus und Johannes hinzunehmen: Wir können es! (Mk 10,39)

Die Tugend der Hoffnung - dieses Sichersein, daß Gott uns mit seiner Vorsehung und seiner Allmacht leitet und uns alle notwendigen Mittel gibt - vergegenwärtigt uns die immerwährende Güte des Herrn gegenüber den Menschen, dir und mir gegenüber: Er ist immer bereit, uns zu hören, und nie wird Er müde, sich uns zuzuwenden. Er will alles von dir hören: deine Freuden, deine Erfolge und deine Liebe genauso wie deine Nöte, dein Leid und dein Versagen. Hoffe deshalb auf Ihn nicht nur dann, wenn du auf deine Schwäche stößt; wende dich an deinen Vater im Himmel in guten und in schlimmen Lagen, suche unentwegt den Schutz seiner Barmherzigkeit. Es bedarf keiner großen Demut, um wahrzunehmen, daß wir nichts sind, nur eine lange Reihe von Nullen; und doch verwandelt sich diese Einsicht in eine unwiderstehliche Kraft, denn links von den Nullen steht Christus: welch unermeßliche Zahl! Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen sollte ich fürchten (Ps 26,1)?

Gewöhnt euch daran, hinter allen Dingen Gott zu gewahren. Seid euch dessen bewußt, daß Er stets auf uns wartet, uns sieht und mit Recht Treue in der Nachfolge verlangt, ohne daß wir den Platz verlassen, der uns in der Welt zukommt. Gehen wir unseren Weg mit liebevoller Wachsamkeit und mit dem aufrichtigen Wunsch zu kämpfen, damit wir uns unserem göttlichen Begleiter nicht entziehen.

Dieser Kampf eines Kindes Gottes ist nicht von traurigem Verzicht, von trüber Resignation oder von Freudlosigkeit geprägt: er ist vielmehr der Kampf eines Liebenden, der bei der Arbeit und beim Ausruhen, in der Freude und im Leid immer den geliebten Menschen vor Augen hat und sich um dieses Menschen willen gern allen Schwierigkeiten stellt. Bei uns ist es außerdem so - ich möchte das wiederholen -, daß Gott keine Schlachten verliert, mit Ihm im Bunde dürfen wir uns immer Sieger nennen. Das ist meine Erfahrung: Wenn ich treu seinen Bitten folge, dann läßt Er mich lagern auf grünen Auen, zum Ruheplatz am Wasser führt Er mich. Er labt meine Seele. Er leitet mich auf rechten Pfaden in der Kraft seines Namens. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir. Dein Stock und Dein Stab, die sind es, die mich trösten (Ps 22,2-4).

In den Kämpfen der Seele ist die Strategie vielfach eine Frage der Zeit, der geduldigen und beharrlichen Anwendung des rechten Mittels. Immer wieder Gebetsakte der Hoffnung. Denkt daran: In eurem inneren Leben werdet ihr Niederlagen erleiden, ihr werdet Schwankungen erfahren - gebe Gott, daß sie kaum bemerkbar sind -, denn niemand ist frei von solchen Anfechtungen. Aber der Herr, der allmächtig und barmherzig ist, hat uns die geeigneten Mittel gegeben, um siegen zu können. Es genügt, daß wir sie anwenden und entschlossen sind - ich sagte es schon -, wenn nötig immer wieder neu zu beginnen.

Geht wöchentlich - und immer, wenn ihr es nötig habt, aber ohne Skrupel Raum zu geben - zum heiligen Sakrament der Buße, zum Sakrament der göttlichen Vergebung. Mit der Gnade angetan, werden wir die Gebirge durchqueren (Vgl. Ps 103,10) und den steilen Weg der Erfüllung unserer christlichen Pflichten mit Beständigkeit zurücklegen. Wenn wir mit gutem Willen zu diesen Hilfen greifen und den Herrn bitten, Er möge uns Tag für Tag eine stärkere Hoffnung schenken, dann werden wir die ansteckende Freude der Kinder Gottes besitzen: Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns (Röm 8,31)? Optimismus also. In der Kraft der Hoffnung werden wir kämpfen, um den zähen Unrat zu tilgen, den die Säleute des Hasses ausstreuen. Aus einer neuen, freudigen Sicht werden wir die Welt wiederentdecken. Schön und rein ist sie aus den Händen Gottes hervorgegangen, und an uns liegt es - wenn wir zur wirklichen Reue fähig werden -, sie dem Herrn in dieser Schönheit zurückzugeben.